Corona: Schwimmhallen und Freizeitbäder in Ostholstein schließen

Zwei Tage haben Hobbysportler und Badegäste noch die Gelegenheit, in den Schwimmhallen und Freizeitbädern der Region ein paar Bahnen zu ziehen und sich auszutoben. Am Montag, 2. November, werden alle Einrichtungen für den kompletten Monat schließen. Für die Betreiber ist das nach dem Lockdown im Frühjahr ein herber Rückschlag. Der Tenor lautet aber: „Da müssen wir jetzt durch.“ Grömitzer Welle: Gäste waren zuletzt zögerlich: Die „Grömitzer Welle“ erneut vorübergehend zu schließen, hatte bereits der Tourismusausschuss der Stadt am 27. Oktober entschieden und war damit den bundespolitischen Entwicklungen zuvorgekommen. Zu dem Zeitpunkt war noch vorgesehen, das Bad für den Schwimmunterricht der Schulen weiterhin offen zu halten. „Laut aktuellem Stand wird dies allerdings nicht möglich sein“, sagt Jacqueline Felsmann vom Tourismus-Service Grömitz. Nach knapp drei Monaten Zwangspause im Frühjahrs-Lockdown habe das Bad sukzessive wieder öffnen dürfen, zuletzt seien 150 Gäste gleichzeitig erlaubt gewesen, berichtet ihr Kollege Lars Widder. Die vorgeschriebenen Regelungen und deren Kontrolle hätten aber deutlich mehr Personal erfordert als üblich. „Hinzu kommt, dass sich viele Gäste in den letzten Tagen wieder deutlich zurückgezogen haben und das Angebot nicht wahrnehmen wollten“, so Jacqueline Felsmann. Weder aus finanziellen Gesichtspunkten noch aus Sicht der Badegäste habe so dauerhaft ein vertretbares Kosten-Nutzen-Verhältnis erzielt werden können. Daraus resultiere das Ausschussvotum zur Schließung. „Fehmare“: Große finanzielle Verluste sind zu erwarten: Auf Fehmarn durften zuletzt maximal 100 Gäste ins Freizeitbad „Fehmare“ , davon maximal 14 in Sauna und Whirlpool. „Die Sauna-Saison beginnt, auch die Saison für Hallenschwimmer“, sagt Tourismuschef Oliver Behncke. Die ganze Küste befinde sich gerade in einer guten Nachsaison, „wir haben noch nie im November eine so gute Buchungslage gehabt. Das hätte helfen können, die Verluste des Frühjahrs zu kompensieren“. Die nun vorgeschriebene Schließung würden die Branche insgesamt hart treffen. Allein für das Freizeitbad erwartet Behncke zu den jahresüblichen 850 000 Euro Verlust, die der Tourismus-Service Fehmarn ausgleicht, in diesem Jahr weitere 300 000 bis 350 000 Euro, die zu übernehmen sind. Die „Fehmare“-Mitarbeiter gehen im November, bis auf eine Rumpfmannschaft, in Kurzarbeit. Alle hoffen, dass die Pause mit dem Dezember beendet sein wird. Weissenhäuser Strand: „Rein präventive Maßnahme“: Im Ferien- und Freizeitpark Weissenhäuser Strand gibt es derzeit weder einen Corona-Fall, noch befindet sich der Park in einem „Krisengebiet“. Darauf weist das Unternehmen auf seiner Internetseite hin. Die Schließung ab 2. November sei erneut eine rein präventive Maßnahme, um eine akute nationale Gesundheitsnotlage zu vermeiden, ergänzt Geschäftsführer David Depenau. Bislang lägen ihm nur die Beschlüsse aus Berlin vor, er warte auf die entsprechende Landesverordnung. Aber Ministerpräsident Daniel Günther habe ja bereits auf die „bundesweite Solidarität“ verwiesen. Das Gros der 500 Mitarbeiter im Ferienpark werde zur Kurzarbeit angemeldet, davon knapp 35 Mitarbeiter aus dem Subtropischen Badeparadies. Wie Oliver Behncke von Fehmarn sagt auch David Depenau: „Da müssen wir jetzt durch.“ Kirsten-Bruhn-Bad geht in Schlummerphase: Im Kirsten-Bruhn-Bad in Eutin sind drei Schwimmmeister und vier Auszubildende beschäftigt. Die Stadtwerke Eutin, die das Bad betreiben, würden versuchen, Kurzarbeit für sie zu vermeiden und andere Tätigkeiten im Haus zu finden, so der Technische Leiter, Christian Kulessa. Zunächst bräuchten sie ohnehin drei, vier Tage, um das Bad herunterzufahren und „in den Schlummerzustand zu versetzen“. Danach stünden kleine Revisionsarbeiten an, und es würden Überstunden abgebaut. „Wir sind alle richtig traurig, dass wir schließen müssen. Mit dem Hygienekonzept haben wir uns viel Mühe gegeben. Unser Eindruck war, dass es gut läuft“, sagt Kulessa. 41 Schwimmer dürfen sich zeitgleich im Becken aufhalten, „die haben wir in Spitzen in den Herbstferien bei schlechtem Wetter auch erreicht“. Nicht nur Eutinern wird der Besuch der Schwimmhalle in den kommenden Wochen fehlen. Auch Sportvereinen, der DLRG, Schülern aus Eutin, Hutzfeld, Schönwalde, der Polizei und der Bundeswehr geht die Möglichkeit zum Training verloren. In Malente dürfen die Spitzenathleten trainieren: In der Schwimmhalle des Sport- und Bildungszentrums in Malente, eine Einrichtung des Landessportverbandes, ist die Öffentlichkeit für vier Wochen ausgesperrt. Trainieren dürfen auf den fünf Bahnen allerdings die Bundeskaderathleten – pro Bahn ist einer zugelassen. „Für die Spitzensportler gibt es eine Ausnahmegenehmigung“, erklärt Thomas Behr, Geschäftsführer Leistungssport im Landesverband. Aber: Die jungen Schwimmer dürfen nicht die Duschen nutzen, müssen sich nach dem Training sofort ankleiden, das Betreten und Verlassen der Halle muss einzeln erfolgen. Niendorf hatte ohnehin noch geschlossen: Das Meerwasserhallenbad in Niendorf war ohnehin aufgrund „aufgrund von Schutzmaßnahmen“, so die telefonische Bandansage, noch bis zum 8. November geschlossen. Es geht jetzt in die Verlängerung. Mitarbeiter der Holstein-Therme gehen in Kurzarbeit: Die erneute Schließung der Holstein-Therme in Bad Schwartau ist ein harter Schlag für die Mitarbeiter und Gäste. „Ab Montag geht das gesamte Team der Therme zu 100 Prozent in Kurzarbeit“, erklärt Asklepios-Klinikgeschäftsführer Stefan Meiser. Betroffen sind insgesamt 24 Mitarbeiter. Die Mannschaft um Thermen-Leiterin Maren Bösel ist enttäuscht von der politischen Entscheidung. „Wir hatten ein gutes und funktionierendes Hygienekonzept. Viele Gäste haben betont, dass sie sich bei uns sicher fühlen“, berichtet Bösel. Auch Stammgast Karl Seebach (77), der „seit Ewigkeiten eine Jahreskarte besitzt“ und fast täglich die Therme besucht, bestätigt das. „Es ist wirklich traurig, dass wieder geschlossen wird. Viele haben dafür kein Verständnis“, sagt Seebach. Diese Texte haben wir exklusiv für LN-Plus-Leser recherchiert: Das sind die aktuellen Corona-Regeln in Schleswig-Holstein Halloween: Diese Regeln gelten wegen Corona So unterschiedlich sind die Corona-Regeln in den Nord-Bundesländern In diesen Texten informieren wir kostenlos über Corona-Regeln: Beherbergungsverbot: Das sind die Regeln in den anderen Bundesländern Diese weiteren Corona-Regeln haben die anderen Bundesländer erlassen Telefonische Krankschreibung ist wieder möglich Fragen und Antworten: Wo gilt die Maskenpflicht? Welche Ausnahmen gibt es? Hochbetrieb kurz vor der Schließung: Ob der Schließung von Montag an herrscht am Freitag (30. Oktober) noch einmal Hochbetrieb. So bildet sich zur Mittagszeit an der Kasse eine Schlange und die begrenzten 32 Sauna-Bändchen sind ebenfalls vergriffen. Maren Bösel bereitet unterdessen schon die Schließung vor. „Nur das Licht ausmachen reicht nicht“, berichtet sie. Die Technik im Haus muss langsam runtergefahren werden. Das Wasser im Becken wird beispielsweise von 32 auf 20 Grad gesenkt. Für die Auszeit der Therme muss Bösel zudem Spülpläne erstellen, damit die Pumpen keinen Schaden nehmen, und auch die Saunen müssen zwischendurch angeheizt werden. Auch wenn alles geschlossen ist, wird es Service-Zeiten an der Thermen-Kasse geben. Dienstag und Freitag von 10 bis 12 Uhr und am Donnerstag von 16 bis 18 Uhr wird die Kasse in den nächsten Wochen für Gutscheine oder Parkauskarten besetzt sein. Von der Schließung der Therme sind auch die Patienten der Asklepios Reha-Klinik betroffen. „Das Angebot wurde immer gerne angenommen, aber es gibt keine Ausnahmen für unsere Patienten“, sagt Geschäftsführer Meiser. 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