Bosau/Timmendorf: Krötenlotsen tragen Lurche über Ostholsteins Straßen

Die steigenden Temperaturen sorgen auch bei Kröten, Unken, Fröschen und Molchen für Frühlingsgefühle. Die Amphibien, die allesamt zu den Froschlurchen gehören, wandern zu ihren Laichgewässern. Doch der Weg zum feuchten Liebesnest birgt viele Gefahren. Vor allem das Überqueren von Straßen endet für die Lurche oft tödlich. An besonders belebten Hotspots helfen Menschen den Tieren über die Fahrbahn. Einer der beliebtesten Wildwechsel befindet sich in der Gemeinde Bosau. An der nördlichen Grenze des Waldes Stutkoppel liegt ein kleiner Weiher, der die Kröten und Unken nach dem Erwachen aus der Winterstarre magisch anzieht. Das Problem: Den Laich-Teich und den feuchten Wald, den die Amphibien als Liebes- und Lebensraum nutzen, trennt die Majenfelder Landstraße (L 176). Nachts werden die Amphibien oft überfahren: „Die Amphibien wandern stets zu dem Gewässer zurück, in dem sie geboren wurden“, erzählt Theo Rath, der Bosauer Hegeringleiter. Beim meist nächtlichen Kriechen seien die langsamen Tiere in der Vergangenheit oft von Autos überfahren worden. „Seit nunmehr 20 Jahren bauen wir daher im Frühjahr unseren Froschzaun auf.“ Auf einer Länge von rund 300 Metern versperrt die Barriere den Kröten den Weg über die Straße und leitet die Tiere alle 20 Meter in kleine Fallgruben. An jedem Vormittag kontrollieren freiwillige Helfer die in die Böschung eingegrabenen Eimerfallen nach neuen Bewohnern. „Nach einem Schnellstart Ende Februar mit bis zu 60 Tieren pro Tag fanden wir im März mit den häufigen Nachtfrösten nur sehr vereinzelt ein paar Tiere“, berichtet Rath. Zehn Grad und Nieselregen, zumindest aber ausreichend Morgentau seien ideale Bedingungen für die Wanderschaft. Seit ein paar Tagen laufe der Betrieb daher wieder. Lesen Sie auch: Krötenwanderung in Ostholstein: Fast 500 Amphibien über die Straße getragen Naturnaher Biologieunterricht für Familie in Bosau: Für Rixa Hohlmann und ihre Kinder Karl und Franziska, die am Montag die Eimer leeren dürfen, ist der Ausflug an den Zaun eine schöne Abwechslung vom Homeoffice. „Das ist heute unser Biologieunterricht“, sagt Rixa Hohlmann. Das Trio findet 15 Kröten und Unken, die vorsichtig in einen Transporteimer umgesetzt werden. Nach einem kleinen Spaziergang und wenigen Minuten werden die Kröten dann am matschigen Ufersaum des Teichs wieder in die Freiheit entlassen. Der Tagesrekord für 2020 steigt nach frühsommerlichen Temperaturen des Vortags jetzt auf 67 Amphibien. Pro Jahr helfen die Jäger durchschnittlich knapp 1000 Amphibien über die Straße. Nach dem extrem trockenen Sommer und Herbst 2018 zählten Helfer allerdings nur 300 Lurche. „Diesen Wert haben wir aktuell schon überschritten“, sagt Rath. Und die Krötenwanderung laufe derzeit noch auf Hochtouren. Erster Schutzzaun in Timmendorfer Strand: Ein weiterer Amphibienschutzzaun wurde erstmalig entlang der Wohldstraße in der Gemeinde Timmendorfer Strand aufgebaut. Mit fünf Helferinnen betreut Yolanda Sühs in ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) die von ihr initiierte Maßnahme. Die vor den Autoreifen geretteten Kröten hätten die Chance, unglaubliche 40 Jahre alt zu werden, begeistert sich Yolanda Sühs für das Projekt. Bislang seien erst vier Frösche und Kröten eingesammelt worden, wobei der Verdacht bestehe, dass aufmerksame Spaziergänger in die Rolle der Krötenlotsen schlüpfen würden. Da die Amphibien allerdings gezählt würden, bittet Sühs, von eigenmächtigen Froschtransporten Abstand zu nehmen. Wegen Corona: Eutiner Festspiele sagen Spielzeit ab Timmendorf: Hunde dürfen bis Ende April an den Strand So laufen die Abiturprüfungen an Ostholsteins Gymnasien Industriekletterer reparieren Hansühner Kirchturm Schloss Eutin sammelt weitere Maskottchen-Ideen Von Dirk Schneider

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