Busfahrer Streik trifft Wäscherei in Ostholstein

Vier Tage streiken im Kreis Ostholstein Busfahrer für eine bessere Bezahlung. Seit Dienstag stehen zahlreiche Fahrzeuge in den Depots, anstatt Kunden von A nach B zu bringen. Die Auswirkungen spüren nicht nur Schüler und deren Eltern, sondern auch Unternehmer. Insbesondere in Branchen, in denen vergleichsweise niedrige Gehälter gezahlt werden, verfügen Arbeitnehmer nicht unbedingt über eigene Autos und sind somit auf einen funktionierenden ÖPNV angewiesen. Besonders hart hat es den Wäschedienst Pätzold getroffen. Das Unternehmen im Gewerbepark Neustädter Bucht kümmert sich nach Angaben von Prokurist Peer-Hendrik Grenke-Klimstein um rund 1,4 Tonnen Wäsche – pro Stunde. „Der Ablauf darf nicht unterbrochen werden, alles ist genau getaktet“, sagt er. Doch genau das ist am ersten Streiktag geschehen: 30 der 56 Mitarbeiter würden mit Bussen zur Arbeit fahren. Ein Großteil dieser Kräfte fehlte in den ersten Stunden, darunter der für den Betriebsstart notwendige Techniker. Mit Taxi statt Bus zur Arbeit: „Wir beschäftigen etwa 20 Flüchtlinge. Die meisten kommen aus Eutin und Plön. Die haben kein Auto“, sagt der Prokurist. Einer von ihnen hat sich deshalb in ein Taxi gesetzt und rund 50 Euro ausgegeben. „Das ist keine Lösung. Ich kann ja nicht jeden entschädigen, der mit einem Taxi kommt“, sagt Grenke-Klimstein, lobt aber zugleich den Einsatz des jungen Mannes. Für Ärger sorgt indes die DB Navigator App. „Es hieß, dort gebe es aktuelle Informationen. Das war nicht der Fall. Alle Busse wurden als pünktlich angegeben“, sagt der Unternehmer. Kunden warten auf Wäsche: Um den regulären Betriebsablauf zu sichern, will Grenke-Klimstein für die kommenden Streiktage Alternativen wie Fahrgemeinschaften organisieren. „Ich kann morgens nicht jeden abholen. Aber ich kann unsere Mitarbeiter nach Hause fahren. Das habe ich schon mal gemacht“, erläutert er. Zudem müsse die Arbeit erledigt werden. Kunden aus Hotellerie und Gastronomie würden auf die Wäsche warten, insbesondere kurz vor dem nahenden Wochenende. Normalbetrieb in Kreisverwaltung und Krankenhäusern: Deutlich weniger wirkt sich der Streik auf die Kreisverwaltung in Eutin aus. Laut Sprecherin Carina Leonhardt sind die meisten Angestellten nicht auf den ÖPNV angewiesen. „Auch beim Publikumsverkehr ist der Streik nicht spürbar“, schildert sie. Ähnlich äußert sich Sana-Geschäftsführer Florian Glück: „Uns sind keine negativen Auswirkungen bekannt – sei es für Mitarbeiter oder Patienten.“ Auch von der Neustädter Schön-Klinik heißt es, dass es keine spürbaren Beeinträchtigungen gebe. Maritim-Mitarbeiter bilden Fahrgemeinschaften: Hoteldirektor Will Schwarzenbarth betont, dass die Mitarbeiter des Maritim Club-Hotel Timmendorfer Strand aufgrund ihrer Erfahrungen während vorheriger Streiks gut vorbereitet gewesen seien. Niemand sei zu spät oder gar nicht gekommen. Stattdessen habe man rechtzeitig Hin- und Rückfahrgemeinschaften gebildet. „Einige wenige Mitarbeiter, die sonst den ÖPNV nutzen, sind mit dem Privatwagen gebracht worden“, sagt Schwarzenbarth. Gäste indes hätten sich nicht zu den Folgen der andauernden Tarifverhandlungen geäußert. Die Busfahrer fordern mehr Geld. Seit Wochen gibt es Streiks in Schleswig-Holstein. Aktuell trifft es auch den Kreis Ostholstein. Hier einige Berichte der LN: Der erste Streiktag im Kreis und die Auswirkungen auf Schüler So laufen die Streiks im LN-Gebiet Drohen in Lübeck neue Streiks? Der Streik geht weiter: Der Streik der Busfahrer wird noch bis einschließlich Freitag andauern. Mittwoch kamen sie zu einer größeren Demo in Kiel zusammen. Etwa 1000 Busfahrer nahmen teil. Am Donnerstag treffen sich Vertreter von Verdi und dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) zu einer weiteren Verhandlungsrunde in Lübeck. Der KAV will sich mit den städtischen Busunternehmen in Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster einigen. Die privaten Busbetreiber, die außerhalb der kreisfreien Städte unterwegs sind gehören indes zum Omnibus-Verband Nord. Notfallfahrplan im Internet: Trotz des Streiks fahren im Kreis Ostholstein einige Busse: Für Kunden der Autokraft gibt es einen Notfallfahrplan. Nutzer der Rohde Verkehrsbetriebe sollen sich direkt bei dem Unternehmen erkundigen, ob ihr Busse nicht doch fährt. Drei Schwerverletzte bei Unfall im Kreis Plön – Lebensgefahr Patient verprügelt Arzt in Bad Schwartauer Klinik Ausgleichsflächen: Ostholstein ist Vorbild für andere Kreise An der Grundschule Süsel ist Ruhe eingekehrt Ahrensböks einziges Gewerbegebiet boomt Von Sebastian Rosenkötter

Tarifkonflikt - Mit dem Taxi zur Arbeit? Busfahrer-Streik trifft Großwäscherei in Sierksdorf