Curau: Pastor führt im Lockdown mit Videos auf Youtube durch die Kirche

Dass es noch einmal so einen harten Lockdown geben würde, damit hatte der Curauer Pastor Florian Gottschalk nicht gerechnet. Unter sehr strengen Auflagen wären Gottesdienste zwar für eine sehr begrenzte Zahl an Besuchern möglich, aber damit sind im Moment die erlaubten Grenzen des Kontakts auch schon erreicht. Sämtliche Aktivitäten darüber hinaus innerhalb der Kirchengemeinde Curau, zu der zehn Dörfer in den Gemeinden Stockelsdorf und Ahrensbök gehören, sind wegen der Corona-Pandemie zur Zeit buchstäblich auf Eis gelegt. Curau: Pastor war Heiligabend mit Bulli unterwegs: Doch Pastor Florian Gottschalk, der vor sechs Jahren das Pastorat in Curau übernommen hat, ist alles andere, als der Typ, der den Kopf in den Sand steckt und darauf wartet, dass die Pandemie endlich vorbei geht. Eindrucksvoll bewiesen hat Florian Gottschalk das unter anderem an Heiligabend 2020, als er mit einem zur Kanzel umgebauten Bundeswehr-Bulli von mittags bis abends über sieben der zehn Dörfer fuhr und unter freiem Himmel Gottesdienste hielt. Online die Curauer Kirche entdecken: Aber Corona ist immer noch da und die von der Regierung verhängten Maßnahmen sind inzwischen noch etwas schärfer. „Wenn wir hier in der Kirche nicht zusammenkommen können“, sagt Gottschalk, „dann gehe ich eben zu den Leuten hin.“ Virtuell auf digitalem Weg direkt bis ins Wohnzimmer oder wo immer der Computer sich auch befindet. Pastor Gottschalk lädt ein zu einem Rundgang durch die Curauer Kirche. Und das funktioniert so: Die Zeit, die Florian Gottschalk jetzt durch ausfallende Gottesdienste und andere Veranstaltungen zur Verfügung hat, nutzt der Pastor zur gründlichen Recherche in der Curauer Kirchengeschichte, schreibt sich Skripte und erklärt bei einem Rundgang mit geliehener Videokamera Stück für Stück etwas zur Historie. Und diese Geschichte hat so einiges zu bieten, denn die Curauer Kirche ist fast 1000 Jahre alt. Kirche hat einen eigenen Youtube-Kanal: Das, was Pastor Gottschalk filmt, ist über den Youtube-Kanal der Kirchengemeinde und auch auf der Homepage der Kirchengemeinde Curau zu sehen. „Das Gute ist“, sagt Gottschalk, „diese Videos bleiben im Netz, man kann sie sich immer wieder ansehen und ist zeitlich nicht unter Termindruck.“ Abgesehen davon, sind diese Videos relativ zeitlos, denn die knapp 1000-jährige Geschichte der Curauer Kirchengemeinde ist bereits geschrieben – nur der Blick darauf von Pastor Florian Gottschalk, der ist aus dem 21. Jahrhundert. Und dieser kommt an: „Wir als Kirchengemeinderat finden das sehr gut, dass der Pastor versucht, auf diese Weise Kontakt zu halten zu den Mitgliedern, denn für viele ist es eine schwere Zeit“, sagt Rolf Petersen, stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderates. Kirche wurde innerhalb von zwei Jahren neu aufgebaut: Der erste Teil des virtuellen Kirchenrundgangs ist bereits im Netz. Da thematisiert Florian Gottschalk unter anderem die Ursprünge der Kirche, die fantastische Lage mitten in dem 600-Seelen-Dorf und den vergoldeten Totenkopf. Dieser gehört zum Altar seit dem Wiederaufbau der Curauer Kirche nach dem Brand 1827. Innerhalb von zwei Jahren wurde die Kirche wieder aufgebaut, und einheimische Künstler gestalteten den imposanten Altar, zu welchem auch der vergoldete Totenkopf gehört. Gottschalk ist keine weitere Kirche in der Region bekannt, die auch so einen Totenkopf auf dem Altar hat, obwohl dieser in der christlichen Symbolik eine besondere Rolle spielt. Totenkopf als Schmuckstück auf dem Altar: „Nur Curau hat diesen Totenkopf“, erklärt der Pastor, „aber weil Kinder sich davor erschrecken würden, ist der Totenkopf die meiste Zeit im Homeoffice.“ Nur wenn jemand direkt danach fragt, dann holt Florian Gottschalk den Totenkopf hervor und zeigt ihn, „dann aber immer mit der Geschichte als Erklärung dazu“. Oder aber es ist Karfreitagsgottesdienst in Curau. Dann ist der komplette Schmuck vom Altar verschwunden und der Totenkopf liegt nicht zu Füßen Jesus’, sondern wird weit über ihm hoch oben auf der Kanzel platziert. Aber nur dann, immer nur am Karfreitag. Seit wenigen Tagen gibt es auch den zweiten Teil des virtuellen Kirchenrundgangs im Internet. Für die Videoaufnahmen hat sich der Theologe dabei in schwindelerregende Höhen begeben – nämlich bis hoch in den Glockenturm. Zudem rückt Gottschalk die Tafeln im Vorraum des Kirchensaals in den Fokus. Da stehen unter anderem die Namen von über 100 Männern aus dem kleinen Dorf Curau, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind. Video: Das wird der dritte Teil: Und auch der dritte Teil des Kirchenrundgangs ist bereits in Planung. Im Frühjahr will Gottschalk sich dem Thema Friedhof widmen. Bis heute sei dort noch nicht ein Toter beigesetzt, der an oder mit Corona gestorben ist, sagt er. „Im ganzen Gebiet der Kirchengemeinde Curau ist bis jetzt noch nicht ein Corona-Toter bekannt“, ergänzt Rolf Petersen. 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