Corona: Handel und Tourismus in Ostholstein in der Krise

Lars Matzen ist sauer. Sauer, dass er seine Einzelhandelsgeschäfte, darunter das Kaufhaus in Bad Schwartau, schließen musste. Als Folge der Corona-Krise kamen sowieso kaum noch Kunden, und dann folgte auch noch die Schließungsverfügung der Landesregierung. Da geht es Matzen wie vielen anderen. Vor allem Touristiker wie Strandkorbvermieter und Campingplatzbetreiber leiden unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Ostergeschäft fällt an der Küste komplett aus: „Da gehen schon ein paar Euro-fünfzig weg“, sagt Marcus Bade, Strandkorbvermieter in Timmendorfer Strand. Zwar darf er seine Strandkörbe vor dem 1. April nicht an den Strand stellen, aber das nützt ihm auch nichts. Das Urlaubsverbot der Landesregierung gilt zunächst bis zum 19. April, also über Ostern hinaus. Einnahmen, die Bade komplett wegbrechen. Dabei waren die Voraussetzungen in diesem Jahr so gut: „Ostern liegt relativ spät, und die Buchungslage war sehr gut“, sagt der Strandkorbvermieter. Da nütze ihm auch ein Stützungsprogramm von Landes- oder Bundesregierung nichts. „Die Einnahmen sind weg.“ Ähnlich geht es Hinrich Behrens. Er betreibt den Campingplatz „Seeblick“ zwischen Pelzerhaken und Neustadt mit 300 Dauercampern und 100 Urlauberplätzen sowie einen Platz für 80 Wohnmobile. Behrens stellt sich auf einen Totalverlust ein. „Noch geht es, aber ich glaube, das dauert länger.“ Der Verlust des Ostergeschäfts sei einschneidend. „Wir hatten Ostern volles Haus und konnten niemanden mehr annehmen.“ Lesen Sie dazu auch: Die Küste ist leer: Kaum noch Menschen in Timmendorf und Grömitz Kreis Ostholstein untersagt die Nutzung von Zweitwohnungen Millionen-Investitionen amortisieren sich nicht: Er habe in den vergangenen Jahren viel investiert, um Hotelniveau zu erreichen, sagt Behrens. Ähnlich hätten es viele andere Tourismusanbieter angesichts des Aufschwungs und des billigen Geldes gehalten. Sie alle säßen nun ohne Gäste da. „Ich glaube, dass es vielen das Genick brechen wird.“ Ähnliche Befürchtungen hat Kaufmann Matzen: „Die Leute, die für 13 Millionen Hotels gebaut haben, was machen die jetzt? Die fahren alle vor die Wand.“ Andere würden sich vielleicht noch vier Wochen länger halten. Die Urlaubersperre werde die Küste aber verändern. Matzen wurmt nicht allein der finanzielle Verlust, den er durch das entgangene Ostergeschäft auf zwei bis zweieinhalb Millionen Euro in seinen sieben Geschäften beziffert. Ihn ärgert, dass der örtliche und inhabergeführte Einzelhandel seiner Meinung nach allein die Nachteile tragen muss. So könne es nicht sein, dass Rossmann auf habe „und ich darf keine Unterhosen verkaufen.“ Zumal er in Teilen dasselbe Angebot wie ein Drogeriemarkt habe, zu denen er in direkter Konkurrenz stehe. „Die städtischen Einzelhändler sind die Dummen“. Versandhändler wie Amazon suchen derweil dringend Personal. Hunderte Mitarbeiter in Ostholstein betroffen: Bade, Behrens und Matzen müssen nicht nur an sich, sondern auch an ihre Mitarbeiter denken. Bei Matzen sind es zum Beispiel 108. Die einen Arbeitgeber melden Kurzarbeit an, andere stellen ihre Saisonkräfte erst gar nicht ein. Vieles wird auch erst jetzt organisiert, so wie bei Behrens, der zur Personalsituation sagt: „So weit bin ich noch nicht.“ Für alle Selbstständigen, ob kleine oder große, gilt es jetzt aber, sich mit der Bundesagentur für Arbeit, dem Steuerberater und ihrer Bank zur beraten. Viel Arbeit ohne Ertrag. „Nun hoffen wir, dass die Regierung hinter uns steht und uns auffängt“, sagt Behrens und versucht die Stimmung zusammenzufassen. „Wir brauchen die Unterstützung.“ Matzen sieht das ähnlich und hat einen konkreten Vorschlag: „Die Leute, die eingezahlt haben oder Existenzgründer sind, sollten etwas vom Staat kriegen, nicht die, die noch nie etwas in Form von Steuern beigetragen haben.“ Jeder Betrieb sollte zurückbekommen, was er in den vergangenen zwei oder drei Jahren an Steuern gezahlt hat. Denn mit dem Ende der Corona-Vorbeugemaßnahmen sei noch längst nicht alles vorbei. „Wenn wir wieder öffnen dürfen, wer will sich dann davon erholen?“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog Coronavirus posthum nachgewiesen: UKSH Lübeck meldet ersten Todesfall Landtag will wegen Corona 500 Millionen Euro Nothilfeprogramm beschließen Im LN-Live-Interview: Bürgermeister Lindenau antwortet auf die wichtigsten Fragen zum Coronavirus in Lübeck Schutz vor dem Coronavirus: Apotheken installieren Scheiben Coronavirus: Schleswig-Holstein macht zu – Touristen müssen draußen bleiben Ikea schließt alle Filialen Shutdown wegen Corona: Schleswig-Holstein fährt das öffentliche Leben herunter Von der Schule in die Klinik: Pflegeschüler helfen in Krankenhäusern mit Home-Office und Co.: So reagieren Lübecker Unternehmen Darum sind die Standorte der Corona-Diagnostikzentren geheim Wegen Coronavirus: Deutschland schließt seine Grenze zu Dänemark In der Krise zusammenhalten: So helfen sich Nachbarn in Lübeck gerade gegenseitig Wegen Coronavirus: Land verbietet alle Veranstaltungen Abgesagte Lehrveranstaltungen: Hochschulen setzen auf Online-Betrieb Wegen Coronavirus: Schleswig-Holstein stundet Firmen in Not die Steuerschuld Coronavirus: Lübecker Krankenhaus verbietet Besuche Quarantäne – was bedeutet das für mich? 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Corona - Ostergeschäft fällt flach: Ostholsteiner Handel und Tourismus in der Krise