Diese Klassiker werden zum Fest in Gottesdiensten gesungen

Vier Gottesdienste gibt es an Heiligabend in der Süseler St. Laurentius Kirche. Pastor Matthias Hieber wird um 17 und um 23 Uhr predigen. Die Lieder wählt er selbst aus. In anderen Gemeinden legen Pastor und Kirchenmusiker die Musik gemeinsam fest. „In den fast 25 Jahren, in denen ich in Süsel tätig bin, habe ich eines gelernt: Es gibt Must-haves“, sagt Matthias Hieber mit einem Lachen, „ohne ,Stille Nacht, Heilige Nacht’ geht es nicht. Das hat vor etlichen Jahren mal ein Kollege probiert, und es setzte Schelte.“ Kirchengemeinde freut sich auf ihre „Weihnachtsschlager“: Nach dem Segen lasse er den Klassiker „O du fröhliche“ anstimmen. Die Weihnachtsgeschichte, in Süsel traditionell in drei Teilen vorgelesen, wird umrahmt von „Es ist ein Ros entsprungen“, „Stille Nacht“, „Hört der Engel helle Lieder“ und „Ich steh an deiner Krippen hier“. Ja, in seinem Gottesdienst werde viel gesungen, sagt Matthias Hieber. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Gemeinde das auch mag. Bei den meisten wird zu Hause nicht mehr viel gesungen, deshalb freuen sie sich, in der Kirche ihre Weihnachtsschlager schmettern zu können“, sagt der Pastor. Sein Lieblingslied zum Fest ist „O Bethlehem, du kleine Stadt“ – „das passt wunderbar in den Gottesdienst“. Predigt-Motto des Propstes: „Christ, der Retter ist da“: Propst Peter Barz lädt am Heiligabend um 16.30 Uhr zur Christvesper in die Michaeliskirche in Eutin ein. Gesungen wird auch hier selbstverständlich „Stille Nacht, Heilige Nacht“. „Die daraus stammende Liedzeile ,Christ, der Retter ist da’ habe ich als Motto für meine Predigt gewählt“, erzählt er. Die Menschen kämen in die Kirche, um Vertrautes wiederzufinden, sagt der Propst. Dass viele nur zum Fest zu den Gottesdiensten strömen, wolle er nicht als Weihnachtstourismus bewerten. „Ich sehe es als Chance, die Menschen zu erreichen“, sagt er. Ein „ganz schönes Lied“, das ihn bewege, sei das vom Theologen und Liederdichter Jochen Klepper (1903-1942) im Jahr 1937 verfasste Gedicht, das von Kirchenmusiker Johannes Petzold vertont wurde. „Es beschreibt den Übergang vom Advent zu Weihnachten, und es heißt darin ,Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern’“, trägt Peter Barz vor. Mit dem „Weihnachtslied“ schuf Jochen Klepper ein Bild seiner Zeit: eine politische und gesellschaftliche Welt im Dunkel, auch Kleppers persönliche – er wurde von den Nationalsozialisten drangsaliert. Sein Licht: sein Glaube an Gott. Jahrhundertealte und ein moderner Titel: „Stern über Bethlehem“ ist ein Weihnachtslied, das Propst Barz gut gefällt , „ein bisschen jazzig im Hintergrund, das mag ich gern“. Der Titel, 1963 herausgekommen, gehöre zu den jüngeren, die in den Kanon der Weihnachtslieder eingegangen seien, sagt die Eutiner Kantorin Antje Wissemann. Immer gern gespielt und gesungen würden an den Festtagen „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (Text Martin Luther 1524), „Fröhlich soll mein Herze springen“ (aus dem Jahr 1653), und „Ich steh an deiner Krippen hier“ (1653). Zimbelstern und Glockenspiel heben die Stimmung extra: „,O du fröhliche’ ist in Eutin in jedem Weihnachtsgottesdienst Gesetz, seit Jahren und Jahrzehnten“, sagt Antje Wissemann. Zu einem besonderen Erlebnis verhelfe dabei die Metzlerorgel in der Michaeliskirche den Besuchern. „Über den Orgelpfeifen ist ein Zimbelstern angebracht. Auf Knopfdruck dreht er sich, ein Glockenspiel setzt sich in Gang. Das wird in der letzten Strophe als Steigerung eingeschaltet und macht es dann noch einmal hochemotional“, sagt die Kantorin. Die Menschen halten an Traditionen fest: Hans Hillmann ist seit Februar Pastor der evangelischen Kirchengemeinde Lensahn, zuvor war er in Büchen tätig. „,Stille Nacht, Heilige Nacht’ wegzulassen, das wagt kaum jemand“, sagt er, genau wie seine Kollegen. „Aber auch aus meinem eigenem Empfinden gehört es zu Weihnachten dazu: stehend, a capella von der Gemeinde gesungen.“ Im Kindergottesdienst könne man die Lieder etwas variieren, „aber zur Christvesper kommen die Menschen mit bestimmten Erwartungen. Sie wollen der Tradition folgen und sich gern an den Liedern beteiligen, die sie kennen.“ Sein Lieblingslied ist „Ich steh an deiner Krippen hier“. „Es enthält eine Liebesmystik, die meiner Frömmigkeit entspricht, es ist eine heimliche und zärtliche Annäherung an Christus“, sagt Hans Hillmann. Liederreigen auf der Insel Fehmarn: In den Kirchen von Bannesdorf und Petersdorf auf Fehmarn werden zur Christvesper (15 und 16.30 Uhr) neun beziehungsweise acht Lieder angestimmt. Pastor Dr. Martin Grahl hat sie in Abstimmung mit seinem Organisten ausgesucht. „Wir nehmen natürlich nicht alle Strophen. Aber die Menschen singen gern“, ist auch seine Beobachtung. Auf dem Programm stehen auf Fehmarn neben „Stille Nacht“ und „O du fröhliche“ auch „Es ist ein Ros entsprungen“ und „Kommet, ihr Hirten“. Martin Grahl findet „Ich steh an deiner Krippen hier“ nach einer Melodie von Johann Sebastian Bach (1736) „wunderschön. Und es ist ein unglaublich guter Text“. Geschrieben hat ihn 1653 der Theologe und Kirchenlieddichter Paul Gerhardt. Der Inselpastor schätzt außerdem wegen seines Textes „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“ (Text und Melodie Kantor Nikolaus Hermann aus dem 16. Jahrhundert). Grahl: „Das Lied ist eine schöne Kindheitserinnerung.“ Schock für Bewohner: Brand in Seniorenheim in Stockelsdorf Rücksichtslose Autofahrer: Gefährliche Einsätze für Rettungskräfte in Ostholstein Unbekannter verliert Tannenbaum auf A 1 bei Ratekau – mehrere Unfälle Zwei Heizöfen brennen in Wohnhaus: Feuerwehr verhindert Großbrand in Oldenburg Unbekannte sollen 18-Jährigen auf Fehmarn ins Gesicht getreten haben Von Ulrike Benthien

Gottesdienste - Diese Musik-Klassiker müssen es zu Weihnachten sein