Eutin ohne Gas: Haushalte müssen bis zu 48 Stunden auf Reparatur warten

Nicht heizen, nicht kochen: Rund die Hälfte der Eutiner Haushalte ist auch weiterhin von der Gasversorgung abgeschnitten. Zwar ist die Hauptleitung wieder am Netz, aber niemand sollte den Gashahn anfassen, warnen die Stadtwerke Eutin (SWE). „Bitte die Hähne nicht aufdrehen, bis der Techniker klingelt“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Marc Mißling. Die Techniker nehmen sich Straßenzug für Straßenzug vor. Auf keinen Fall selbst Hand anlegen: „Aus Gründen der Sicherheit darf die Umstellung im Haushalt nicht eigenständig vorgenommen werden. Warten Sie auf die Fachkräfte der SWE und der Helfer“, appellieren die Stadtwerke Eutin eindringlich an die Gaskunden. Das aber kann dauern. „Wir versuchen, möglichst zügig durchzukommen“, verspricht Eutins Bürgermeister Carsten Behnk (parteilos), der gemeinsam mit Mißling den am frühen Sonnabend eingerichteten Krisenstab leitet. Am Sonnabendnachmittag ziehen Behnk und Mißling eine erste positive Zwischenbilanz. „Wir haben die Lage weiter in den Griff kriegen können“, stellt Behnk fest. Seit zwölf Uhr habe man das Netz wieder mit Gas befüllen können und seit 17 Uhr sei der erweiterte Innenstadtbereich von Fissaubrück bis zum Charlottenviertel wieder am Netz. Möglich wurde dies weil eine ganze Kohorte von Technikern in Marsch gesetzt worden sei. Neben den SWE-Mitarbeitern sind beispielsweise Techniker der Stadtwerke Neumünster, des Zweckverbandes Ostholstein, der Stadtwerke Neustadt, der Gemeindewerke Stockelsdorf, der VSG, und des Travenetzes im Einsatz. Und auch private Eutiner Fachfirmen hätten ihre Gasinstallateure in Marsch gesetzt, freute sich Behnk über die breite Unterstützung. Um die verbliebenen Heizungsanlagen möglichst zügig wieder in Betrieb zu nehmen, würden die Techniker bis in die späte Nacht und dann wieder ab dem frühen Morgen an den Haustüren klingeln, erklärt Mißling. Die Fachleute könnten sich selbstverständlich ausweisen. Wer nicht öffne oder angetroffen werde, bekomme einen Zettel mit der Notfallnummer. „Diese Leitung ist rund um die Uhr besetzt, wir machen dann schnellstmöglich einen Termin“, verspricht Mißling. Im Verlauf des Sonntags – so die Hoffnung – sollte im Großen und Ganzen wieder alles funktionieren. Ursache ist möglicherweise ein Frostschaden: Was war passiert: In der Nacht zu Sonnabend war es in der Neversfelder Straße zu einem Schaden an der Hochdruckgasleitung gekommen. Bei einer routinemäßigen Überprüfung dieser Leitung hätten die Techniker einen Schaden an einem Verbindungsstück festgestellt, vermutlich ein Frostschaden. Bei den Reparaturarbeiten sei der Gasdruck so weit angestiegen, dass kein sicheres Arbeiten mehr möglich war. Deshalb musste die Gasversorgung um 0.15 Uhr unterbrochen werden. In der Folge waren alle, die in Eutin mit Gas heizen und kochen, von der Gasversorgung abgeschnitten worden. Um die Eutiner Gaskunden möglichst bald wieder versorgen zu können, forderte der Krisenstab Unterstützung an, unter anderem von den Stadtwerken Neustadt, vom Zweckverband Ostholstein, von den Gemeindewerken Stockelsdorf, vom Netzversorger SH-Netz und von der VSG, den Vereinigten Stadtwerken für die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn. Zusätzlich waren Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Polizei im Einsatz. Der Löschzug Gefahrgut des Kreisfeuerwehrverbands hatte an der Eutiner Schwimmhalle Stellung bezogen, um bei Verdacht auf Gasaustritt sofort messen und Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Herausforderung für Krankenhäuser und Altenheime: Gleichzeitig mit der Information der Bevölkerung hatte der Krisenstab mit den besonders sensiblen Gaskunden Kontakt aufgenommen: Krankenhäuser, Pflegeheime, Altenwohnanlagen. In der Sana-Klinik ist nach Angaben von Behnk eine für Notfälle vorgesehene Ölheizung angesprungen, ins Elisabeth-Krankenhaus wurden mobile Heizanlagen gebracht. „Wir müssen auch darauf vertrauen, dass jeder Betrieb eine eigene Notfallversorgung aufzieht“, sagte der Bürgermeister. „Wir haben durch die Stationsleitung erfahren, dass die Gastherme auf Störung sei. Erst im späteren Verlauf war klar, dass das Problem in Malente der Auslöser war“, berichtete Henning Meinecke, Vorstand des DRK und Leiter des DRK-Altenheims in der Waldstraße. „Wir haben nun mit Hilfe der Stadtwerke und der DRK-Bereitschaft Ostholstein angefangen, in den Komplex warme Luft aus Heizaggregaten einzuspeisen.“ Damit hätten die rund 100 Bewohner zumindest Wärme. 250 Menschen waren am Sonnabend damit beschäftigt, den Ausfall der Gasversorgung zu bewältigen. Mit dabei waren die Freiwilligen Feuerwehren aus Eutin (46 Kräfte), Neudorf (14), Fissau-Sibbersdorf (12) sowie die die Erkundungsgruppen aus Heiligenhafen (10), Oldenburg (10), Ahrensbök (15) und Bad Schwartau (8). Außerdem leisteten 60 Kräfte der benachbarten Stadtwerke sowie des Zweckverbandes Ostholstein den Eutiner Stadtwerkemitarbeitern Hilfestellung. Der Netzversorger SH Netz und seine Partnerfirmen waren mit 50 Mann im Einsatz, um die Hochdruckgasleitung zu reparieren und die Stadtwerke Eutin dabei zu unterstützen, die angeschlossenen Haushalte wieder ans Gas anzuschließen. Das Netzcenter von SH Netz in Plön hatte hierfür noch in der Nacht Verstärkung der Netzcenter Neumünster, Segeberg, Kaltenkirchen, Fockbek und Süderbrarup angefordert, die am Morgen eingetroffen sind. Das sind noch einmal 50 Mitarbeiter gewesen. Einwohner werden mit Lautsprecher-Durchsagen gewarnt: Unterdessen fuhren THW und Feuerwehr mit Lautsprecherdurchsagen durch die Straßen von Eutin. Alle, die an der Gasversorgung hängen, wurden seit den Morgenstunden aufgefordert, die Hähne zu schließen. Zwar hätten die meisten Haushalt eine Sicherheitstechnik, bei der automatisch ein Schieber die Gaszufuhr schließe, sodass kein Gas ins Haus strömen könne, teilte Behnk mit. Doch bei alten Anlagen sei der noch nicht vorhanden. Von Susanne Peyronnet