Corona-Homeschooling vorbei: Schulstart an Grundschulen in Ostholstein

Endlich wieder Schule! Mit Unterricht im Klassenzimmer von Angesicht zu Angesicht. Der Präsenzunterricht unter Coronabedingungen, Start am heutigen Montag, 22. Februar, gibt Kindern, Eltern und Lehrern ein Stück Normalität zurück. Aber die Gefühle sind an den Schulen in Ostholstein am ersten Schultag gemischt. Unterricht erstmal bei den Klassenlehrern: „Ich habe bei den Schülern eine große Freude gesehen, aber auch Verunsicherung nach der langen Zeit des Distanzlernens gespürt“, sagt Oliver Martins, Rektor der Gustav-Peters-Schule, einer Grundschule in Eutin mit drei Standorten und rund 620 Schülern. In einigen Klassen habe er vorbeigeschaut und den Mädchen und Jungen gesagt: „Ich erkenne euch trotz der Masken!“ Für die ersten drei Schultage habe er bewusst nur Unterricht bei den Klassenlehrern angesetzt: „Die Kinder müssen erstmal ankommen. Außerdem wollen wir so wenig Vermischung wie möglich.“ Das soziale Miteinander, das Ankommen und gut Zuhören seien für ihn aktuell vorrangig. Auch die Schulsozialarbeiter, von denen es an jedem der drei Standorte einen gibt, hätten jetzt ganz besonders ein „offenes Ohr und Herz“, sagt der Schulleiter. Schulöffnung in Ostholstein: Lehrer hegen Bedenken: Mit einer dritten Klasse, in der Martins Deutsch unterrichtet, habe er sich in den vergangenen Wochen regelmäßig über Videokonferenzen ausgetauscht. „,Klasse, dass wir das nicht mehr machen müssen’, hat mir heute ein Schüler erleichtert gesagt“, so der Rektor. In seinem Kollegium seien Bedenken hinsichtlich der Schulöffnung geäußert worden, berichtet er. „Wir versuchen, ihnen gerecht zu werden durch die Kohortenbildung und mit Spuckschutzwänden vor dem Lehrerpult. Außerdem haben wir CO2-Ampeln in jedem Raum und ausreichend kleine und große medizinische Masken vorrätig.“ Einigen Eltern sei die Situation allerdings zu heikel: „Vier Prozent haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht, ihr Kind bis zum 7. März zu beurlauben“, schildert der Schulleiter. Eltern haben gemischte Gefühle wegen des Schulstarts: Lena M., Nadja D. und Karina H.* holen ihre Kinder am ersten Schultag nach dem Neustart mittags ab. Ihre Kinder Maja (6), Dana (7) und Ryan (7) gehen in eine Klasse. Die Mütter stehen mit gemischten Gefühlen an der Treppe zum Schulgelände. „Es ist positiv für die Kinder, dass sie wieder in die Schule dürfen. Eltern sind nicht die besten Lehrer“, sagt Lena M. „Ich habe aber auch Angst. Es muss nicht, kann aber passieren, dass uns die Situation um die Ohren fliegt und die Infektionszahlen rasant steigen.“ Die beiden anderen Mütter nicken zustimmend. Karina H. berichtet, dass Ryan noch zwei ältere Schwestern im Homeschooling hat. „Ihm ist bewusst, dass der Schulstart ein Versuch ist. Wenn es nicht klappen sollte und er auch wieder zu Hause sein müsste, wäre er sehr bekümmert. Er hat sich tierisch auf die Schule gefreut“, sagt sie. Mit zerzaustem Schopf und roten Wangen kommen Ryan und seine beste Freundin Dana angesaust. „Wir hatten Sport und haben Nudel-Ticker gespielt“, erzählt sie fröhlich. Sie finde es schön, ihre Klassenkameraden wieder zu sehen. Ryan erzählt vom Mathe-Unterricht und dass er Aufgaben dazu hat. Lesen Sie auch Ostholstein: Schulstart an Grundschulen Corona in Ostholstein: Inzidenz-Wert steigt auf über 40 (22. Februar) Schwerer Unfall auf A1 Kreuz Bad Schwartau: Ein Toter und 5 Verletzte Wasilika Gavriljuks (49) Tochter Angela (7) geht ebenfalls in die Klasse 1 a. „Für mich war die letzte Zeit sehr schwierig. Ich muss arbeiten und kann meine Tochter nicht einfach allein zu Hause lassen“, sagt sie. Sie hat ihre Arbeitszeit in frühmorgens und nachmittags aufteilen müssen. „Ich freue mich, dass Angela jetzt wieder in die Schule kann. Da lernt sie besser als zu Hause. Aber ich mache mir auch Sorgen um die Gesundheit.“ Schüler leiden unter dauerhaftem Maskentragen: Die kommissarische Leiterin Doreen Ullrich berichtet, dass an der Grundschule Süsel „alle ganz positiv gestimmt gewesen sind. Die Kinder waren froh, in der Schule zu sein. Ich habe sie als freudig und fröhlich erlebt.“ Was ihnen jedoch zu schaffen mache, sei das Tragen der Masken. Einige Kinder hätten zu Schulbeginn geweint, weil die Mund-Nasen-Bedeckung eine Belastung für sie darstelle, sagt die Schulleiterin. In ihrem Kollegium registriere sie Befürchtungen und leichte Ängste, ob die Corona-Situation sich noch einmal verschärfen werde, schildert Doreen Ullrich. „22 oder 23 Kinder in einer Klasse – das ist ja auch nicht ohne. Für die Kinder wäre es ganz, ganz bitter, wenn wir noch einmal in Distanzunterricht zurück müssten.“ Kaum abgemeldete Kinder in Lensahn und auf Fehmarn: Auch in der Grund- und Gemeinschaftsschule Lensahn begann für die ersten vier Klassen wieder der Präsenzunterricht. „Die Freude war groß, alle wieder da zu haben“, berichtet Schulleiterin Angela Haar. Sicherlich gebe es hier und da auch Bedenken, aber sie hätten ein gutes Hygienekonzept, das greife. Und so überwiege doch die Freude. „Es sind fast alle Kinder gekommen“, so die Schulleiterin, das Ministerium habe ja die Möglichkeit geboten, sich beurlauben zu lassen. Nach ersten Rückmeldungen seien auch die meisten Eltern froh und glücklich, dass die Kinder sich wieder in der Schule treffen können. Mehr Leben herrscht auch wieder in der Montessori-Schule auf Fehmarn. Von den 45 Grundschülern fehlten am ersten Tag nur sieben. „Wir fangen langsam wieder an. Die Lehrer sind mit den Kindern viel draußen und machen Übungen mit ihnen, damit sie sich erst einmal wieder an ein Miteinander gewöhnen“, erzählt Schulleiterin Bettina Moritz. Es sei zwar für die Kinder etwas anstrengender, mit den Masken zu lernen und die Konzentration hoch zu halten, doch alle sagen, besser mit Maske als weiter Distanzunterricht. „Ich denke, unsere Schüler finden es super und haben Spaß“, betont Bettina Moritz. Problemloser Schulstart in Heiligenhafen: Die Theodor-Storm-Schule in Heiligenhafen ist normal nach Stundenplan wieder gestartet. „Fast alle Kinder sind wieder da. Nur ein paar sind zu Hause geblieben“, erzählt Schulleiterin Susanne Amrein-Vornheim. Es sei alles friedlich gewesen, es habe keine negativen Vorkommnisse gegeben. „Wir hatten vorher in einem Brief die Eltern informiert, dass beispielsweise Masken zu tragen sind“, sagt die Schulleiterin. So seien viele auch gleich mit einer medizinischen Maske in die Schule gekommen. Warten in Lübeck: Schüler noch im Homeschooling: In Lübeck müssen sich die Schüler noch gedulden. An den Schulen der Hansestadt soll bis zum 28. Februar weiterhin Distanzlernen, also Online-Unterricht, stattfinden. Das gilt auch für Grundschulen. Ab dem 1. März sollen Grundschüler der Jahrgänge eins bis vier dann im Wechselunterricht unterrichtet werden. Jede Klasse wird also in zwei Kohorten aufgeteilt, die im Wechsel Präsenzunterricht oder Distanzlernen haben. Abschlussklassen sollen weiterhin Angebote für Präsenzunterricht bekommen. Allerdings nur unter Einhaltung der Hygienevorgaben, wie dem Mindestabstand und dem Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Für die jüngeren Schüler der ersten bis sechsten Klasse soll es nach wie vor das Angebot einer Notbetreuung geben. Die Notbetreuung bleibt auch in den Lübecker Kitas bis zum 28. Februar bestehen. Am dem 1. März soll es dann in den eingeschränkten Regelbetrieb gehen. Was im Kreis Herzogtum Lauenburg gilt: Ab der kommenden Woche sollen auch die Grundschulen in den Kreisen Pinneberg und Herzogtum Lauenburg wieder öffnen. Zunächst sei dort eine Woche lang Wechselunterricht geplant, wie auch in Lübeck, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Montag in Kiel. In Flensburg gebe es aufgrund der dort aktuellen besonders angespannten Corona-Lage auch in der kommenden Woche dagegen nur Distanzunterricht. Im angrenzenden Kreis Schleswig-Flensburg soll in der kommenden Woche aber Wechselunterricht starten. „Allerdings werden einige Schulen im direkten Flensburger Einzugsgebiet, in die auch viele Schülerinnen und Schüler aus Flensburg gehen, noch eine weitere Woche Distanzlernen machen“, sagte Prien. Dort werde es eine Notbetreuung geben. Für die zehn Kreise und kreisfreien Städte, in denen Grundschulen wie die Kitas bereits am Montag nach zwei Monaten wieder geöffnet haben, sprach Prien von einem „Tag der Hoffnung“. Präsenzunterricht sei unbedingt erforderlich für die Entwicklung und die Bildung der Kinder. Dieser sei die Normalität. Jeder Tag ohne bedürfe einer besonderen Rechtfertigung. „Der Tag zum Start des Präsenzunterrichts war für viele Schüler im Land ein Tag der Freude. Das konnte man überall im Lande merken.“ *Nachnamen auf Wunsch der Mütter abgekürzt. Von Ulrike Benthien und Markus Billhardt