Wohin steuert Grevesmühlen?

Eine stabile Einwohnerzahl, aktuell sind es 10500, eine ideale Lage, eine der geringsten Verschuldungen, ein innovatives Schul- und Energiekonzept, die Auszeichnung als Kommune des Jahres 2017 – das sind nur einige Faktoren, mit denen die Stadt Grevesmühlen von sich reden macht. Und die Bürgermeister Lars Prahler gestern auf dem Unternehmerfrühstück, organisiert vom Unternehmerverband und der Stadt, im Rathaussaal präsentierte. Die Veranstaltung entpuppte sich als ebenso innovativ wie die Ziele der Kommune. So sollten die Teilnehmer – insgesamt waren es mehr als 100 Unternehmer, Vertreter der Verwaltungen und aus der Politik – vier Fragen beantworten. Die drehten sich unter anderem um die Probleme, die es in der Stadt gibt, die Vorteile, die Grevesmühlen zu bieten hat und die Vision, wie und womit die Firmen im Jahr 2030 ihr Geld verdienen. Eine der Antworten: Handwerk. Ebenso könnte Kultur ein Punkt sein, der in zwölf Jahren wirtschaftlich eine Rolle spielt. Oder der Tourismus. Ideen gab es viele gestern Vormittag. Ebenso wie Diskussionen und die bittere Erkenntnis, dass noch viel passieren muss, damit die Ideen keine Visionen bleiben. „90 Prozent unserer Kommunikation mit den Kunden finden per Telefon und über das Internet statt. Aber die Datenleitungen reichen bei weitem nicht aus“, sagte Susanne Egly von der Firma Getriebetechnik Egly im Grünen Weg. „Wir brauchen ein vernünftiges Netz.“ Und zwar nicht nur zu den Gewerbetreibenden. Die Teilnehmer des Unternehmerfrühstücks konnten sich gestern vor Ort davon überzeugen, dass die Metallkonstruktion des Rathaussaales in Sachen Datenschutz hervorragende Arbeit leistet – der Empfang reicht bei den meisten Netzen dort gerade einmal fürs Telefonieren. Wer live etwas von der Veranstaltung posten oder gar eine Email von seinem Handy verschicken wollte – Fehlanzeige. Der digitale Flickenteppich in Grevesmühlen war gestern mehrfach Thema bei den einzelnen Punkten. Bürgermeister Lars Prahler verriet im OZ-Gespräch, dass Grevesmühlen sich bei einem Bundesprojekt beworben habe, das 6000 Kommunen in Deutschland ein freies W-LAN zur Verfügung stellt. „Wir wollen das, und haben die Unterlagen rausgeschickt.“ Die Altersstruktur ist ebenfalls ein wichtiges Thema in der Stadt. Denn fast 3000 Einwohner sind älter als 65. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass sich Alten- und Pflegeheime in der Stadt befinden und barrierefreie Wohnungen derzeit Konjunktur haben. „Das ist eine Entwicklung, auf die wir reagieren müssen“, betonte der Bürgermeister. „Die aber auch Chancen für uns bietet.“ Denn viele der Senioren engagieren sich ehrenamtlich. Norbert Duwe, Unternehmer und ehrenamtlicher Wirtschaftsrat der Stadt Grevesmühlen, brachte es in seiner kurzen Ansprache auf den Punkt. „Löhne anzuheben, um Arbeitsplätze attraktiver zu machen, das ist ein Problem. Denn dieses Geld muss erwirtschaftet werden. Die Nachwuchssorgen bei den Fachkräften betreffen uns alle. Aus meiner Sicht müssen wir mehr Wert auf die Attraktivität der Arbeitsplätze legen. Und da steht nicht das Geld an erster Stelle, sondern die Frage, wie wir unter anderem Arbeitszeiten flexibel gestalten, um Eltern oder Alleinerziehenden entgegenkommen.“ Auch der Klimawandel sei nicht allein ein globales Problem, sondern auch etwas, was die Unternehmer in Grevesmühlen betreffe. „Auch wir müssen uns die Frage stellen, was wir dagegen tun können.“ Die Ergebnisse der angeregten Debatten im Rathaussaal sollen zusammengefasst und veröffentlicht werden. Wie Lars Prahler zum Abschluss betonte, sei jeder einzelne Vorschlag, jede Idee und jeder Kritikpunkt ein kleiner Schritt in eine erfolgreiche Zukunft. „Ich mache mir keine Sorgen um Grevesmühlen, denn wir haben es selbst in der Hand, die Zukunft zu gestalten.“ Das gilt vor allem für die Jugendlichen. Und dass die das Potenzial besitzen, um den Unternehmern und der Politik unter die Arme zu greifen, das zeigten die Schüler der neunten Klassen des Tannenberg-Gymnasiums. Sie hatten gestern die verschiedenen Fragerunden beim Unternehmerfrühstück unterstützt und begleitet. Michael Prochnow

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