Bürgermeister-Wahl in Timmendorf: Tritt Robert Wagner wieder an?

Er spiele mit dem Gedanken, erneut zu kandidieren: Das sagt Robert Wagner, im November 2020 als Bürgermeister von Timmendorfer Strand abgewählt, mit Blick auf die Neuwahl in der Gemeinde. Die findet Mitte Mai statt, und die Spekulationen über mögliche Kandidaten machen munter die Runde. Offiziell werfen bereits der Rechtsanwalt Sven Markus Kockel sowie Sven Partheil-Böhnke, Steuerberater und FDP-Gemeindevertreter, ihre Hüte in den Ring. Andere Aspiranten halten sich mit einer öffentlichen Erklärung noch zurück. „Timmendorfer Strand darf gespannt sein“: Mehrere Mitteilungen auf Robert Wagners Facebook-Profil haben Unterstützer und Gegner des parteilosen 43-Jährigen aufhorchen lassen. An Neujahr 2021 schrieb Wagner vom „vorläufigen Ende meiner Amtszeit“ und dass er vielleicht erneut als Bürgermeister kandidieren werde. Am 25. Januar hieß es: „Timmendorfer Strand darf gespannt sein“, verbunden mit einem Link zur Tagesordnung des Gemeindewahlausschusses, dessen Mitglieder sich am Montag, 1. Februar, im Rathaus zu einer öffentlichen Sitzung treffen, um den Wahlablauf festzulegen. „Mit mir ist noch zu rechnen“, erklärt Wagner auf LN-Anfrage. Er sei generell hartnäckig und sehe im anstehenden Kandidaten-Vergleich die Chance, „die gegen mich erhobenen Vorwürfe aufzuklären“. Zudem sei das Bürgermeisteramt „das Berufsbild, das ich für mich auserkoren habe“. Er habe eine gewisse Reputation, sagt Wagner, der am 22. November mit knapp 60 Prozent der abgegebenen Stimmen aus dem Amt gewählt wurde. Dem vorausgegangen waren monatelangen Streitigkeiten über Wagners Führungsstil im Rathaus und verschiedene Entscheidungen, die er getroffen hatte. Wagner: „Ich habe immer noch eine gewisse Reputation“: Wagner verweist auf die 1588 Stimmen, die beim Bürgerentscheid gegen seine Abwahl abgegeben wurden. „Ich hatte bei der Abstimmung 40 Prozent auf meiner Seite und habe immer noch eine gewisse Reputation“, argumentiert er. Zunächst wolle er aber als Zuschauer die Sitzung des Wahlausschusses besuchen, bevor er weitere Entscheidungen treffe. Aus rechtlicher Sicht spräche nichts gegen eine erneute Kandidatur Wagners. Weder die Gemeindeordnung noch das Bundeswahlrecht sähen einen „Ausschluss von der Wählbarkeit aufgrund eines durchgeführten Abwahlverfahrens“ vor, teilt die Kommunalaufsicht beim Kreis Ostholstein mit. Somit dürfe ein abgewählter Bürgermeister auch in der Gemeinde kandidieren, in der er abgewählt wurde, „da es hier keine Beschränkungen gibt“. Gut 7500 Wahlberechtigte können am 16. Mai 2021 entscheiden: Gut 7500 Wahlberechtigte in der Gemeinde Timmendorfer Strand sollen am Sonntag, 16. Mai, entscheiden, wer ihr neuer Bürgermeister oder ihre neue Bürgermeisterin wird. Erhält keiner der Kandidaten die Mehrheit von mehr als der Hälfte der abgegebenen Stimmen, erfolgt am Sonntag, 30. Mai, die Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern, die die meisten Stimmen bekommen haben. Die Liste derjenigen, die hinter vorgehaltener Hand als potenzielle Kandidaten gehandelt werden, ist recht lang, bis zu zehn Frauen und Männer finden sich darauf. Offiziell hat bereits der Timmendorfer Rechtsanwalt Sven Markus Kockel im Dezember 2020 seine Kandidatur erklärt. Der parteilose 45-Jährige trat bereits 2018 als unabhängiger Kandidat zur Bürgermeister-Wahl an. Auch Sven Partheil-Böhnke, Timmendorfer Steuerberater und FDP-Gemeindevertreter, will kandidieren. Diese Entscheidung sei „im Abwahlverfahren“ gefallen, erläutert der 52-Jährige. Außerdem verdichten sich die ohnehin schon seit Monaten durch die Gemeinde ziehenden Gerüchte um eine Kandidatur der CDU-Fraktionsvorsitzenden Melanie Puschaddel-Freitag, die seit Wagners Abwahl als stellvertretende Bürgermeisterin die Geschäfte im Timmendorfer Rathaus führt. Mit einem offiziellen Statement wolle man sich aber bis zum Votum der Mitgliederversammlung zurückhalten, heißt es von Seiten der Timmendorfer CDU. Findungskommissionen der Parteien arbeiten noch: „Ich kandidiere nicht“, stellt sich hingegen Michael Strümpell, Orts- und Fraktionschef des „Bürger-Bündnisses Neue Perspektive“ (BBNP), entsprechenden Mutmaßungen entgegen. Vielmehr präsentierten sich mögliche Kandidaten seit einigen Wochen den BBNP-Mitgliedern per Video-Konferenz. „Wir lassen uns mit einer Entscheidung noch Zeit“, sagt Strümpell. Ähnlich gehen die Findungskommissionen von WUB und SPD vor. „Wir hoffen bei der Auswahl auf Schnittmengen mit anderen Parteien, um eventuell einen gemeinsamen Kandidaten zu unterstützen“, meint WUB-Chef Andreas Müller. Lesen Sie auch Neuer Bürgermeister von Timmendorfer Strand: Wer stellt sich zur Wahl? Bürgermeister-Wahl in Timmendorf: Sven Markus Kockel meldet sich als möglicher Kandidat Timmendorfer Bürgermeister mit knapp 60 Prozent abgewählt Die unabhängigen Kandidaten, die nicht von einer oder mehreren Parteien ins Rennen geschickt werden, müssen für ihre Kandidatur 95 Unterschriften von Einwohnern der Gemeinde sammeln. Neben Sven Markus Kockel will auch Sven Partheil-Böhnke diesen Schritt machen, egal, ob ihn die FDP als Kandidaten aufstellt oder nicht. Bewerbungsfrist: 22. März 2021: Nach der Sitzung des Gemeindewahlausschusses am Montag, 1. Februar, will die Verwaltung noch in der ersten Februar-Woche den Hinweis auf die anstehende Wahl veröffentlichen. Eine klassische Stellenausschreibung ist nach einer Änderung des Kommunalrechts durch das schleswig-holsteinische Innenministerium seit 2012 nicht mehr erlaubt. Interessenten können sich dann bis zum 22. März bewerben. Wie sich die Kandidaten in den kommenden Monaten öffentlich vorstellen können, hänge vor allem von der Pandemie-Entwicklung ab, sagt der Timmendorfer Hauptamtsleiter Martin Scheel. Die Verwaltung würde gern eine öffentliche Kandidatenrunde organisieren und anbieten. Das sei aber eventuell nur per Video-Übertragung möglich. Entscheidungen darüber sollen erst nach den Osterferien, also ab Mitte April, fallen. Von Sabine Latzel