700 000-Euro-Investition: Das kann Eutins Super-Drehleiter

Die neue Eutiner Drehleiter ist das modernste feuerwehrtechnische Rettungsgerät in Ostholstein. Im Einsatz unterstützen bis zu 60 Computer den Fahrer und den Maschinisten. Am Freitagabend wurde das 700 000 Euro teure Fahrzeug offiziell in Dienst gestellt. Genau genommen stehe die DLA(K) 23/12 – Drehleiter automatisch mit Korb – bereits seit zwei Wochen im Fuhrpark, berichtet Ortswehrführer Jörg Böckenhauer. Seit diesem Tag laufe an täglichen Übungsabenden die Einweisung der Maschinisten und Atemschutzgeräteträger auf das brandneue Hubrettungsfahrzeug der sogenannten 30-Meter Klasse. Mit der Drehleiter bis ins siebte Obergeschoss: Hier findet sich schon der erste kleine Unterschied zu dem 20 Jahre alten Vorgängermodell, das nun ausgemustert wird. „Die maximale erreichbare Höhe beträgt jetzt 32 statt 30 Meter“, sagt Gruppenführer Arne Ufer. Allerdings sei dies für die meisten Einsätze ein theoretischer Wert, da die Leiter in diesem Fall senkrecht ausgefahren würde. „Bei einer Ausladung von zwölf Metern liegt die Rettungshöhe bei 23 Metern“, erklärt Ufer die beiden „Nennwerte“, die sich im Kürzel wiederfinden. Hintergrund: Mit dieser Anleiterhöhe kann die Wehr das siebte Obergeschoss erreichen. Ab der achten Etage gelten die Bauvorschriften für Hochhäuser, die zusätzliche Rettungswege oder eigene Sicherheitseinrichtungen aufweisen müssen. Rettungskorb wird zur Arbeitsbühne: Ein großer Vorteil des Geräts sei der neue multifunktionale Fünf-Personen-Korb, der eine Zuladung von einer halben Tonne statt wie bisher 270 Kilogramm zulasse, sagt Ufer. Vor allem bei der Rettung schwerer bettlägeriger oder verunglückter Personen, die nicht durch enge Treppenhäuser transportiert werden könnten, sei dies eine große Hilfe. „Das System für die Trage ist binnen einer Minute montiert. Im Korb finden neben dem Feuerwehrmann noch der Notarzt und ein Rettungsassistent Platz zur Betreuung des Patienten“, erklärt Ufer. Das punktgenaue Arbeiten wird durch ein neues Abwinkelgelenk erleichtert, das die Positionierung des Korbs ins Fenster hinein oder über Balkonbrüstungen und Dachterrassen überlappend ermöglicht. „Das gibt mehr Sicherheit beim Umsteigen und minimiert die Absturzgefahr“, sagt Ufer. Ingmar Friedrichsen, stellvertretender Gruppenführer, hebt die schnellere Einsatzbereitschaft des Fahrzeugs hervor. „Die Stützen fahren zügiger aus, die Hinterachse wird komplett angehoben. Das ganze System steht deutlich stabiler.“ Auch beim Ausfahren des Leiterparks mache sich die präzisere Hydraulik und die elektronische Unterstützung bei der Bedienung bemerkbar, sagt Friedrichsen. „Der Maschinist kann jetzt gleichzeitig anheben, drehen, ausfahren und abwinkeln.“ 60 Computer unterstützen die Maschinisten: Das Geheimnis des Multitaskings. „Früher hatten wir zwei Computer an Bord, jetzt sind 60 Rechner eingebaut, die uns unterstützen“, sagt Böckenhauer. So erfassen die zahlreichen Sensoren die punktuelle Belastung pro Stütze, messen die Ausladung des Leiterparks und berechnen die Zuladung des Korbs. Auch die Arbeitsbedingungen auf dem Hauptstand hätten sich etwas verbessert. „Der Außenplatz hat jetzt eine Sitzheizung und ein kleines Regenschutzdach“, berichtet Friedrichsen. Zudem verfügt das Fahrzeug über eine leistungsfähige LED-Rundumbeleuchtung, die sämtliche Arbeitsbereiche erhellt. Ostholsteins Feuerwehrpartner auf einer Karte: Viel Leistung für die Feuerwehr: Auch der Fahrer profitiert von mehr Leistung und neuer Technik. Mit einem 300 PS starken Motor und Automatikgetrieben verfüge das 16 Tonnen schwere Einsatzfahrzeug über ausreichende Leistungsreserven. „Früher mussten wir schon an größeren Hügeln runterschalten“, sagt der stellvertretende Ortswehrführer Marcel Schramm rückblickend. Noch wichtiger sei aber, dass die Drehleiter mit dem Einsatz-Zielnavigationssystem Lardis ausgestattet sei. „Der Zielort wird automatisch von der Leitstelle eingespielt. Der Fahrer kann mit einem Fingertipp die Navigation starten und aktuelle Statusmeldungen abgeben“, sagt Schramm. Gerade in Fahrzeugen wie der Drehleiter, die oft zu nachbarschaftlichen Hilfen gerufen würden, bedeute dies nicht nur mehr Komfort, sondern einen echten Zeitgewinn, sagt Böckenhauer. „Es wäre schön, weitere Fahrzeuge damit nachrüsten zu können.“ Von Dirk Schneider

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