Cismar hat die größte Muschelausstellung in Deutschland

Schon die bloßen Eckwerte des Naturkundemuseums beeindrucken die Besucher und Fachleute in Cismar: 5000 Schnecken- und Muschelarten werden gezeigt, zehn Millionen Exponate umfasst die wissenschaftliche Sammlung, die Ausstellungsfläche beträgt 500 Quadratmeter auf zwei Etagen. Das „Haus der Natur“, wie Museumschef Dr. Vollrath Wiese (57) das Haus an der Bäderstraße in Cismar 1995 taufte, ist ein Eldorado für Naturfans und Malakologen – Experten auf dem Gebiet der Weichtiere. Das Gebäude, das heute Deutschlands größte Muschel- und Schneckenausstellung beherbergt, verfügt über eine lange Geschichte. In den 1880er Jahren wurde es erbaut und beherbergte bis 1897 zunächst den „Gasthof zur Mühle“. Denn hinter dem imposanten roten Backsteinhaus an der heutigen Bundesstraße 501 stand damals eine Dampf- und Windmühle (1863 erbaut) – sie mahlte das Korn aus der Region zu Getreide. Nach Explosion: Von der Mühle zum „Lindenhof“: Aufgrund einer Mehlstaub-Explosion kam es 1897 zu einem Großbrand, der die gesamte Mühle in Schutt und Asche legte. Nach der Katastrophe war der Name der Gastwirtschaft obsolet. Sie wurde kurzerhand von den damaligen Besitzern in „Lindenhof“ umbenannt und bekam einen riesigen Saalanbau. Noch mehr alte Mauern auf einer Karte: Ein boxender Gastwirt: „Betrieben wurde der ,Lindenhof’ während der 1930er Jahre unter anderem von der Familie Hagen, aus der der ehemalige Grömitzer Bürgervorsteher Walter Hagen stammt. Aber auch Paul Lau, ein damals bekannter Boxer und späterer Gründer des Sportvereins SC Cismar, war dort Gastwirt“, sagt Vollrath Wiese rückblickend. Er hat noch diverse Ordner mit einer Fülle historischer Fotos, die an diese Zeit erinnern. Nach 1945 waren dann gemeinsam mit dem „Lindenhof“ auch noch ein Architekt, dann ein Uhrmacher und später sogar eine Außenstelle des Arbeitsamtes in dem Gebäude untergebracht. Um 1980 ging es mit dem Gasthof allerdings bergab. Ein Hamburger Makler erwarb die Immobilie. Er versuchte sie drei bis vier Mal zu verkaufen, jeder Interessent hatte neue Ideen. Lesen Sie auch: Das „Weiße Haus“ in Cismar: Wo Autorin Doris Runge lebt Das Klosterfest Cismar feiert im Jahr 2020 mit Kunsthandwerkern Jubiläum Neue Infos über altes Kloster in Cismar Ruine in Cismar sucht nach jahrelang neuen Besitzer: „Bei jeder dieser Verkaufsaktionen haben die etwas von der Bausubstanz abgerissen, sodass das Ding mit der Zeit immer baufälliger wurde. Zum Schluss gab es schon kein Dach mehr, keine Fenster und keine Zwischendecken“, berichtet Wiese. Jahrelang stand die Ruine leer, bis sie 1989 von der Familie Wiese erworben wurde. Denn das Land und die Gemeinde Grömitz hatten die Idee, dass das Naturkundemuseum (bis dato am Kloster untergebracht) doch besser direkt an der Bäderstraße aufgestellt wäre. Wieses Schwiegervater, ein Architekt, stellte die alten Gebäudestrukturen wieder her und setzte einen modernen Backstein-Klinker davor. Am 2. April 1995 feierte das „Haus der Natur“ seine Eröffnung. Das wird im Museum alles gezeigt: Heute beherbergt das „Haus der Natur“ im Erdgeschoss alles aus dem Bereich Biologie und Natur. Dioramen stellen diverse Naturräume dar, es gibt Schau- und Informationstafeln, man kann Vogelstimmen lauschen und vieles selbst in die Hand nehmen und bestaunen. Eine Etage höher geht es dann in die Schnecken- und Muschelsammlung. 5000 Arten werden ausgestellt. Der größte Teil – zehn Millionen Exponate – lagern in den nicht-öffentlichen, wissenschaftlichen Räumen. „Das können wir hier gar nicht alles zeigen“, sagt Wiese und lacht. Trotzdem, es ist die größte Ausstellung von Schnecken und Muscheln bundesweit. Das „ Haus der Natur“ ist jeden Tag (Montag bis Sonntag) von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Das Museum liegt direkt an der Bundesstraße B 501 im Ortskern von Cismar, Bäderstraße 26. Für den Besuch ist keine Anmeldung nötig. Damit Gruppen pädagogisch betreut werden können und nicht ausgerechnet viele Besuchergruppen ihren Museumsbesuch zeitgleich einplanen, werden Gruppen allerdings um Voranmeldung gebeten. Für Besucher, die spezielle wissenschaftliche Fragen beziehungsweise Fragen nach Bestimmungshilfen bei Weichtieren haben, ist eine Anmeldung unerlässlich. Eintrittspreise: Erwachsene vier Euro (Gruppenpreis drei Euro), Kinder einen Euro. Das größte und das kleinste Exponat: Das größte Exponat ist übrigens die Tridacna gigas, eine Riesenmuschel mit einem guten Meter Durchmesser und 135 Kilogramm Gewicht. Das kleinste Exponat ist ein echter Winzling: Es ist die auch in der Ostsee lebende Kleinst-Schnecke Omalogyra atomos – genannt das „Atömchen“. Sie misst gerade einmal 0,5 Millimeter und ist nur unter dem Mikroskop richtig zu erkennen. Rechnet sich eigentlich der Betrieb des Museums? „Sicher nicht“, sagt Wiese und erläutert: „Wir haben um die 10 000 Besucher pro Jahr. Das reicht natürlich nicht für die Unterhaltung des Betriebes.“ Aber dank eines engagierten Fördervereins, wissenschaftlicher Gutachten und dem Verkauf von Fotos könne das Defizit kompensiert werden. Wiese: „Wir haben das Glück genau das machen zu dürfen, was wir mögen.“ Ordnungsamt warnt: Giftköder im Riesebusch ausgelegt Autofahrer bei Unfall auf der A 1 verletzt Wasserrettung: Jetzt hilft das THW im Katastrophenfall Feuer vernichtet Carport in Ahrensbök Unfall mit Motorroller: Zwei Menschen verletzt Scharbeutz will mehr Busse für die Küste Von Louis Gäbler

Hinter alten Mauern - Cismar hat die größte Muschelausstellung in Deutschland