Er hat gekämpft, ist dem Krebs nach außen hin mit Humor begegnet und hat doch verloren: Volker Rätzke, ein weit über Eutin hinaus bekanntes Original, ist am Sonntag im Alter von 55 Jahren seinem schweren Krebsleiden erlegen. Das Stehaufmännchen, als das ihn seine Freunde und Weggefährten charakterisieren, konnte am Ende nicht mehr aufstehen. Die Trauer in Eutin ist groß.
Die Nachricht machte am Sonntagnachmittag, schon wenige Stunden nach Rätzkes Tod, bei Facebook die Runde. Er hatte das Netzwerk gern und intensiv genutzt. „Wir haben einen tollen Menschen verloren“, kommentierte eine Nutzerin. Genau das war Volker Rätzke. Ein Mensch mit vielen Facetten, vielen Interessen, stets umtriebig und fast immer gut gelaunt.
Ein Mann mit vielen Talenten
Seine Selbstbeschreibung im Facebook-Profil lautet „Kumpel, Freund, Whiskybotschafter, Genussmensch, Gutmensch, Lieblingsmenschenfinder“. Unvergessen sind seine Jahre beim und fürs „Theater mit Mumm“. Ob After-Work-Sketch-Show oder Loriots „Szenen einer Ehe“, Volker Rätzke und seine Mannschaft sorgten immer für beste Unterhaltung. Er selbst führte nicht nur Regie, sondern übernahm gern und mit viel Witz etliche Rollen. Unvergessen seine Glamour-Journalistin Elsa von Schreck.
Aber Volker Rätzke war so viel mehr als nur ein leidenschaftlicher Theatermann. Er trug den Beinamen McRätzke nicht umsonst. Sein Herz schlug für Schottland, den Whisky, gute Zigarren und Musik. Als Whisky-Botschafter führte er erst sein eigenes Geschäft „McRaetzkes Whiskey & Rum-Paradies“ in der Peterstraße, arbeitete dann als Berater im LMK-Fachgeschäft „Loch Mor Spirits – Whiskey and more“ an derselben Stelle. Beim Whiskey machte ihm niemand etwas vor. Bei der Lebensfreude auch nicht.
Stets offen und gut gelaunt
Dabei hatte es Volker Rätzke nie leicht. Das sonnige Gemüt wohnte in einem Körper, der ihm sein Leben lang Probleme bereitete. Als junger Mann verlor er bei einem Verkehrsunfall einen Unterschenkel und war auf eine Prothese angewiesen. Bekannt wurde er – auch weil er in den Lübecker Nachrichten offen darüber sprach – als dickster Mann Ostholsteins: 270 Kilo. Rätzke nahm nach einer Magenoperation in drei Jahren 135 Kilogramm ab, allein 90 Kilo innerhalb eines Jahres. Er stellte seine Lebensweise und seine Ernährung komplett um. Ebenso offen wie mit seiner Fülle ging er mit seiner Krebsdiagnose um, die ihn in diesem Frühjahr ereilt hat.
Volker Rätzke hat den Kampf aufgenommen und ihn verloren. Freunde und Wegbegleiter trauern um ihn. Vor dem „Loch Mor Spirits – Whiskey and more“ haben Trauernde eine Kerze aufgestellt und eine Rose abgelegt. Im Geschäft liegt ein Kondolenzbuch aus. „Es hätte ihn gefreut, wenn viele sich dort eintragen würden“, sagt LMK-Geschäftsleiter Ralf Splettstößer-Preuß.
Von Susanne Peyronnet