Eutin: Start im Corona-Impfzentrum

Das Impfzentrum am Markt in Eutin hat seinen Betrieb aufgenommen. 60 Menschen können dort pro Tag geimpft werden. Einer der ersten, der sich am Montagmittag im umgebauten, ehemaligen Supermarkt seine Dosis als Schutz gegen Covid-19 verabreichen ließ, war Erich Kock (83) aus Eutin. Zugleich war im Kreis das erste mobile Impf-Team unterwegs und impfte Bewohner des Cura Seniorencentrums in Heiligenhafen. Rentner Kock: „Die Impfung ist ein Klacks“: Überpünktlich stand nicht nur Erich Kock mit seinen Unterlagen in einer Mappe unter dem Arm vor dem früheren Sky-Markt und wartete darauf, dass ein Bundeswehrsoldat ihn hereinließ. Die Anmeldung habe sein Sohn übers Internet für ihn erledigt, sagte er. „Ich habe keinen eigenen Zugang, das ist nichts mehr für mich.“ Sich so rasch als möglich impfen zu lassen, sei ihm sehr wichtig, erzählte der Rentner: „Meine Frau ist schon länger in einem Altenheim, und ich möchte die Gewissheit haben, dass ich sie nicht anstecke. Ich selbst will natürlich auch nicht erkranken.“ Die Impfung selbst sei ein Klacks, so Kock. „Ich war jahrelang Blutspender. Das war eine viel dickere Nadel.“ Am 25. Januar hat der 83-Jährige den erforderlichen zweiten Impftermin. Impfung als wichtige Vorsorge für den Vater: Rudolf Khanou (81) ist gebrechlich, nicht gut zu Fuß und benötigt Gehhilfen. Seine Tochter Dr. Natalia Vogel und sein Schwiegersohn fuhren daher mit ihm direkt vor dem Impfzentrum vor. „Wir leben gemeinsam in einem großen Haushalt. Ich arbeite selbst in einem Krankenhaus und habe viele Kontakte, unser Sohn, der noch zur Schule geht, ebenfalls“, sagte Natalia Vogel. Als Ärztin habe sie ihrem Vater zu der Impfung geraten. Zu denjenigen, die sich innerhalb der ersten Stunde in Eutin impfen ließen, zählte ebenfalls Nils Kons (21) aus Timmendorfer Strand. „Ich arbeite als stellvertretende Pflegedienstleitung bei einem ambulanten Pflegedienst und bin außerdem im Rettungsdienst tätig – ich habe mich aus beruflichen Gründen und aus Überzeugung angemeldet“, sagte er. Impfzentrum Eutin: Viele Nachfragen an der Tür: „Ich bin Zahnarzt, wann komme ich an die Reihe?“ „Ich möchte mich impfen lassen, bekomme aber übers Internet im Moment keinen Termin. Warum geht das nicht?“ „Welche Unterlagen brauche ich, wenn ich mich impfen lassen will?“ Mit Fragen wie diesen wurden die Helfer der Bundeswehr am Montag am Eingang zum Impfzentrum bestürmt. Helga Levzow (82) und ihr Mann Otto (85) aus Eutin vergewisserten sich an der Tür noch einmal nach der richtigen Nummer für die Terminvergabe. „Wir haben es über das Internet versucht, es aber nicht geschafft. Jetzt wollen wir uns telefonisch einen Termin geben lassen“, sagte Helga Levzow. Lesen Sie auch Impfzentren in SH öffnen am 4. Januar: So können Sie sich anmelden Corona-Impfung in SH: Anmeldung, Öffnungszeiten, Reihenfolge – das müssen Sie wissen Jeweils ein Arzt, eine Arzthelferin und ein Fahrer bilden ein mobiles Impf-Team. „Pro Kreis gibt es ein Team. Es sind aber nicht zwangsläufig alle jeden Tag im Einsatz. Das hängt vom Impfstoff ab, der zur Verfügung steht, und davon, welche Einrichtungen wieviele Personen zur Impfung angemeldet haben“, erklärte Nikolaus Schmidt von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH). Wenn es einen Ausbruch in einer Senioreneinrichtung gebe, könne es auch sein, dass das Team beim Testen der Bewohner unterstütze. „Wir entscheiden jeden Abend aktuell, wie die Teams eingesetzt werden“, so Nikolaus Schmidt. Premiere für das Ostholsteiner Impf-Team war am Montag in Heiligenhafen im Cura Seniorencentrum. „Die Impfwilligkeit in den Pflege- und Betreuungseinrichtungen ist sehr groß. Dort warten viele Menschen auf die Impfungen und sind happy, wenn sie an der Reihe sind“, gab der KVSH-Sprecher Rückmeldungen, die ihn erreicht haben, wieder. Diejenigen, die auf eine Impfung verzichten, seien deutlich in der Minderheit, so Schmidt. Mehr Impfungen, sobald mehr Stoff vorhanden ist: Neben dem Eutiner Impfzentrum sind 14 weitere landesweit seit Montag, 4. Januar, in Betrieb. In Ostholstein wird zunächst nur in Eutin geimpft, die Zentren in Bad Schwartau und Lensahn werden voraussichtlich erst im Februar oder März ihre Arbeit aufnehmen – wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Noch ist er knapp. Zunächst öffnet das Impfzentrum in Eutin montags bis sonntags in der Zeit von 13 bis 18 Uhr. Zwölf Personen können pro Stunde geimpft werden, also derzeit 60 am Tag. Die Zeiten sollen ausgedehnt werden, sobald mehr Impfstoff geliefert wird. Dann können in Eutin auch weitere Impfstraßen in Betrieb genommen werden – derzeit werden die Impfwilligen durch nur eine Linie geschleust. Neue Impftermine ab Dienstag: Termine werden vorerst wochenweise vergeben. Am Dienstag, 5. Januar, sind die nächsten freigeschaltet. Wer sich impfen lassen will, kann einen Termin vereinbaren über die Internetseite www.impfen-sh.de oder telefonisch über die kostenlose Hotline 116 117. Von Ulrike Benthien