Bauen in Eutin: Wohnungen, Reihenhäuser und ein Neubaugebiet

Wohnungsnot ist ein Thema, das alle Kommunen in Ostholstein umtreibt. In Eutin wird in naher Zukunft für etwas Entspannung auf dem Markt gesorgt sein: Mehrere Bauprojekte im Stadtgebiet stehen vor dem Beginn. Für die Umwandlung der Kleingartenanlage Blaue Lehmkuhle/Berg zu einem Baugebiet ist bereits der Anfang gemacht. Im Stadtentwicklungsausschuss stellten mehrere Grundstücksbesitzer und Bauherren ihre Planungen vor. In der zweiten Reihe der Lübecker Landstraße will Unternehmer Thies Hahn eine Baulücke schließen und hinter dem Imbiss und Biker-Treff Piraten-Curry ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohneinheiten sowie zwei Reihenhausgruppen mit vier beziehungsweise fünf Wohneinheiten errichten. Dafür muss eigens eine private Erschließungsstraße samt Wendeplatz, unter anderem für die Müllabfuhr, geschaffen werden. „Mich reizen schwierige Dinge“, sagte Thies Hahn im Ausschuss. Mietwohnungen und Eigentum am Ortseingang: Er sicherte eine „nachhaltige Wärmeerzeugungsanlage“ zu und erklärte auf Nachfrage der Grünen, er halte dort auch einen Standard KfW 40 für möglich – Häuser mit großer Energieeffizienz also. Eventuell werde er dort Photovoltaik-Anlagen installieren lassen. Das Mehrfamilienhaus mit Mietwohnungen werde zur Imbiss-Seite hin gebaut, die Reihenhäuser sollten zum Waldrand hin entstehen und verkauft werden, sagte Thies Hahn. Die Lage der kleinen Neubausiedlung hält er für hervorragend: Kindergarten, Supermärkte und Gastronomie in der Nähe, über die B 76 schnelle Anbindung an die Autobahn. An Interessentenanfragen mangelt es nicht: In seinem Büro hänge die ganze Pinnwand voll damit, hatte er jüngst bei der Vorstellung eines anderen Projektes berichtet. Wohnen und Arbeiten in der Holstenstraße: Ein weiteres Vorhaben will Unternehmer Hahn in der Holstenstraße 3 angehen. Dort hat er das rund 2000 Quadratmeter große Gelände des ehemaligen Transport- und Speditionsbetriebs Moser gekauft. Die Bestandsgebäude (Wohnhaus, Remise, Lagerhallen) sollen abgerissen werden. Hahn will stattdessen drei neue Gebäude erstellen lassen: ein kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus, zwei reine Wohngebäude mit insgesamt 19 Wohneinheiten und zwei Betriebseinheiten. Drei Stunden dauerte am Donnerstagabend die Sitzung des Eutiner Stadtentwicklungsausschusses – trotz der Corona-Pandemie und des guten Vorsatzes, sich kurz zu fassen. Er wolle kein Gesundheitsrisiko eingehen, mit diesem Argument war nur der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Olaf Bentke, der Sitzung ferngeblieben. Alle anderen zogen, nach Absprache im Ältestenrat, das Programm durch. „Die Freien Wähler haben dazu eine andere Meinung, die gilt es zu akzeptieren“, sagte Ausschussvorsitzender Sascha Clasen (CDU). Er habe bewusst auch den Vortrag des Eutiner Klimaschutzmanagers Johannes Wolgast auf der Tagesordnung belassen, denn Klimaschutz sei das Thema der Zukunft. Bis auf weiteres werden die Mitglieder seiner Fraktion allen Ausschusssitzungen der politischen Gremien fernbleiben, kündigte Olaf Bentke via Presseerklärung an. Angesichts der aktuellen Entwicklung der Pandemie, auch in Eutin mit dem Schwerpunkt Elisabethkrankenhaus, halte er es für bedenklich, dass städtische Sitzungen, in der Regel mit bis zu 40 Teilnehmern, planmäßig stattfinden würden, zumal, wenn keine dringlichen Beschlusslagen vorlägen. Entstehen sollen Zwei- und Drei-Zimmerwohnungen. Autostellplätze sind in einer Tiefgarage vorgesehen. Die beiden rückwärtig (zur Bismarckstraße hin) gelegenen neuen Häuser sollen als Flachdachgebäude mit drei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss errichtet werden, das Wohn- und Geschäftshaus mit Front zur Holstenstraße ist ebenfalls dreigeschossig, aber mit Mansardenflachdach geplant. Thies Hahn beabsichtigt „eine energetische Quartierslösung“ und aufgrund der Nähe zu den Stadtwerken, an deren Fernwärmenetz anzudocken. Eine Ergänzung mit Photovoltaik komme ebenfalls in Frage, so der Unternehmer. Lesen Sie auch Eutin: Alte Scheunen werden zu Mietwohnungen umgebaut Ostholstein: Hier entstehen 2021 Häuser, Wohnungen und Bauland Barrierearmes Wohnen in der Wisser-Straße: Die Brüder Gunnar und Sven Schröder (Schröder Bestattungen) haben in der Wilhelm-Wisser-Straße 27 ein bebautes Grundstück geerbt. Sie planen, das dortige Drei-Parteien-Haus abzureißen und einen Neubau mit zehn Wohneinheiten (Zwei- und Drei-Zimmer-Mietwohnungen in einer Größe zwischen 47 und 78 Quadratmetern) errichten zu lassen. Er soll parallel zur Wisser-Straße entstehen, die Erschließung aber vom Alten Braaker Weg aus erfolgen. Eigentümer und Bauherr Gunnar Schröder erklärte, das Gebäude solle mit einem Fahrstuhl ausgestattet und generell barrierearm gestaltet sein. Einwände der Grünen, die den Entwurf mit zwei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss als sehr massiv erachteten, entgegnete Susanne Stange von der Bauverwaltung der Stadt: „Er ist der städtebaulichen Situation angemessen.“ Christian Schulz (FDP) äußerte Lob: „Wohnraum ist Mangelware. Aus drei Wohneinheiten werden zehn.“ Kleingartenanlage soll Bauland werden: Die Kleingartenanlage Blaue Lehmkuhle/Berg wird in naher Zukunft Geschichte sein. Die Eigentümer und Verpächter der Fläche, die Brüder Helge und Jens Tesnau, haben die Aufstellung eines Bebauungsplans für das 35 000 Quadratmeter große Areal beantragt. Die in Teilen gar nicht mehr genutzte Anlage – viele der Parzellen stehen leer – soll auch nach dem Willen der Fraktionen in ein Wohngebiet umgewandelt werden, um dem steigenden Bedarf an innerstädtischem Wohnen gerecht zu werden. „Die Fläche ist innenstadt-, see- und bahnhofsnah und bietet viele Möglichkeiten zur Bebauung. Es wäre eine tolle Sache, wenn sie zur Wohnbebauung entwickelt wird“, sagte Susanne Stange. Die Stadt könne derzeit der aktuellen Nachfrage nach Wohnraum weder im Segment Mehrfamilienhausbebauung noch im Segment Einzel- und Doppelhausbebauung gerecht werden. Diese Wohnformen kann sich Helge Tesnau gut vorstellen. Jens Tesnau (Geschäftsführer der Firma Tesnau) hingegen erklärt, er sei offen für alles. „Natürlich muss es wirtschaftlich sein. Und es muss zu Eutin passen.“ Einem von Monika Obieray (Grüne) ins Gespräch gebrachten Mehrgenerationenhaus sei er nicht abgeneigt. Von Ulrike Benthien