Bad Schwartau: Firma entwickelt Corona-Spucktest für Privatleute

Die Corona-Teststrategie in Deutschland steht vor einem Wechsel. Bislang durfte nur geschultes Personal Tests vornehmen. Doch nun sollen auch Privatleute sich bald selbst testen dürfen. Einen Beitrag zu einer unproblematischen Testung will auch das Bad Schwartauer Unternehmen Care Integral leisten. Die Firma, die zur Unternehmensgruppe Unizell medicare gehört, hat mit einem chinesischen Partner einen Corona-Spucktest entwickelt. Für den Spucktest Hotgen wurde bereits eine Listung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für die Anwendung durch Laien beantragt. Bislang besagt das Infektionsschutzgesetz, dass Apotheken Corona-Tests nicht an Privatpersonen, sondern nur an Ärzte und Krankenhäuser verkaufen dürfen. Die Anwendung soll kinderleicht sein: Care Integral-Geschäftsführer Timo Scharpenberg ist von dem Produkt und der Handhabung überzeugt. „Der Test ist kinderleicht“, sagt der 43-jährige dreifache Familienvater. Das dem wirklich so ist, zeigt Scharpenbergs zehnjähriger Sohn in einem Video, das auf Youtube zu sehen ist. Der Test ist aber nicht nur in der Handhabung zu den bisherigen Teststäbchen freundlicher und mit keinerlei Schmerzen verbunden. Über einen kleinen Trichter wird der Speichel in ein kleines Teströhrchen gespuckt. Anschließend wird das Röhrchen verschlossen und gut geschüttelt. Nach einer kurzen Wartezeit werden fünf Tröpfchen auf eine Testkassette gegeben – nach 15 Minuten wird das Ergebnis angezeigt. Auch die Daten sprechen für sich. So liege die Sensitivität bei 96 Prozent und die Spezifität bei 99,78 Prozent. Die Sensitivität gibt an, bei welchem Prozentsatz erkrankter Patienten die jeweilige Krankheit durch die Anwendung des Tests tatsächlich erkannt wird. Die Spezifität gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden. 400 000 Test-Sets liegen bereit: Solche Spucktests werden in einigen anderen Ländern schon erfolgreich eingesetzt. „Ich bin davon überzeugt, dass dieser Test auch in Kürze die Laien-Zulassung hier erhält“, sagt Dominik Bartsch, Mitglied der Unizell-Geschäftsführung. Entsprechend haben die Bad Schwartauer auch schon vorgesorgt. Um die 400 000 Test-Sets liegen für den Vertrieb bereit. Sollte das Produkt die Laien-Zulassung bekommen, wird mit einer enormen Nachfrage gerechnet. „So ein unproblematischer Test, der ohne geschultes Personal auskommt, wäre für Kindergärten, Schulen, Firmen und Behörden schon eine Art Quantensprung“, sagt Bartsch. Der Preis für einen Spucktest liegt in der Apotheke derzeit bei rund 14,95 Euro. Sollten die Tests freiverkäuflich angeboten werden, dürfte der Preis bei um die zehn Euro liegen. Lesen Sie auch So viele Infektionen wie noch nie: Fast 600 Corona-Fälle im Januar in Ostholstein Corona-Test: So läuft die Arbeit im Schnelltestzentrum in Schulendorf Corona-Depression: Warum sich ein Vater auf der A 1 das Leben nehmen wollte Positiver Spucktest muss durch PCR-Test bestätigt werden: Neben den Bad Schwartauern hat auch eine Firma aus Bayern einen Antrag für einen neuartigen Spucktest gestellt. Das sorgt im Firmensitz an der Pohnsdorfer Straße aber nicht für Unruhe. „Der Bedarf wird so groß sein, dass wir den gar nicht alleine decken können“, sagt Dominik Bartsch. Die Partnerfirma in China könne pro Woche um die vier Millionen Spucktests produzieren, aber es gebe ja auch noch andere Abnehmer. Realistisch gesehen könne man wohl mit einer Lieferung von rund 100 000 Tests in der Woche rechnen. „Schnelltests werden bei der Eindämmung der Pandemie eine wertvolle Unterstützung bieten“, ist sich Timo Scharpenberg sicher. Sicherlich würden sich nicht alle bei einem positiven Test ordnungsgemäß beim Gesundheitsamt melden, um dann auch einen genaueren PCR-Test zu machen. „Doch wer positiv getestet ist, wird sich mit Sicherheit sofort anders verhalten.“ Von Sebastian Prey