Eutin: Räumungsverkauf im Kaufhaus LMK geht nach Lockdown weiter

Das Ende kam rascher als erwartet. Die LMK-Einkaufswelt, das Kaufhaus in Eutin, sollte zum 31. Dezember 2020 schließen. Der zweite harte Lockdown wirkte als Beschleuniger: Mitten im Ausverkauf und im Weihnachtsgeschäft musste Inhaber Thomas Menke schon zwei Wochen eher die Türen absperren. Der 15. Dezember war letzter Verkaufstag für das Familienunternehmen, das vor 207 Jahren gegründet wurde. Räumungsverkauf geht nach Lockdown weiter: „Der Räumungsverkauf ist zum ungünstigsten Zeitpunkt unterbrochen worden“, sagt Thomas Menke. Er habe sich aber bereits schlau gemacht, wie mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie umzugehen ist. „Sobald der Lockdown beendet ist, dürfen wir den Ausverkauf fortsetzen“, berichtet er erleichtert. Denn es gebe noch reichlich Ware im Haus, „und die soll auf Null runter“. Für Damen- und Herrenkonfektion, Lederwaren, Uhren, Schmuck, Schreibwaren, junge Mode für Damen und Herren verspricht er „noch stärkere Rabatte“. Auch Sportartikel sollten sämtlich „abverkauft werden“. Durchgehend weiterlaufen trotz des Lockdowns dürfe das Geschäft mit Lotto, Toto, Tabak- und Süßwaren sowie Zeitschriften im Erdgeschoss, das LMK nach einem Outsourcing wieder selbst übernommen habe, berichtet Thomas Menke. Umbau beginnt im Januar – Neue Geschäfte öffnen im April: Wie geplant wird im Januar der Umbau in der Peterstraße 18-22 beginnen. Denn auch wenn das Kaufhaus als solches nicht mehr existieren wird, Modegeschäfte sollen auch künftig ihren Platz in dem Gebäude haben. Den Anfang werden ab 1. April Regine Mix mit „Junger Mode“ – sie führt seit vielen Jahren das Geschäft „Cable Car Clothiers“ in der Königstraße – und das Unternehmen Schuh Glöckner der Familie Krohn aus Neustadt machen. Es unterhält bereits Filialen in Bad Schwartau, Oldenburg und Bad Segeberg. Mit etlichen anderen Geschäftsleuten sei er im Gespräch, sagt Thomas Menke. Er strebe „eine gute Mischung“ an, „wir wollen Eutin unbedingt interessant halten“. Lesen Sie auch Eutiner Traditionskaufhaus LMK wird Ende 2020 geschlossen Eutin: Neue Geschäfte machen die Innenstadt attraktiver Rund 3000 Quadratmeter Fläche stünden im Erdgeschoss und Untergeschoss für Einzelhandel zur Verfügung, berichtet Menke, der auch einen Telefonshop ins Haus holen wird. Den Bistrobereich will er 2021 wiedereröffnen. Mieter in oberen Geschossen werden nach seinen Angaben unter anderem eine Ergo- und Physiotherapie-Praxis sowie das Deutsche Rote Kreuz sein, das eine Ausbildungsakademie eröffnen will. Der Friseur und die Zahnarztpraxis bleiben im Haus. Viele Anfragen nach Wohnungen: Anders als noch vor wenigen Wochen, will Thomas Menke, der sich künftig als Quartiers-Manager sieht, in seiner Immobilie doch zügig Wohnraum schaffen. „Es gibt eine derart starke Nachfrage nach Wohnungen.“ Das habe ihn erneut umdenken lassen. „Ich bin ja Kaufmann und beobachte den Markt genau“, sagt er. Bis zu 30 Wohnungen könnten im 2. und 3. Obergeschoss entstehen. Auch das sei eine Erkenntnis aus der Corona-Pandemie: „Man sollte nicht von einem Zweig abhängig sein.“ Mit Wohnungen, Büros/Praxen und Einzelhandel stehe er künftig „solide auf drei Beinen“. Schnelle Käufe an den letzten beiden Öffnungstagen: Dass es weiter Einzelhandel in den LMK-Räumen geben wird, wird viele Eutiner freuen, die die Schließung des Kaufhauses bedauern. An den vorgezogenen, plötzlich letzten beiden Verkaufstagen im Dezember sind viele losgehastet, um noch in den mittlerweile schon luftigen Abteilungen zu stöbern. „Meine Familie war LMK sehr verbunden. Mein Bruder hat hier Dekorateur gelernt, mein Onkel war Schneidermeister, auch meine Mutter und meine Tante haben hier gearbeitet“, sagt Gisela Wagner (67). Vor dem Lockdown ist sie noch einmal im Kaufhaus gewesen und hat T-Shirts und Strümpfe gekauft. Jacquelin Jarr (24) sagt: „Ich kenne LMK seit meiner Kindheit und weiß noch, wie ich früher bei der Weihnachtsbäckerei in der Kinderabteilung mitmachen durfte.“ „Ein Stück Einkaufskultur geht verloren“: Angelika Bethke macht die Kaufhaus-Schließung ein bisschen wehmütig. „Ich bin hier immer gut beraten worden, man hat mir nie etwas aufgedrängt.“ Ob Kleidung für ihre längst erwachsenen Kinder, ihren Mann und sich selbst, ob Sportschuhe für den Enkel: „Wir waren treue Kunden bei LMK. Jetzt geht ein Stück Stadtlandschaft und Einkaufskultur verloren.“ Ihre letzten Einkäufe waren ein Deutschland-Kalender für Freunde in Frankreich, ein Schlüsselanhänger für Enkel Yannek, Kerzen, Geschenkband und ein Taschenbuch. Für Christiane Mühlstädt (61) ist LMK „ein Magnet für den ländlichen Raum und das Herzstück von Eutin gewesen, ein Allrounder, der alles unter einem Dach geführt hat“. Von diesem umfassenden Angebot hatte sich das Kaufhaus seit 2018 Schritt für Schritt verabschiedet und die Abteilungen Haushaltswaren, Kinderbekleidung, Spielwaren, Junge Mode, Schuhabteilung geschlossen. Von Ulrike Benthien