Corona-Demo in Eutin: Organisator verschickte E-Mail von Dienstadresse des Landes

Die Veranstalter der Demonstration gegen die Corona-Politik am Sonntag in Eutin sind zufrieden. „Wir wollten der Öffentlichkeit klar machen, dass wir unser demokratisches Recht in Anspruch nehmen, uns kritisch zu äußern“, sagte Uwe Poprawa, Organisator und Sprecher des Bürgerstammtisches Eutin. Dieser hatte zu dem Protestmarsch „für eine freie Impfentscheidung und gegen unsinnige Maßnahmen“ aufgerufen. Für Poprawa wird die Demo noch Folgen haben: Er hatte in der Vorbereitung eine E-Mail über seinen Dienst-Account versandt: Sein Arbeitgeber ist das landeseigene Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH). Viel Zuspruch für Protestbrief-Verfasser: Gegen das Motto „Eutin steht auf“, unter das der Bürgerstammtisch seine Demo am dritten Advent gestellt hatte, war in der vergangenen Woche in Eutin scharfer Protest laut geworden. „Ihr seid nicht Eutin“ hatte das Eutiner Ehepaar Manuela und Wilhelm Boller den angemeldeten Demonstranten in einem offenen Brief entgegengehalten. Innerhalb von zwei Tagen hatten ihn 310 Eutiner Bürger, Politiker, Kirchenleute unterzeichnet. „Wir hätten auch 500 Unterschriften und mehr zusammenbekommen. Nach Listenschluss und sogar heute noch sind zahlreiche Menschen an uns herangetreten, die ebenfalls gerne mitgemacht hätten“, sagte Wilhelm Boller am Montag. Dieser Zuspruch bestärkt das Paar. „Es ist beruhigend, dass die Demo friedlich verlaufen ist, große Gruppen von Mitläufern wie in anderen Städten gab es wohl nicht“, resümierte Wilhelm Boller. Die Demokratie erlaube die freie Meinungsäußerung und solche Demonstrationen. „Wenn diese Leute aber meinen, dass Kreis, Land und Bund in der Corona-Pandemie alles falsch machen, dann sollen sie sich selbst zur Wahl stellen“, so Wilhelm Boller. Lesen Sie auch Corona-Demo in Ostholstein: 160 Impfgegner ziehen durch Eutin Eutin wehrt sich gegen Demonstration der Impfgegner Eutin: Impfgegner planen Anti-Corona-Demonstration Bürgerstammtisch möchte Podiumsdikussion: Den Vorschlag lässt Uwe Poprawa erst mal so stehen. Er sei offen für eine Podiumsdiskussion, sagte er. „Wir wollen ins Gespräch kommen.“ Es seien sicher Querdenker und Verschwörungstheoretiker bei der Demo dabei gewesen, räumte er ein, „aber zum überwiegenden Teil waren es Bürger, die sich Fragen stellen“. In die Gruppe seines Bürgerstammtisches schrieb er nach Kundgebung und Protestmarsch: „Ich denke, jeder konnte etwas an Anregungen und an positiven Erfahrungen mitnehmen. Wir konnten, über unsere Gruppe hinaus, verschiedenste Menschen erreichen. Etliche konnten sich ein positives Bild von uns machen. Manch einer fängt jetzt eventuell an, selber mehr nachzudenken.“ Demo-Organisator verschickte Mail vom Dienst-Account: Sein Engagement als Anmelder und Organisator der Demonstration dürfte für Uwe Poprawa ein Nachspiel haben: Der Ingenieur hatte bei den Vorbereitungen eine E-Mail über seinen dienstlichen Account verschickt – er ist beim Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH), dessen Träger das Land ist, beschäftigt. „Es war ein Fehler und wird sicher eine Rüge geben. Das belastet mich jetzt“, sagte Poprawa. Bislang habe er aber noch keinen Kontakt mit seinem Arbeitgeber gehabt. Die Polizei berichtete von einer „störungsfreien Veranstaltung“ mit 160 Menschen und lediglich einem ausgeschlossenen Teilnehmer, der eine Mund-Nasen-Bedeckung entsprechend der Corona-Verordnungen abgelehnt habe. 20 Teilnehmer hätten ein Attest vorgezeigt, das sie von der Maskenpflicht befreie, sagte Polizeisprecher Stefan Muhtz. Von Ulrike Benthien