Corona: Am 1. März öffnen zwei weitere Impfzentren in Ostholstein

Ein älteres Ehepaar steht vor dem ehemaligen Sky-Markt am Eutiner Marktplatz. Die beiden haben sich sichtlich fein gemacht für den großen Moment. Sie sind gekommen, um sich impfen zu lassen. Am Eingang werden sie von einem jungen Mann in Flecktarn empfangen. Er ist Soldat des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“ aus der Eutiner Rettberg-Kaserne. Der Oberstabsgefreite Dennis Rateyczak ist ganz nah dran an den Impflingen und erlebt, was die Impfung für sie bedeutet. 2000 Menschen sind in Eutin bereits geimpft worden. Ab Montag könnten es mehr werden, und ab 1. März in ganz Ostholstein noch einmal deutlich mehr. Dann öffnen die Impfzentren in Bad Schwartau (Altes Amtsgericht) und Lensahn (ehemaliges JobB-Gebäude, Lübecker Straße), teilt Kreissprecherin Carina Leonhardt auf Nachfrage mit. Im März wird dann kreisweit in drei Impfzentren der Impfstoff gespritzt. Nach Angaben des Kieler Gesundheitsministeriums soll zudem ab 15. Februar in den Impfzentren der nur für unter 65-Jährige zugelassene Impfstoff von Astrazeneca an medizinisches und pflegerisches Personal verabreicht werden. Die Termine dafür vergeben die Impfzentren direkt an die Pflegedienste. Krankenhäuser erhalten schon jetzt den Impfstoff, heißt es aus Kiel. Aufregung und Dankbarkeit: Für die meisten der betagten Impflinge ist der Besuch im Impfzentrum ein großer Moment. „Aufgeregt sind sie auf alle Fälle“, berichtet der Oberstabsgefreite Rateyczak. Und dankbar seien die Menschen. Eine Dankbarkeit, die viele Impflinge mit Pralinen oder Marzipan ausdrücken. So mancher gehe aus dem Impfzentrum raus und gleich in den Laden nebenan rein, um ein Dankeschön zu besorgen. Naschen ist erlaubt. „Geld nehmen wir nicht an“, berichtet der Oberstabsgefreite. Er hat auch festgestellt, dass viele, die ins Impfzentrum kommen, die Rettberg-Kaserne kennen. „Wir hatten schon ältere Hauptmänner hier. Die Menschen fragen auch oft nach den Dienstgraden.“ Rateyczak ist selbst bereits zwei Mal geimpft worden, weil er im Impfzentrum arbeitet. Das sei ohne Probleme und Nebenwirkungen abgelaufen. Wenn er gefragt wird, kann er also aus erster Hand berichten, wie es ist, geimpft zu werden und zu sein. Rateyczak mag seine Arbeit im Impfzentrum. „Ich arbeite gerne mit älteren Leuten zusammen, mir macht das Spaß.“ Fieberthermometer statt Gewehr, Computer statt Drohne – für etwa zehn Soldaten des Aufklärungsbataillons sieht ihr Dienst jetzt so aus. Sie leisten seit 4. Januar Amtshilfe im Impfzentrum am Eutiner Marktplatz. Ihre Kaserne haben die im Impfzentrum eingesetzten Soldaten in diesem Jahr noch nicht von innen gesehen. Warum das so ist, erklärt Major Gregorij Freiherr von Wittgenstein, der Chef der 1. Kompanie, aus der die Helfer kommen. „Ich will nicht, dass sich die Soldaten in der Kaserne anstecken und die Viren ins Impfzentrum bringen. Deshalb haben sie außerhalb der Öffnungszeiten zu Hause Bereitschaft.“ Da das Zentrum von Montag bis Sonntag arbeitet, kämen die dort eingesetzten Soldaten auch so auf ihre wöchentliche Stundenzahl. Zurzeit wird im Zentrum nur ab Mittag geimpft, weil Impfstoff fehlt. Deshalb ist auch nur eine sogenannte Impflinie geöffnet. Verabreicht werden vor allem Zweitimpfungen, wie das Kieler Sozialministerium mitteilt. Das dürfte sich bald ändern, denn neue Dosen sind da, die Impfkampagne nimmt Fahrt auf. Doch auch dann, heißt es aus Kiel, werden die Impfzentren nur zu 70 Prozent ausgelastet sein. Fehmaraner warten auf Lensahner Impfzentrum: Unterdessen rät Heinz Lange, Vorsitzender der Awo auf Fehmarn und Kämpfer für eine Impfstation auf Fehmarn, betagten Inselbewohnern davon ab, sich einen Termin für das Impfzentrum in Eutin zu besorgen. „Die Awo Fehmarn wird aus medizinischen Gründen keine hochbetagten Senioren nach Eutin fahren und rät abzuwarten, bis das Impfzentrum in Lensahn öffnet oder das Ministerium eine Zusage zur Einrichtung einer ambulanten Impfstelle auf Fehmarn macht“, teilt Lange mit. Die Nachricht, dass das Impfzentrum in Lensahn am 1. März ebenso wie das in Bad Schwartau öffnen soll, kommentiert er knapp und erleichtert: „Ach, das ist doch schön.“ Lesen Sie auch Ostholstein: Impfung gegen das Corona-Virus in 18 Heimen durchgeführt. So bewältigen die Aufklärer die Corona-Amtshilfe. Ärzte rufen mit offenem Brief zur Corona-Impfung auf. „Wenn wir wissen, dass Lensahn aufgemacht wird, fahren wir da hin“, sagt Lange, dessen Awo einen Fahrdienst organisiert. Er schätzt, dass ungefähr 350 Fehmaraner über 80 Jahre alt und damit impfberechtigt sind. Einige würden selbst fahren, die anderen werde die Awo nach Lensahn bringen. „Wir fahren jeden Tag mehrfach mit zwei Fahrzeugen“, kündigt Lange an. Pflegeheimbewohner fast durchgeimpft: Wenn alles so läuft, wie es sich das Gesundheitsministerium und der Kreis vorstellen, könnte das Impfen in Ostholstein also deutlich flotter gehen. Immerhin gibt es bereits jetzt eine gute Nachricht: 90 Prozent der Bewohner in Alten- und Pflegeheimen haben nach Angaben des Kreises die Erst-, etliche auch schon die Zweitimpfung erhalten. Wie wichtig auch in den Heimen die Hilfe der Bundeswehr ist, betont Landrat Reinhard Sager (CDU): „Wir müssen gerade die Pflegeheime effektiv schützen, damit Ausbrüche dort auf ein Minimum reduziert werden. Es entsprach dem Wunsch der Bundesregierung, dass die Bundeswehr die Pflegeheime und Behinderteneinrichtungen kostenfrei bei den erforderlichen Schnelltests von Bewohnern, Besuchern und Personal unterstützen kann.“ Die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr laufe sehr kooperativ und vertrauensvoll. Von Susanne Peyronnet