Corona-Demo in Ostholstein: 160 Impfgegner ziehen durch Eutin

Eigentlich waren nur 95 Teilnehmer angemeldet. Doch während der Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in der Eutiner Innenstadt zählte die Polizei rund 160 Demonstranten, die sich am Sonntagmittag auf dem Berliner Platz versammelten. Sie waren der Aufforderung des Bürgerstammtisches Eutin gefolgt, „für eine freie Impfentscheidung und gegen unsinnige Maßnahmen“ auf die Straße zu gehen. Unter dem Motto „Eutin steht auf“ fand zunächst eine Kundgebung statt, ehe die Impfgegner unter Polizeibegleitung durch die Innenstadt zogen. Wieder auf dem Berliner Platz angekommen, löste sich nach zwei Rednern am Mikrofon die Demonstration gegen 13 Uhr auf. Demo wegen Maskenpflicht aufgelöst: Weil nach der Landesverordnung bei einer Versammlung mit mehr als 100 Personen Maskenpflicht herrsche, bat Organisator Uwe Poprawa die Demonstranten gleich zu Beginn, ihre Masken zu tragen. Auch seien die Abstandsregeln einzuhalten, betonte er. Die Versammlung wurde begleitet von einem Einsatzzug der Polizei. Lesen Sie auch: Lockdown-Sorgen in Ostholstein: Hier gibt's noch Weihnachtsbäume ZVO Ostholstein: Hier werden 2021 Millionen investiert Corona-Lockdown: Bürgermeister Lindenau plant Ausgangssperre für Lübeck Zur genauen Anzahl der Polizisten vor Ort wollte Einsatzleiter und Eutins Revierleiter Bodo Pawlowski keine Angaben machen. Die Einsatzkräfte seien bis auf einige Kontrollen nicht groß gefordert gewesen. Die Demonstration und der von der Polizei begleitete Umzug verliefen ohne weitere Zwischenfälle. Offener Brief macht Impfgegner sprachlos: Zum Start der Versammlung war der offene Brief das Thema unter den Demonstranten. 310 Menschen haben diesen nach Bekanntwerden der Demonstration unterschrieben, in dem sie den Anmeldern entgegenhielten: „Ihr seid nicht Eutin!“. Die Initiatoren des Briefes, dass Eutiner Ehepaar Manuela und Wilhelm Boller, wurden darin unterstützt von Politikern, Kirchenleuten und anderen. Uwe Poprawa sagte den LN: „Die Stimmung in Eutin ist hochgekocht.“ Er wolle einen Ausgleich suchen und biete mit den Verfassern des Briefes eine offene Podiumsdiskussion an. Demo-Redner Richard Barthelme war hingegen sehr erschüttert über den Brief: „Ich bin wütend, dass der Kreispräsident und auch der Propst des Kirchenkreises Ostholstein unterschrieben haben.“ Einen Brief an den Propst verlas er vor den Teilnehmern und erntete dafür reichlich Applaus. „Der Brief macht mich in seiner Boshaftigkeit sprachlos“, betonte Barthelme. Antifa-Anhänger organisierten Gegenprotest: Die Angst war derweil das Thema der Demonstrantin Conny Steinert. „Angst ist toxisch, das vergiftet“, betonte die Bad Oldesloerin, die sich selbst als „Existenzangstjägerin“ bezeichnet und sich wegen ihrer Haltung zu den Corona-Schutzmaßnahmen mit ihrer Links-Fraktion aus Bad Oldesloe überworfen hat. „Ich weigere mich, mir Angst machen zu lassen“, rief sie ins Mikrofon. Begleitet wurde ihre Rede von lautem Trillerpfeifen der Antifa-Anhänger, die sich etwas abseits der Kundgebung versammelten. Nach der Bitte von Demo-Mitorganisator Uwe Geest, das doch bitte zu unterlassen, wurde die Polizei tätig und brachte die Gegen-Demonstranten dazu, ihr Pfeifen einzustellen. „Überwindet die Angst mit Liebe“: Doch kurzzeitig wurde es wieder laut – sowohl bei den Impfgegnern als auch bei den Schaulustigen und Antifa-Anhängern – als Conny Steinert behauptete, dass die WHO das Corona-Virus als „nicht so gefährlich“ einstuft. „Bitte lasst euch nicht von der Angst treiben, bitte lasst euch nicht impfen, das ist pures Gift“, rief Steinert in die Menge und ergänzte: „Überwindet die Angst mit Liebe.“ Josef Voelker, Mitarbeiter einer Klinik in Bad Segeberg, warnte ebenfalls vor dem Impfstoff und berichtete beispielsweise über fehlende Langzeitstudien und die Wirksamkeit in Bezug mit der Einnahme anderer Medikamente. „Bildet euch eure eigene Meinung“, rief er den Teilnehmer zu. Demonstration und Umzug verlaufen ruhig: Etwa gegen 12.15 Uhr setzte sich die Menge, aufgeteilt in Zehner-Gruppen, Richtung Innenstadt in Bewegung. Durch die Stolbergstraße und Albert-Mahlstedt-Straße ging es wieder zum Berliner Platz, auf dem sich noch unter anderem Norbert Zimmer zu den Corona-Maßnahmen äußerte. Eine Demonstrantin, die ihren Namen nicht nennen möchte: „Ich bin froh, dass mit der Demonstration und mit dem Umzug durch Eutin ein Zeichen gesetzt wurde gegen diese ganzen albernen Maßnahmen der Landesregierung.“ Von Beke Zill