Bosau: Wenn die Taucher unters Eis gehen

Das Vergnügen dauerte nur ein paar Tage und kommt nur alle paar Jahre vor: Eistauchen im Großen Plöner See. Ein Gruppe von Tauchern nutzte deshalb die gerade vergangenen eisigen Tage, um diesem ungewöhnlichen Hobby zu frönen. Sehr zum Erstaunen einiger Schlittschuhläufer, denen plötzlich jemand von unterhalb der Eisdecke zuwinkte. Armin Lutz (60) ist ein erfahrener Taucher. Er betreibt in Malente-Neukirchen eine Tauchschule. Wenn die Seen schon mal eisbedeckt sind, hält ihn nichts mehr über Wasser. Zumal das Eis in diesem Jahr an der Einstiegsstelle in Bosau am Großen Plöner See ideal war. Lutz nennt es Glaseis, weil es so klar ist wie Glas, das Licht gut eindringt, im Winter keine Algen da sind und der Taucher eine recht weite Sicht von etwa 20 Metern hat. Er sieht sogar, was oben auf dem Eis passiert. „Es ist recht spaßig, wenn man die eigenen Luftblasen als silbrige Kugeln unterm Eis entlangdriften sieht“, sagt Lutz. Ebenso spaßig sei es, von unten den Schliffschuhfahrern zuzuwinken. Zudem lebten die Tiere im Wasser im Winter auf Sparflamme, sodass sie besser zu beobachten seien. Wenn dann noch an kalten und frostigen Tagen wie den gerade erlebten die Sonnenstrahlen tief ins Wasser dringen, erzeugen sie einen Regenbogeneffekt. Besondere Atmosphäre unterm Eis: Den Reiz des Eistauchens kennt auch Steffen Schmitt (52) aus Tremsbüttel (Kreis Stormarn). Besonders traumhaft sei es, wenn das Eis so klar ist, wie es gerade in diesem Winter war. „Ich tauche sehr, sehr viel. Eistauchen kommt aber nicht so häufig vor“, sagt er. Was ihn daran fasziniert, ist die besondere Atmosphäre. „Man steigt in einen geschlossenen Raum ein und kann nicht einfach auftauchen.“ Damit bei ihren Ausflügen unters Eis nichts passiert, müssen Eistaucher besonders gerüstet sein, erläutert Armin Lutz. „Das ist nichts für unerfahrene Taucher“, sagt er. Nötig seien ein guter Anzug, vorzugsweise ein Trockenanzug. Dann die richtigen Lungenautomaten, und davon zwei, die gegenseitig abzusperren sind. Die Sicherheitsleine sollte schwimmfähig sein, um sich nicht am Grund an Gestrüpp zu verheddern. Sie sollte dick genug sein, um sie mit Handschuhen gut halten zu können, und an ihrem Ende sollte jemand stehen, der die Signale kennt und richtig entgegennimmt. Beim Eistauchen könne man schnell die Orientierung verlieren. So gerüstet, bleiben die Taucher etwa 30 bis 40 Minuten unter Wasser. Der Einstieg erfolgt über eine Leiter, die ins Wasser gestellt wird. Unterhalb der DJO-Jugendfreizeitstätte am Großen Plöner See in Bosau finden die Eismänner gute Bedingungen für ihr Hobby – nicht nur in Eiszeiten. Das Gelände diente den Nazis als Torpedo-Versuchsanstalt. Deren Hauptrampe wurde bei Kriegsende im See versenkt. Dort liegt jetzt ein Trümmerfeld. Lesen Sie auch Bosau: Junge Leute polieren die Jugendfreizeitstätte auf. Neukirchen: Warum Stephan Perner ein echter Herzensmensch ist. Ende eines Wahrzeichens: So läuft der Abriss der Timmendorfer Seebrücke. Fische und Krebse beobachten: Aber nicht das ist es, was die Taucher anlockt, berichtet Lutz. Es ist vielmehr die Tatsache, dass sich darin viele Fische verstecken: Rotfedern, Zander, Hechte, Barsche, Aale und diverse Krebse. Sogar Süßwasserschwämme gebe es dort zu sehen, die Indikatoren sind für sauberes Wasser. Das alles in nur etwa zehn Metern Tiefe. „Wir sind keine Tiefenjäger“, sagt der Tauchlehrer aus Neukirchen. In allen landeseigenen Seen ist das Tauchen laut Landeswassergesetz (Paragraf 18, Gemeingebrauch) grundsätzlich erlaubt, teilt der Sprecher des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Martin Schmidt, mit. Manche Seen seien aber nur teilweise im Besitz des Landes Schleswig-Holstein und teilweise in privater Hand. Für einige sei daher eine spezielle Berechtigungskarte notwendig, die nur an Mitglieder des Tauchsport-Landesverbands Schleswig-Holstein (LV-SH) ausgegeben wird. Für die anderen Seen braucht man eine Genehmigung. Ansprechpartner ist die Untere Wasserbehörde des jeweiligen Kreises. Die kurze Zeit des Eistauchens ist wieder vorbei. Den Tauchern sind nur die Erinnerungen in Form von Fotos geblieben. Steffen Schmitt ist ein eifriger Unterwasserfotograf. Mit seiner Canon-Spiegelreflexkamera, sicher trocken gehalten in einem professionellen Gehäuse für Unterwasserfotografien, hält er auf seiner Internetseite unter dem Motto „Ice men having fun“ seine Erlebnisse unter Wasser fest. Er betreibt die Unterwasserfotografie semiprofessionell. Seit 30 Jahren geht er regelmäßig unter Wasser. „Tauchen ist meine große Leidenschaft“, sagt Schmitt. Von Susanne Peyronnet

Bosau: Eistauchen im See - Hobby für erfahrene Taucher