Ungültiger Corona-Test: Boltenhagener darf nicht nach Kanada fliegen

Ein angeblich ungültiger Corona-Test aus dem Abstrichzentrum in Wismar sorgt seit einigen Wochen für Aufregung in Nordwestmecklenburg und im kanadischen Vancouver. Florian Lüskow aus Boltenhagen hatte sich am Freitag, 8. Januar, im Abstrichzentrum am Sana-Hanse-Klinikum in Wismar, testen lassen. Am Sonntag, 10. Januar, sollte sein Flug nach Kanada gehen. Der 31-Jährige schreibt derzeit seine Doktorarbeit am Institut für Ozeane und Fischerei der Universität Britisch Columbia in Vancouver. Über den Jahreswechsel war er bei seiner Familie in Nordwestmecklenburg zu Besuch. Flieger hebt ohne Boltenhagener ab: Wie bei Corona-Testverfahren oft üblich, erhielt Lüskow im Abstrichzentrum einen Code, über den er online auf der Seite des Labors, das mit dem Test beauftragt worden war, sein Testergebnis abrufen konnte. Das negative Ergebnis druckte sich der Doktorand selbst aus, da am Wochenende Abstrichzentren nicht besetzt sind und nur für Notfälle öffnen. In der Annahme, das würde ausreichen. Lesen Sie auch Schulen, Geschäfte, Friseure: Diese Corona-Regeln gelten jetzt in MV Corona: Wird der russische Impfstoff „Sputnik V“ bald in MV verimpft? Rostock sucht kurzfristig junge Menschen für Corona-Impfungen Das erwies sich nach Ankunft am Hamburger Flughafen als Irrtum. Das Testergebnis wurde nicht akzeptiert, Lüskow durfte nicht in den Flieger der Lufthansa einsteigen. Der Doktorand musste seine komplette Planung über den Haufen werfen und konnte erst für Ende Januar einen neuen Flug buchen, inklusive vorher erneut erforderlichem Corona-Test. Inzwischen befindet sich Lüskow wieder in Vancouver, wo er seinen Studienaufenthalt nun endlich fortsetzen kann. Von Kanada aus versucht er, zumindest die durch den Vorfall entstanden Kosten zurückzubekommen. Mehrkosten von über 1000 Euro: Die Gesamthöhe könne er im Moment noch nicht genau beziffern, weil ihm die Rechnungen der beiden Abstriche vom 8. und vom 27. Januar noch nicht vorlägen. „Fest steht aber, dass die Kosten sich bei knapp über 1000 Euro einpendeln werden.“ Dazu zählten, sagt Lüskow, neben Flug- und Abstrichkosten auch die Unterbringungskosten für die Quarantäne, die in Kanada derzeit persönlich gezahlt werden müssen. Vor allen Dingen den Landkreis Nordwestmecklenburg sieht der Wissenschaftler in der Verantwortung. Pressesprecher Christoph Wohlleben widerspricht im Namen der Kreisverwaltung: „Wir möchten darauf hinweisen, dass Herr Lüskow auf private Initiative zum Antritt einer Reise einen Test durchführen ließ und das Gesundheitsamt des Landkreises hier zu keinem Zeitpunkt als Auftraggeber eines Tests oder anderweitig in den Ablauf involviert war.“ Weiterhin, heißt es aus der Kreisverwaltung, dass das Abstrichzentrum in Wismar, das sich lediglich auf dem Gelände der Klinik befindet und dem Landkreis untersteht, keine Testergebnisse selbst veröffentlicht. Dass die Art und Weise, wie Testergebnisse veröffentlicht werden, ausschließlich in Verantwortung des untersuchenden Labors liegt, in diesem Fall das Labor MVZ Westmecklenburg in Schwerin. Labor verweist auf Endbericht: Dr. Antje Schwarz, Fachärztin für Laboratoriumsmedizin und Geschäftsleiterin des Schweriner Labors, kann sich das Vorkommnis am Hamburger Flughafen nicht erklären: „Dass eines unserer Testergebnisse angezweifelt wurde, habe ich noch nie gehört.“ Schwarz betont, dass der Endbericht des Labors internationalen Erfordernissen entspricht, er weise Datum des Tests und alle Daten des Getesteten sowie das Ergebnis auch auf Englisch aus. Wie sich nach Sichtung von Lüskows Unterlagen zeigt, ist dem tatsächlich so. Nur war es eben nicht der sogenannte Endbericht des Labors, den der Doktorand am 10. Januar auf dem Hamburger Flughafen vorlegen konnte, sondern lediglich der auf dem Onlineportal des Labors nach Eingabe der ihm zugewiesenen Nummer ausgegebene Ergebnisbericht: „Test negativ“. Aus datenschutzrechtlichen Gründen weist diese Information tatsächlich keine persönlichen Daten des Getesteten aus und wurde deshalb auch zu Recht nicht am Flughafen akzeptiert. Doktorand macht Kreisverwaltung und Labor verantwortlich: Florian Lüskow ist der Ansicht, dass eine Informationspflicht des Landkreises Nordwestmecklenburg besteht. Dass die Mitarbeiter des Wismarer Abstrichzentrums ihn ausdrücklich darauf hätten hinweisen müssen, dass nur der Bericht, der vom Labor an den Hausarzt gesendet wird, als Beleg für eine Flugreise ausreicht. Dann hätte sich Lüskow noch am Wochenende irgendwie mit seinem Hausarzt in Verbindung gesetzt. Gleichermaßen sieht der Doktorand auch das Schweriner Labor in der Pflicht, seine Webseite mit entsprechenden, leicht auffindbaren Hinweisen zum Sachverhalt zu versehen: „Schließlich bin ich kein Detektiv.“ Wie es zum derzeitigen Zeitpunkt und nach Sichtung aller vorliegenden Fakten aussieht, hat wohl offiziell niemand einen Fehler gemacht. Der Boltenhagener wird vermutlich auf den Mehrkosten, die ihm entstanden sind, sitzen bleiben. Ob er die ganze Angelegenheit von Kanada aus mit einem Anwalt weiterverfolgt, bleibt abzuwarten. Von Michael Prochnow und Annett Meinke