Fachkräftemangel: Lidl wirbt um Azubis an Lensahner Schule

Viele Ausbildungsplätze im Kreis Ostholstein blieben im vergangenen Jahr unbesetzt. Wie die Agentur für Arbeit registrierte, gab es im Berufsberatungsjahr 2018/2019 rechnerisch sogar 1200 Ausbildungsplätze mehr als suchende Jugendliche. Für Betriebe in Ostholstein und Lübeck wird es immer schwieriger, ihre angebotenen Ausbildungsstellen zu besetzen. Der Markt um qualifizierte Fachkräfte ist umkämpft. Das weiß auch Stefan Kloth von der Handwerkskammer Lübeck. Er betreut das Projekt „Regionale Partnerschaft Schule-Betrieb“. Informationen über das Ausbildungsangebot aus der Region: Dabei gehen Schulen und Betriebe einen Vertrag ein, um den Schülern zum einen die Möglichkeiten verschiedener Berufe zu zeigen und zum anderen um potenzielle Auszubildende für die Betriebe zu finden. „Im Idealfall stellt sich zum Beispiel ein Handwerker persönlich an der Schule vor“, erklärt Kloth. Danach könnten interessierte Schüler sich die Werkstatt angucken und später sogar ein Praktikum machen. Wer dann überzeugt ist, könnte eine Ausbildung beginnen. „Das Problem war sonst, dass das Praktikum immer sehr beliebig gewählt wurde“, sagt Kloth. Mit der Kooperation sollen Berufseinsteiger sich vorab über das breite Ausbildungsangebot in der Region informieren können. Das Gemeinschaftsprojekt „Regionale Partnerschaft Schule-Betrieb“ der Handwerkskammer Schleswig-Holstein und der IHK Schleswig-Holstein ist Teil der „Fachkräfte Initiative Schleswig-Holstein“. Es besteht seit 2006 und wird vom Wirtschaftsministerium gefördert. Durch die Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben soll ein Netzwerk entstehen, in dem sich beide Partner eng austauschen. Ziel ist es, zum einen die Berufswahlkompetenz zu stärken und zum anderen Schulabgänger besser auf die Anforderungen einer Ausbildung vorzubereiten. Mit dem Projekt soll langfristig und nachhaltig die duale Ausbildung gefördert werden, um so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Im halbjährigen Rhythmus sollen die Aktivitäten der beiden Kooperationspartner ausgewertet und überprüft werden. Grundsätzlich soll ein regelmäßiger Austausch stattfinden, um eine zielgerechte und sinnvolle Berufsorientierung anzubieten. Kooperation zwischen Lidl und Lensahner Schule: Die Grund- und Gemeinschaftsschule Lensahn hat bereits 24 solcher Kooperationen mit Betrieben aus der Region geschlossen. Ab sofort kommt eine weitere mit der Discounter-Kette Lidl dazu. Daniel Rietz, Leiter der Aus- und Weiterbildung des Konzerns, freut sich, in Zukunft enger mit der Schule zusammenarbeiten zu können. „Wir können den Schülern die Möglichkeiten, die wir haben, persönlich vorstellen“, sagt er. So sollen Klassen beispielsweise einen Tag an der Kasse sitzen, Azubis live aus ihrem Arbeitsalltag berichten oder über die Ausbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen informiert werden. Lidl will außerdem Praktikumsplätze an Schüler vermitteln und bei Elternabenden für sich werben. „Das macht dann sicher einen ganz anderen Eindruck“, sagt Rietz. „Wir wollen persönlich mit den Schülern und Eltern ins Gespräch kommen.“ Aber auch Lehrer sollen das Netzwerk nutzen und Lidl Hinweise geben, welcher Schüler Stärken für den Einzelhandel hat, obwohl die Noten nicht so aussagekräftig sind. „Wir freuen uns dann im nächsten Schritt, den Schüler oder die Schülerin persönlich kennenzulernen“, sagt er. Betriebe kämpfen um gute Bewerber: Qualifizierte Bewerber sind heiß begehrt – auch bei Lidl. „Die Schnittmenge der Bewerber wird immer kleiner“, sagt Rietz. So biete der Einzelhandel zwar viel Abwechslung und Kontakt zu den Kunden, doch Arbeitszeiten am Wochenende könnten auch abschrecken. Und auch andere Unternehmen im Einzelhandel suchen händeringend nach Nachwuchs. „Es ist eine Herausforderung“, erklärt der Leiter der Aus- und Weiterbildung. „Der Jugendliche schnallt jetzt auch, dass er Mangelware ist“, sagt Kloth. So müssten Betriebe mittlerweile nicht mehr nur eine gute Ausbildung und Gehalt vorzeigen. Wer gut organisiert ist und eine Struktur hat, der habe eine größere Chance, gute Bewerbungen zu erhalten. „Jugendliche tendieren immer mehr dazu, sich für einen Betrieb – nicht für einen Beruf – zu entscheiden“, sagt er. Berufsorientierung für Schüler praktisch gestalten: Damit auch die richtige Entscheidung aus dem großen Angebot getroffen werden kann, bereitet die Lensahner Schule ihre Schüler vorab auf den Berufseinstieg vor, erklärt Janine Evers, die Koordinatorin für Berufsorientierung an der Schule. So stellen die Schüler eine Potenzialanalyse auf, wo sie ihre Stärken und Schwächen auflisten. Außerdem gebe es auch sogenannte Werkstatttage, an denen die verschiedenen Berufsfelder wie Holzverarbeitung, Gesundheit oder eben Verkauf ausprobiert werden. Mit Lidl als neuem Partner wird das Netzwerk der praktischen Berufsorientierung erweitert. „Die Schüler nutzen die Kooperation häufig im Sinne von Praktika“, sagt Janine Evers. Bisher habe die Schule nur positive Erfahrungen mit der „Regionalen Partnerschaft Schule-Betrieb“ gemacht und ist froh darüber, dass sich die regionalen Betriebe so öffnen. „Sie sind auch sehr flexibel“, sagt Evers. Fällt ein Praktikumsplatz kurzfristig aus, „nutzen wir das Netzwerk und fragen, kann ich da heute noch wen hinschicken?“. Im Idealfall finden die Schulabgänger genau die Ausbildung, die zu ihnen passt. Machtkampf in Timmendorf: Politik beschneidet Wagners Kompetenzen Geld lag auf der Straße: Polizei sucht Eigentümer Scharbeutz: Der Boom und das Gleichgewicht Wegen Coronavirus: Fällt die China-Reise für Eutiner Schüler aus? 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Berufsorientierung - Fachkräftemangel: Lidl wirbt um Azubis an Lensahner Schule