Fahrerflucht in Timmendorfer Strand: Amtsgericht stellt Verfahren ein

Wegen des Verdachts der Fahrerflucht stand eine 48-jährige Frau aus Timmendorfer Strand vor dem Eutiner Amtsgericht. Weil der Angeklagten nicht nachgewiesen werden konnte, dass sie tatsächlich das Unfallfahrzeug gesteuert hatte, stellte der Strafrichter den Fall gegen die Zahlung einer Geldauflage von 300 Euro ein. Die Angeklagte, die keine Angaben zur Sache oder über mögliche andere Fahrer machte, verzichtete ihrerseits auf Entschädigungsansprüche. Und diese hätten es in sich, stellte die Verteidigerin fest. Denn durch die vorläufige Einziehung des Führerscheins im Oktober 2020 habe die freiberufliche Zeitarbeiterin für mobile Sozialdienste bereits einige Jobs verloren. „Meine Mandantin ist damit eigentlich schon gestraft genug“, sagte die Verteidigerin. 4800 Euro Schaden an parkendem Auto: Die Einstellung des Strafverfahrens hatte Amtsrichter Rathje nach der ersten Zeugenaussage vorgeschlagen. Darin hatte eine Scharbeutzerin den Unfall selbst zwar detailliert beschrieben, konnte aber keine Angaben über Aussehen oder Identität des Fahrers oder der Fahrerin machen. Am 12. Mai 2020 sei ihr auf dem Arbeitsweg eine älterer VW Passat aufgefallen, der in der Timmendorfer Strandallee vor ihrem Fahrzeug in Schlangenlinien fuhr. „Mein erster Eindruck war: Da braucht jemand Hilfe!“, sagte die Zeugin. Aufgrund der frühen Stunde – „es war halb neun Uhr morgens“ – habe sie sich Alkohol am Steuer nicht vorstellen können. Zwei Mal habe der kreuz und quer fahrende Passat den linken Bordstein berührt, bevor er ein rechts in einer Parkbucht stehendes Auto touchierte. Der dabei verursachte Schaden: rund 4800 Euro. Dieser wurde von der Haftpflichtversicherung bereits beglichen. Einstellung des Verfahrens statt weiterer Ermittlungen: Nach dem Zusammenstoß beobachtete die Zeugin, dass das Fahrzeug plötzlich sehr kontrolliert weiterfuhr. Sie habe den Wagen noch bis zur nächsten Kreuzung verfolgt, um das Kennzeichen aufzuschreiben. Dann kehrte sie zum Unfallort zurück, wo die von zwei weiteren Zeugen benachrichtigte Polizei bereits die Ermittlungen aufgenommen hatte. Da auch diese nur den Zusammenstoß, aber nicht den Fahrer gesehen hatten, konnte nur das flüchtige Fahrzeug festgestellt werden. „Dieses Fahrzeug ist zwar der Angeklagten überlassen, wird aber auch von anderen genutzt“, betonte die Verteidigerin. Lesen Sie auch Amtsgericht Eutin: Unfall nicht bemerkt – keine Fahrerflucht Scharbeutz: Parkplatzsuche an der Ostsee-Therme eskaliert Auf der Autobahn1 rechts überholt Raser zu Geldstrafe verurteilt Angesichts dieser unklaren Situation einigten sich alle Beteiligten auf eine Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldstrafe, statt weitere langwierige Ermittlungsschritte einzuleiten. Zum Abschluss händigte der Richter die Fahrerlaubnis an die Angeklagte aus. Von Dirk Schneider