Amtsgericht Eutin: Malenter soll Mann mit Glasscheibe verletzt haben

Ein 50-jähriger Mann aus Malente soll den Ex-Freund seiner Stieftochter mit einer Glasscheibe angegriffen und verletzt haben. Der Mann musste sich jetzt vor dem Amtsgericht Eutin wegen dem Vorwurf der schweren Körperverletzung verantworten. Doch am Ende der Gerichtsverhandlung war nicht einmal klar, wer der Angreifer und wer das Opfer war – Zeugen sowie der Angeklagte schilderten den Vorfall widersprüchlich. Klar war nur, dass die Glasscheibe eines Couchtisches zersplitterte. Der Angeklagte Ralf J. (51, Namen geändert) berichtete, dass er am späten Abend des 3. August 2019 seine Stieftochter Tanja (19) gesucht habe, um diese davon abzuhalten, bei einer privaten Party Drogen zu nehmen. Das Mädchen sei stark suizidgefährdet, habe schon einmal unter Drogeneinfluss versucht, sich zu erhängen, und konnte in letzter Sekunde gerettet werden. „Relativ angetrunken“, wie der Angeklagte sagt, habe er gehofft, dass Tanjas Ex-Freund Kevin M. (26, Name geändert) etwas über den Aufenthaltsort der Vermissten wisse. Dieser lebte zu der Zeit bei Sebastian P. (36, Name geändert) in einer Einzimmerwohnung. Polizistin: Angeklagter außer Kontrolle: Als der Angeklagte bei der Wohnung eintraf und seine Befürchtungen den jungen Männern schilderte, sei es zunächst zu einem Wortgefecht gekommen. „Dann stieß er mich vor die Brust“, sagte Ralf J. In der Folge des Stoßes sei er rückwärts auf den Couchtisch gefallen, wobei die Glasplatte zersprungen sei. Danach habe er sich aus dem Tischgestell aufgerappelt und die Wohnung verlassen. „Vor der Tür stand dann schon die Polizei.“ Während Ralf J. die Situation zu diesem Zeitpunkt als relativ entspannt beschrieb, hatten die Beamten einen ganz anderen Eindruck. So sei er im Protokoll als „aufgewühlt und außer Kontrolle“ beschrieben worden. Hinzu seien Beleidigungen wie „Vollidioten“ und „Nichtsnutze“ gefallen, erinnerte sich eine Polizistin. Zeugen widersprechen sich: Kevin M. sagte, dass der Angeklagte an die Tür gebollert hätte und nachdem ein weiterer Freund diese öffnete, hätte der Angeklagte betrunken und aggressiv vor ihnen gestanden. Insgesamt hätten sich zu diesem Zeitpunkt mit Ralf J. fünf Personen in der Wohnung befunden. Lesen Sie auch Amtsgericht Eutin: Mann aus Ahrensbök wegen Betruges verurteilt Amtsgericht Eutin: Mann pöbelt und zerstört Scheibe in der Innenstadt Eutin: Jugendlicher wegen Hammerwurf und Beleidigung verurteilt Amtsgericht Eutin verurteilt Musikfest-Schläger Weil Kevin M. die ständig wiederholte Frage „Wo ist Tanja?“ nicht beantworten konnte, sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen. „Und dann hat Ralf. J mir die Glasplatte durch die Fresse gezogen.“ Durch diesen Schlag, den er mit den Armen abgewehrt habe, sei die Scheibe zersprungen. Er selbst habe nach einem „kurzzeitigen Blackout“, wie Kevin M. sagte, den Angeklagten wegschubsen können. Verfahren gegen Zahlung von 600 Euro eingestellt: An dieser Stelle beginnen die Aussagen auseinanderzudriften. So widersprach Sebastian P. der Aussage von Kevin M.. Er habe keine Benommenheit bei dem mutmaßlich Angegriffenen wahrgenommen, sondern eine schnelle Abwehrreaktion. Und Kevin M.s aktuelle Freundin Vanessa K. (19) lokalisierte alle Beteiligten an anderen Sitzplätzen als Sebastian P.. Zudem behauptete sie, aus mehreren Schnittwunden im Gesicht von Kevin M. Glasscherben entfernt und Pflaster aufgeklebt zu haben. Diese Verletzungen waren aber zuvor von keinem anderen Zeugen erwähnt oder der Polizei dokumentiert worden. Bevor weitere Personen oder Beamte als Zeugen befragt wurden, einigte sich Richterin Anke Erlenstädt mit der Staatsanwaltschaft als auch der Verteidigung, das Verfahren gegen die Zahlung von 600 Euro einzustellen. Von Dirk Schneider