Belt- und Sundquerung: So wird das Bau-Jahr 2021 auf Lolland und Fehmarn

Der für den 4. Januar geplante gemeinsame Spatenstich in Rødbyhavn musste zwar coronabedingt vom dänischen Verkehrsminister Benny Engelbrecht virtuell vollzogen werden. Doch der Ausblick aufs Bau-Jahr 2021 in Sachen feste Fehmarnbeltquerung (FFBQ) ist beim Bauherrn Femern A/S weitgehend ungetrübt. Pressesprecherin Denise Juchem berichtet: „Die Verträge mit dem internationalen Baukonsortium FLC wurden wie geplant aktiviert, sodass mit dem Bau der Tunnelelemente-Fabrik begonnen werden konnte.“ 2023 sollen auf Lolland schließlich die ersten Betonsegmente gefertigt werden. Die Femern Link Contractors (FLC) sind neben den für den Arbeitshafenbau zuständigen niederländischen Femern Belt Contractors (FBC) der zweite Hauptauftragnehmer. FLC hat sich für vier Milliarden Euro vor allem dazu verpflichtet, die benötigten 89 Tunnelelemente zu produzieren, die Portale und Rampen bei Rødbyhavn und Puttgarden zu bauen, Wohn- und Büroräume für die Arbeitskräfte zu errichten sowie für die marine Spezialtunnelausrüstung zur Platzierung der jeweils 200 Meter langen und 73 000 Tonnen schweren Tunnelelemente zu sorgen. Unterdessen macht die bis Ende 2021 terminierte Errichtung des 500 000 Quadratmeter großen Arbeitshafens bei Rødbyhavn weitere Fortschritte: Vor der Küste sind Spezialschiffe wie die „Fetsy“ damit beschäftigt, Granitblöcke zum Bau von Molen und Deichen zu verfrachten, während die „Simson“ das Hafenbecken nebst Fahrrinne ausbaggert. Mit dem Aushub wird unter anderem ein neuer Strand beim Ferienpark „Lalandia“ aufgeschüttet. Zudem liefern Transportschiffe weiteren Bausand an, den die „Utrecht“ bei Kühlungsborn (Landkreis Rostock) aus der Ostsee saugt. Feste Fehmarnbeltquerung: Auf Fehmarn wird gebohrt: Auf Fehmarn wird indes zwischen Puttgarden und Marienleuchte auf dem Areal des künftigen Tunnelportals noch bis zum Frühjahr gebohrt und sondiert, um die Bodenbeschaffenheit abschließend beurteilen zu können. Zudem beginnen dann die Vorarbeiten zur Baustelleneinrichtung mit der Verlegung von Versorgungsleitungen und der Herstellung von Baustraßen. „Als zweiter Schritt folgen die tatsächliche Baustelleneinrichtung und der Bau des kleineren Arbeitshafens bei Puttgarden“, erklärt Juchem. Und der werde dazu beitragen, „das örtliche Straßennetz zu entlasten, da der überwiegende Teil des benötigten Materials für die Bauarbeiten auf deutscher Seite über den Seeweg angeliefert wird“. Der Baufortschritt des Arbeitshafens für den 18 Kilometer langen Belttunnel auf der dänischen Insel Lolland lässt sich per Livestream verfolgen: https://www.youtube.com/watch?v=MHqFIXVIbog Eine virtuelle Fahrt durch den zwischen Großenbrode und Strukkamp auf Fehmarn geplanten Sundtunnel gibt es unter https://www.youtube.com/watch?v=9jrCAFV7aA8 Der „Kleiderbügel“ steht am Fehmarnsund weiter im Fokus: So weit zum Belt. Und was macht der Sund? Vor den ersten Vorarbeiten für den inklusive beider Portale 2,2 Kilometer langen Absenktunnel zwischen Großenbrode und Strukkamp, für dessen Bau fünf Jahre veranschlagt sind, steht noch der „Kleiderbügel“ im Fokus. In Kooperation mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr kümmert sich die Deutsche Bahn weiter um die Instandhaltung und Generalüberholung der 1963 eingeweihten Fehmarnsundbrücke, um sie bei Fertigstellung des benachbarten Sundtunnels „topfit und bahnfrei“ mit verstärktem Windschutz zur Nachnutzung durch den örtlichen Verkehr auch an Radler und Fußgänger übergeben zu können. Peter Mantik (DB-Sprecher Großprojekte) berichtet mit Blick auf den 2021-Baufahrplan: „Im Januar wollen wir nach finaler Abstimmung mit europaweiten Auftragnehmern die weitere Terminierung festzurren. Bei den Maßnahmen zum Korrosionsschutz und zur Grundsanierung geht’s vor allem um den mit knapp dreijähriger Dauer veranschlagten Austausch der 80 Stahltragseile sowie um die Ertüchtigung der Träger und Betonpfeiler.“ Zudem seien sämtliche Schrammborde an den Fahrbahnrändern zu erneuern. In puncto Stahlseile verdeutlicht Mantik: „Der Austausch wird 2021 vorbereitet und soll 2022 vollzogen werden.“ Dabei seien die neuen, vollummantelten Seile bis zu 53,5 Meter lang und 4400 Kilogramm schwer. Lesen Sie auch Fehmarn: Über 2000 Unterschriften gegen neues Hotelprojekt in Meeschendorf Filetstück auf Fehmarn: Investor prüft Grundstückskauf in Burgtiefe Von Promenade bis Reitzentrum: Das sind die Großprojekte auf Fehmarn Sundquerung: Gespräche mit Besitzern der Grundstücke: Unterdessen sind an den Sundufern erste Gespräche mit betroffenen Grundstückseignern im Bereich der geplanten Portale für den neuen 700-Millionen-Euro-Tunnel angelaufen. Schließlich sollen dort ab Februar Umweltkartierungen beginnen, ehe ab März/April Vergrämungsmaßnahmen als Vorbereitung für Baugrunduntersuchungen im Sund und an Land getroffen werden. „Dabei werden auf Fehmarner wie Großenbroder Seite – ähnlich wie zurzeit zwischen Puttgarden und Marienleuchte für den Belttunnel – Bohrungen und Sondierungen bis zu einer Tiefe von 50 Metern vorgenommen“, hatte DB-Netz-Teamleiterin Heike Timm jüngst bei einem Infotreff in Großenbrode erläutert. Dazu merkt Bahn-Kollege Mantik an: „Danach werden entsprechende Gutachten erstellt, um schließlich auch den Anrainern vor Ort das Planfeststellungspaket öffentlich vorlegen zu können.“ Das gelte im weiteren Verlauf 2021 auch für die übrigen Abschnitte der festen Fehmarnbeltquerung auf der Strecke zwischen Lübeck und Großenbrode. Straßenbauer Deges plant coronabedingt im Homeoffice: Als straßenseitiger DB-Partner bei der Sundquerung und dem vierspurigen Ausbau der B 207 blickt auch die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) gespannt aufs neue Jahr. Deren Sprecher Christian Merl sagt: „Auch wenn die Planfeststellung für die Trasse auf Fehmarn zwischen Puttgarden und Strukkamp sowie auf Großenbroder Gebiet ja noch läuft und das Oberlandesgericht noch drei Einwendungen zu verhandeln hat, wollen wir zügig auch dort mit Sondierungsbohrungen starten, um eine vernünftige Planungsgrundlage zu erstellen.“ Dabei habe die aktuelle Lockdown-Lage keine Auswirkungen auf die planerische Arbeit des achtköpfigen Deges-Kernteams. Denn Merl sagt: „Wir sind digital so gut aufgestellt, dass wir das – ähnlich wie im Frühjahr – vom Homeoffice aus bewerkstelligen können.“ Von Andreas Oelker