Carl Christian Bruhns – vom Schlosser aus Plön zum bedeutenden Astronom

Der Vater war Schlosser, also sprach nichts dagegen, dass der Sohn auch Schlosser werden sollte. Aber es blieb nicht dabei. Carl Christian Bruhns wurde zu einem bedeutenden Astronomen seiner Zeit. Zur Welt gekommen ist er vor 190 Jahren am 22. November 1830 in Plön. Mathematik und Astronomie in der Nacht: Von Karl Friedrich Gauß etwa weiß man schon früh Großes zu berichten. Der Sohn eines Schlachters und Maurers verblüffte bereits als Kind mit Mathematik. Von Gottfried Wilhelm Leibniz sind aus jungen Jahren ebenfalls Wunderdinge bekannt. Auch Carl Christian Bruhns zeigte früh eine erstaunliche Begabung. Lehrer auf der Plöner Schule hätten ihn weit über das übliche Maß hinaus gefördert, schreibt Klaus Beneke von der Universität Kiel in einem biografischen Text. Trotzdem sei Bruhns nach der Schule zunächst bei seinem strengen Vater in die Lehre und dann auf Wanderschaft gegangen. Überliefert ist aber, dass er sich schon neben der Lehre nachts in Mathematik, Geografie und Astronomie vertieft haben soll. An Literatur über Carl Christian Bruhns gibt es unter anderem eine biografische Arbeit von Klaus Beneke vom Institut für Anorganische Chemie an der Universität Kiel. Sie ist online unter https://www.uni-kiel.de/anorg/lagaly/group/klausSchiver/bruhns.pdf zu finden. 2006 hat Christian Hänsel „Carl Christian Bruhns: Ein bedeutender Naturwissenschaftler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ veröffentlicht. Erschienen ist der 100 Seiten starke Band 64 der Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig im S. Hirzel Verlag. Die Wanderschaft führte ihn nach Berlin, erst zu Borsig, dann zu Siemens & Halske. Über Empfehlungen lernte er Johann Franz Encke kennen, den Leiter der Berliner Sternwarte. Der merkte bald, dass da ein großartiger Mathematiker vor ihm saß, und ließ ihn Berechnungen für die Sternwarte machen. Bruhns wurde zweiter „Gehülfe“, dann erster. Ein Jahr habe er auch noch als Schlossergeselle gearbeitet, heißt es in der „Geschichte der Stadt Plön“ von Friedrich Stender und Hans-Joachim Freytag. Gleichzeitig aber studierte er schon Astronomie und Mathematik. Schließlich gab er das Handwerk auf und konzentrierte sich ganz auf die Wissenschaft. Mit 30 eine rasche Karriere: Er promovierte, wurde habilitiert und Professor für Astronomie, erst in Berlin, ab 1860 in Leipzig. Da war er 30 Jahre alt und setzte an zu einer erstaunlichen Karriere. In den nächsten zwanzig Jahren ließ er nach seinen Plänen die Leipziger Sternwarte neu bauen, wurde deren Direktor, begründete die Astronomische Gesellschaft mit, organisierte den meteorologischen Dienst in Sachsen, richtete ein Büro für Wetterprognosen in Leipzig ein, wurde Mitglied der Gelehrtengesellschaft Leopoldina, und das ist nur eine Auswahl seines umfangreichen Schaffens. Er gewann Preise, erhielt Orden und sammelte Titel bis hin zum geheimen Hofrat. Er entwarf eine Logarithmentafel, die allein in Deutschland 17 Auflagen erlebte, auch in England, Frankreich und Italien erschien und noch 1956 in China aufgelegt wurde. Er schrieb eine Biografie über seinen Mentor Johann Franz Encke und war beteiligt an einer dreibändigen Lebensgeschichte Alexander von Humboldts. Er war mit zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften und Zeitungen vertreten und legte 1872 einen populärwissenschaftlichen „Atlas der Astronomie“ vor. 1913 benannte man in Leipzig eine Straße nach ihm. Er war 50, als er im Sommer 1881 starb. Es ging ihm schon länger nicht gut, am Ende seien es die Überarbeitung und das Herz gewesen, schrieb der Astronom Hilmar W. Duerbeck. Bruhns hinterließ seine Frau und sechs Kinder. „Innerhalb der Gemeinschaft der deutschen Astronomen und innerhalb eines engeren Kreises von Fachgenossen und Freunden war er die Seele, das zusammenbringende und zusammenhaltende, das treibende und belebende Princip“, heißt es in einem Nachruf in den „Astronomischen Nachrichten“. Seine Kollegen hätten in ihm „einen allezeit bereiten, geschickten und energischen Mitarbeiter und einen Freund von vollendeter Herzensgüte“ verloren. Kometen entdeckt: Bruhns hat auch Kometen entdeckt, wobei die Quellen mal von sechs und mal von fünf sprechen. Aber sie waren alle nur einmal zu sehen. Sie tauchten auf aus dem Dunkel des Alls, gaben ein kurzes Gastspiel und verschwanden wieder. Das sei sicher einer der Gründe, weshalb Bruhns heute „weitgehend in Vergessenheit geraten ist“, sagte Dirk Lorenzen, als er zum 190. Geburtstag im Deutschlandfunk an ihn erinnerte. „Urgroßvater“ der Weltorganisation für Meteorologie: Einer von Bruhns’ heutigen Fachkollegen ist Professor Manfred Wendisch, Direktor des Instituts für Meteorologie an der Universität Leipzig. „Er war ein sehr, sehr fähiger Mann“, sagt er. „Bruhns, das ist ein Name. Unser Institut hat ihm viel zu verdanken.“ Er sei auch der „Urgroßvater“ der heutigen Weltorganisation für Meteorologie (WMO), die aus der Internationalen Meteorologieorganisation (IMO) hervorgegangen ist und deren Gründung er maßgeblich vorangetrieben habe. Wasser auf dem Mond: Studien finden neue Hinweise „Spaghettifizierung“: Forscher erfassen erstmals, wie ein schwarzes Loch einen Stern verschlingt Massemonster im All: Was sind eigentlich Schwarze Löcher? In Plön erinnert heute eine Straße an ihn und eine Tafel an der Hauswand in der Johannisstraße 32, wo er geboren wurde. Bei Stadtführungen falle sein Name, und an Stadtgeschichte Interessierten sei er auch geläufig, sagte Julia Meyer, die Geschäftsführerin des Kreismuseums in Plön. Klaus Beneke hat eine Nachfahrin Bruhns’ aus Amerika durch Plön geführt, die ihn nach seinem Artikel angeschrieben hatte. Eine Schwester des Astronomen, die Ur-Ur-Großmutter der Besucherin, war in die USA ausgewandert. Wurzeln des Max-Planck-Instituts: Und noch etwas hinterließ Carl Christian Bruhns seiner Heimatstadt. Als Leiter der Sternwarte in Leipzig fiel ihm ein junger Mann auf, der bei dem Universitätsmechaniker Leiser in die Lehre ging. Bruhns erkannte die Begabung, verhalf ihm zum Studium und unterstützte ihn persönlich wie finanziell. Der Name des jungen Mannes war Otto Zacharias, der 1891 die „Biologische Anstalt zu Plön“ gründete. Sie betrieb gewässerbiologische Forschung und war ein Vorläufer des heutigen Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie. Vielleicht hatte sich Bruhns in dem jungen Zacharias wiedererkannt. Von Peter Intelmann