Corona-Regeln missachtet: Bußgelder für Hunderte Bürger in Ostholstein

Corona-Partys, Maskenverweigerer, Quarantänebrecher – immer wieder verstoßen Ostholsteiner gegen die Regeln, die helfen sollen, ein Ausbreiten der Corona-Pandemie zu verhindern. Hinzu kommen Reisende aus anderen Bundesländern, die negativ auffallen. Wenn Ermahnungen durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Polizei nicht mehr ausreichen, können Bußgelder verhängt werden. Behörden beobachten eine gewisse „Corona-Müdigkeit“. Die Zahl der Verfahren kann noch steigen: Kreissprecherin Carina Leonhardt teilte mit, dass seit dem Ausbruch der Pandemie (Stand 4. Februar) 1106 Ordnungswidrigkeitenverfahren aus dem Bereich des Infektionsschutzes eingeleitet wurden. 110 der Fälle stammen aus 2021. Hinzu kommen Verfahren, die sich aktuell noch in der Bearbeitung bei den örtlichen Ordnungsämtern sowie der Polizei befinden. Bußgelder im sechsstelligen Bereich: Weiter führte Leonhardt aus: „Durch den Fachdienst Sicherheit und Ordnung sind im Zusammenhang mit Verstößen gegen die jeweils geltende Corona-Bekämpfungsverordnung bislang Bußgelder in Höhe von circa 334 000 Euro festgesetzt worden.“ Dies entspreche etwa 540 Bußgeldbescheiden. Die Bearbeitung der übrigen Verfahren aus 2020 dauert an, da Vorgänge geprüft und mutmaßliche Regelbrecher angehört werden. Ostholstein: Diese Regeln wurden gebrochen: Doch gegen welche Anordnungen verstoßen die Ostholsteiner und Gäste am häufigsten? Dazu heißt es vom Kreis, dass dies offensichtlich von der Jahreszeit sowie den jeweils gültigen Lockdown-Bedingungen abhänge. „Im ersten Lockdown vor der Öffnung der Gaststätten und des Einzelhandels sowie im zweiten Lockdown seit Mitte Dezember kam es hauptsächlich zu Verstößen gegen das Kontaktverbot, gegen das Maskengebot und Quarantäneauflagen“, sagte Leonhardt. Viele Verstöße in Gaststätten: Anders sah es demnach im Zeitraum von Mitte Mai bis November aus, in dem die Ordnungskräfte vor allen Fehlverhalten im gewerblichen Bereich registrierten und ahndeten. So seien Gaststätten, Geschäfte und Beherbergungsbetriebe ohne oder mit einem mangelhaften Hygienekonzept geöffnet worden. Darüber hinaus seien in Gaststätten Mindestabstände nicht eingehalten worden und es habe an entsprechenden Aushängen, die zum Beispiel auf Maskenpflicht und Abstandsregeln hinweisen, gemangelt. Partys aufgelöst, Bußgelder verhängt: Im Schnitt wurden seit dem Bekanntwerden der ersten Corona-Infektion einer Person aus Ostholstein am 10. März 2020 pro Tag etwas mehr als drei Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Zuletzt sorgten vor allem mehrere Partys für Aufsehen. So trafen sich Anfang Januar 16 junge Erwachsene aus 15 Haushalten in Heiligenhafen zu einer Feier. Sie wurden innerhalb von wenigen Stunden gleich zweimal erwischt. Ebenfalls gefordert waren die Einsatzkräfte in Eutin. Dort feierten sieben Erwachsene zusammen. Sie alle kassierten eine Anzeige und müssen ein Bußgeld in Höhe von 150 Euro zahlen. Corona-Regelbrecher: Betroffene reagieren uneinsichtig: Aus Sicht des Kreises halten sich die meisten Menschen zwischen Stockelsdorf und Fehmarn diszipliniert an die Corona-Regeln. „Dennoch ist insbesondere im privaten Bereich festzustellen, dass auch die Ostholsteiner etwas ,Corona-müde’ werden. Viel öfter als noch im ersten Lockdown wird sich wissentlich und willentlich über die bekannten Regelungen hinweggesetzt. Kommt es zu Zurechtweisungen oder gar zur Ahndung, häufen sich die Fälle, in denen die Betroffenen leider sehr uneinsichtig sind“, sagte Carina Leonhardt. Die aktuellen Regeln der Landesregierung zur Eindämmung der Pandemie gelten vorerst bis zum 14. Februar und somit auch der dementsprechende Bußgeldkatalog. Aus diesem geht unter anderem hervor, dass bei Nichteinhalten der Maskenpflicht 150 Euro fällig werden. Gastronomen, die mehr als eine Person in ihre Gaststätte lassen, zahlen 500 bis 1000 Euro Strafe, und Friseure, die trotz Lockdown Haare schneiden, können mit einem Bußgeld zwischen 500 und 2000 Euro rechnen. Regeln einhalten, Ausbreitung unterbinden: Vielfach werde die Auffassung vertreten, das eigene Handeln sei ja nicht so schlimm gewesen und unterliege anderen Maßstäben als denen der Gesamtgesellschaft. Die Sprecherin ergänzte: „Wir appellieren erneut an die Vernunft der Ostholsteinerinnen und Ostholsteiner, sich weiterhin an die geltenden Corona-Regeln zu halten. Die Einhaltung der Regeln ist derzeit immer noch das effektivste Mittel, um die Ausbreitung des Coronavirus zu unterbinden.“ So ist die Corona-Lage in Neustadt: Ähnlich schätzt auch Neustadts Bürgermeister Mirko Spieckermann (parteilos) die gegenwärtige Situation ein. Durch den Lockdown habe sich das öffentliche Leben in der Stadt auf ein Minimum reduziert. „In der Summe sind die Neustädter recht diszipliniert. Sicherlich wird die ,Corona-Müdigkeit’ bundesweit größer, weshalb es auch auf Neustadt zutreffen dürfte. Allerdings spiegelt sich das momentan nicht in einem Anstieg von Verstößen und gar in einem ungebührlichem Verhalten gegen unsere Ordnungskräfte wider“, erläuterte er. Heiligenhafen: Lob vom Bürgermeister: Der Heiligenhafener Bürgermeister Kuno Brandt (parteilos) kann bislang keinen nachlässigeren Umgang erkennen: „Es werden sogar dort Masken getragen, wo sie nicht verpflichtend sind. Beispiel heute Morgen beim Bäcker: Fünf Personen dürften gleichzeitig hinein, aber maximal zwei Personen waren im Geschäft und alle anderen warteten draußen mit Abstand“, sagte Brandt den LN. Lesen Sie auch Ostholstein: So viel Schnee an der Ostsee wie seit Jahren nicht mehr Zoos, Nagelstudios, Sport: SH kündigt weitere Lockerungen an Ostholstein im Zwiebellook: Welche Kleidung im Winter wirklich hilft Mürrische Bürger in Scharbeutz: Aus Scharbeutz teilte Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) mit, dass die meisten der angesprochenen Personen freundlich und verständnisvoll reagierten, wenn sie auf das Fehlverhalten hingewiesen werden. Es gebe aber auch Personen, die nur mürrisch den Hinweisen folgen würden sowie welche, die von der Maskenpflicht befreit seien, und entsprechende Nachweise genervt, aber freundlich vorlegen würden. Von Sebastian Rosenkötter