Bilanz bei Scandlines Fehmarn: Weniger Passagiere, stabiler Frachtverkehr

Auch wenn es für die offizielle Jahresbilanz noch einige Wochen zu früh ist, fällt das Scandlines-Zwischenfazit in Dänemark für 2020 speziell mit Blick auf die Fährverbindung zwischen Puttgarden und Rødby extrem durchwachsen aus. Reederei-Sprecherin Anette Ustrup Svendsen konstatiert: „Die bisherige Umschlagsentwicklung war in erheblichem Maße geprägt durch die Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie. Als reiner Fährhafen ist Puttgarden direkt von etwaigen touristischen Reisebeschränkungen oder Grenzschließungen betroffen.“ Fährhafen auf Fehmarn fehlen 2,6 Millionen Passagiere: Dazu konkretisiert sie: „Mit Beginn der Grenzschließungen zwischen Deutschland und Dänemark Mitte März sind die Passagierverkehre um über 90 Prozent eingebrochen. Diese negative Entwicklung hielt bis inklusive Mai an.“ Trotz anschließender schrittweiser Wiederöffnung der Grenzen habe man die Vorjahresvolumen „zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd erreicht“. So habe auch der Juli als traditionell passagierstärkster Monat um 57 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen, wodurch dem Fährhafen auf Fehmarn bis inklusive Oktober über 2,6 Millionen Passagiere im Vergleich zu 2019 fehlten. 2019 transportierte die dänische Scandlines-Reederei (1500 Mitarbeiter, letztjähriger Gesamtumsatz 475 Millionen Euro) mit mehr als 41 500 Abfahrten verteilt auf acht Fähren insgesamt 7,2 Millionen Passagiere, 1,7 Millionen Pkw und rund 700 000 Frachteinheiten auf den beiden Routen zwischen Puttgarden und Rødby sowie zwischen Rostock und Gedser. Allein zwischen Fehmarn und Lolland wurden im Vorjahr auf vier Fährschiffen 5,5 Millionen Passagiere, 1,3 Millionen Personenwagen und 530 000 Lastwagen befördert. Die aufgrund steigender Infektionszahlen wieder verschärften Reisebeschränkungen und der Teil-Lockdown im November in Deutschland würden diese Differenz laut der Scandlines-Sprecherin „bis zum Jahresende noch einmal erheblich steigen lassen“. Da eine „nachhaltige Erholung des Passagierverkehrs“ aktuell nicht abzusehen sei, „ist aber bereits jetzt sicher, dass die negativen verkehrlichen Auswirkungen noch weit bis ins Jahr 2021 reichen werden“. Positiver Trend beim gewerblichen Frachtverkehr: Deutlich positiver sieht’s beim gewerblichen Frachtverkehr zwischen Lolland und Fehmarn – und retour – aus. „Die Lkw-Anzahl war vergleichsweise unverändert. Das zeigt, dass die Wirtschaft trotz einer schwerwiegenden Krise weiterläuft“, sagt Ustrup Svendsen und merkt an: „Unser Beitrag in dieser Krise ist zweifellos, dass frische Lebensmittel in die Supermärkte gelangen.“ Trotzdem sei auch beim Frachtverkehr aufs gesamte Jahr gesehen ein Rückgang von über acht Prozent zu verzeichnen, obwohl Gerald Lefold als geschäftsführender Frachtvertriebsleiter vermelden kann: „Mit 10 056 Lkw in der Kalenderwoche 43 und 10 282 Lkw in der Kalenderwoche 45 haben wir erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder die Marke von 10 000 Frachteinheiten pro Woche auf der Verbindung Puttgarden-Rødby überschritten.“ Aktuell sind 185 dänische Mitarbeiter in Kurzarbeit: Und auch wenn aktuell 185 Mitarbeiter auf dänischer Seite für die Kurzarbeit angemeldet seien, findet die Scandlines-Sprecherin: „Unsere Reederei konnte bislang ein hohes Maß an Flexibilität an den Tag legen. Die Geschäftsorganisation zeigte sich agil und anpassungsfähig und unsere Mitarbeiter haben alle an einem Strang gezogen, um unser Unternehmen durch die Krise zu bringen.“ Man habe die Anweisungen und Empfehlungen von drei verschiedenen Gesundheitsbehörden erfolgreich umsetzen und sich kontinuierlich der Situation anpassen können. „Corona wird Geschäft bis weit ins Jahr 2021 beeinträchtigen“: Im kombinierten Rück- und Ausblick wird weiter betont, dass Scandlines zielgerichtet daran arbeite, „die Auswirkungen dieser negativen externen Verhältnisse durch Kostenkontrolle und Effizienzsteigerungen zu vermindern“. Aber „aufgrund des hohen Grades an Unsicherheit und der niedrigen Sichtweite“ sei es dem Führungsteam nicht möglich, präzise wirtschaftliche Erwartungen für 2020 zu äußern, so Ustrup Svendsen. „Wir müssen davon ausgehen, dass das Coronavirus unser Geschäft bis weit in das Jahr 2021 hinein beeinträchtigen wird.“ Lesen Sie auch: Der Ostseetunnel kommt: Das sind die Reaktionen aus Ostholstein Fehmarnbelttunnel kommt: Große Freude in der Wirtschaft Rüstet Scandlines bald alle Fähren mit einem „Rotorsegel“ aus? Von Andreas Oelker