Corona in Ostholstein: Regeln, Einschränkungen, was jetzt wichtig ist

Wenige Tage nach dem heftigen Corona-Ausbruch im Hotel Seeschlösschen in Timmendorfer Strand hat Ostholstein den ersten Grenzwert überschritten. Innerhalb von sieben Tagen gab es bezogen auf 100 000 Einwohner mehr als 35 Neuinfektionen. Seit Wochenbeginn laufen Absprachen zwischen dem Kreis und dem Gesundheitsministerium des Landes. Eine neue Allgemeinverfügung mit verschärften Regeln wird vorbereitet. Am Freitag, 23. Oktober, will Landrat Reinhard Sager (CDU) die Einwohner über mögliche Schritte informieren. An dieser Stelle gibt es Neuigkeiten rund um den Corona-Ausbruch in Timmendorfer Strand sowie weitere Corona-Neuigkeiten aus dem Kreis. Haben sich weitere Mitarbeiter des Hotels mit dem Virus infiziert? Nein. Es bleibt bei 35 nachgewiesenen Infektionen. Zudem sollen sämtliche Mitarbeiter ein zweites Mal auf das Virus getestet werden. Welche Folgen hat der Ausbruch für die Angehörigen der Hotel-Mitarbeiter? „Die Angehörigen der positiv getesteten Mitarbeiter befinden sich ebenfalls in häuslicher Quarantäne. Insgesamt sind gut 120 Personen betroffen“, teilte Kreissprecherin Carina Leonhardt mit. Auswirkungen auf weitere Einrichtungen wie Schulen und Kitas im Kreis habe das Geschehen nicht. Es gibt Gerüchte in Timmendorfer Strand, dass die Mitarbeiter gemeinsam ihre Pausen verbracht haben und so das Virus unter der Belegschaft weitergegeben wurde? Können Sie das bestätigen? „Nach unseren Ermittlungen sollen die Vorgaben des Hygienekonzeptes des Hotels eingehalten worden sein. Dieses gilt jedoch ausschließlich für den Betrieb des Hotels und nicht für den privaten Bereich“, führte die Kreissprecherin aus. Aus Timmendorfer Strand heißt es, dass Gäste, die abreisen sollten, versucht haben, sich in anderen Hotels einzubuchen? Durften diese das? Laut Kreis wurden die Gäste gebeten, das Hotel zu verlassen. Da sie jedoch nicht als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft worden seien, hätten sie auf andere Unterkünfte ausweichen können. Sind Tests in weiteren Hotels oder touristischen Einrichtungen in Timmendorfer Strand vorgesehen? Ja. „Als präventive Maßnahme werden ebenfalls alle Mitarbeiter des Golfhotels einer Testung unterzogen“, sagte Leonhardt. Die Corona-Pandemie im Kreis Ostholstein in Zahlen – ein Überblick (Stand 22. Oktober): Gesamtzahl positive Fälle: 237 Aktuell in einer Klinik: 1 Aktuell in Quarantäne: 346 Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI: 35,4 Welche Verschärfungen sind nach dem Überschreiten des 35er-Grenzwerts möglich? Bei einem Überschreiten dürfen laut Land im öffentlichen Raum nur noch 25 Personen zusammen feiern, im privaten Bereich sind es 15. Der Gastronomie wird eine Sperrstunde ab 23 Uhr empfohlen. Eben dies ist innerhalb von Timmendorfer Strand bereits der Fall. Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert 50 überschreiten, wären weitere Verschärfungen die Folge. Zudem dürften sich in den eigenen vier Wänden nur noch Personen aus zwei Haushalten treffen. Unterdessen hat Stockelsdorf eine Maskenpflicht während des Wochenmarkts auf dem Münzplatz angeordnet. Wird der Betrieb von Schulen und Kitas in der Gemeinde Timmendorfer Strand durch die aktuelle Entwicklung beeinträchtigt? Bislang gelten die schon vor den Herbstferien angesagten Regeln: Damals gab es an sieben Schulen Covid-19-Infektionen, wobei sich das jeweils auf einzelne Schüler und Lehrer beschränkte. Um weitere Ansteckungen zu verhindern, mussten Klassenkameraden in Quarantäne. Werden die Vorschriften in Seniorenheimen verschärft? Sollte die Zahl der Infizierten weiter steigen, könnte es wie im Frühjahr zu Einschränkungen im Bereich der Besuche kommen. Das Land rät bei der Überschreitung des 35er-Schwellenwertes, dass zur aktuellen Lage informiert und sensibilisiert wird. Die Korian-Gruppe, die unter anderem die Seniorenresidenz Timmendorfer Strand (Betreutes Wohnen) betreibt, hat alle Mieter per Rundschreiben über die Entwicklungen in Timmendorfer Strand informiert. Darin wird die Empfehlung ausgesprochen, in den kommenden Tagen freiwillig auf nicht notwendige Besuche in Restaurants und Geschäften zu verzichten und Gruppenansammlungen zu meiden. „Sollten weitere Maßnahmen notwendig sein, so werden diese in engen Austausch mit dem zuständigen Gesundheitsamt besprochen und umgesetzt“, sagt Sprecherin Tanja Kurz. In einer Pflegeeinrichtung in Ratekau wurde ein Betreuter positiv getestet. Welche Folge hat dies? Für die Bewohner wurde eine 14-tägige Quarantäne angeordnet. Das Personal muss sich an die „Optionen zur vorzeitigen Tätigkeitsaufnahme von Kontaktpersonen unter medizinischem Personal“ des Robert-Koch-Instituts halten. So sollen Quarantäne und die gleichzeitige Versorgung der Bewohner unter einen Hut gebracht werden. Die Mitarbeiter dürfen weiter arbeiten, müssen aber ansonsten eine Quarantäne einhalten. Die Fahrt zur und von der Arbeit muss im eigenen Auto erfolgen. Für das Personal in Ratekau wurden Tests am fünften sowie am zehnten Tag angeordnet. Außerdem müssen die Mitarbeiter FFP2-Masken tragen. Wie reagieren die ostholsteinischen Gemeinden auf die Entwicklung? Zahlreiche Gemeinden haben ihre Rathäuser wie schon im Frühjahr für den Publikumsverkehr geschlossen, darunter unter anderem Fehmarn, Ratekau und Timmendorfer Strand. Wie wirkt sich das Geschehen auf das Leben in Timmendorfer Strand aus? Das ETC bleibt bis mindestens einschließlich 23. Oktober für die Öffentlichkeit geschlossen. Der Club für Eissport weist aber daraufhin, dass lediglich die öffentlichen Eislaufzeiten betroffen sind. „Sowohl das Training als auch die Laufschule finden wie gewohnt weiter statt“, heißt es auf der Webseite des Vereins. Ebenso lange dicht ist das Meerwasser-Hallenbad in Niendorf. Zudem hat der Seniorenbeirat alle Termine für 2020 abgesagt. Haben Touristen-Attraktionen wie das Sea-Life-Center weiterhin geöffnet? Ja. Sea-Life-Sprecherin Maike Hasenäcker teilt mit, dass der laufende Betrieb nicht vom Ausbruch in dem Hotel beeinflusst werde. Zugleich verweist sie auf die geltenden strengen Hygienemaßnahmen. Ähnlich äußert sich Birgit Ruland, Leiterin der Ostsee-Therme in Scharbeutz: „Unser Hygienekonzept hat sich bewährt und jeden Tag überprüfen wir mehrfach, ob es an allen relevanten Stellen greift und eingehalten wird. Konsequenz und Kontrolle ist in diesen Tagen das Wichtigste.“ Welche weiteren Einschränkungen sind jetzt schon abzusehen? Beim Kreis und in den Städten und Gemeinden wird darüber nachgedacht, wie die Pandemie eingedämmt werden und was jeder einzelne dazu beitragen kann. Sana hat am Donnerstag für alle Kliniken ein Besuchsverbot beschlossen – das bis auf wenige Ausnahmen für alle Besucher gilt. Neustadt etwa empfiehlt allen Kindern, in diesem Jahr an Halloween nicht von Haustür zu Haustür zu ziehen. Etliche Veranstaltungen von Stiftungsfesten der Feuerwehr bis hin zu Laternenumzügen werden in diesen Tagen abgesagt. Lesen Sie auch Corona im Kreis Ostholstein: Inzidenz liegt über 35, neue Regeln kommen Corona am 21. Oktober: Kreis Ostholstein korrigiert Fallzahlen nach oben Ostholsteins Landrat sieht keine gesteigerte Corona-Gefahr durch Touristen Von Susanne Peyronnet, Sebastian Rosenkötter, Meike Wegner