Fehmarn: Tierschützer protestieren gegen Schweinemast

Falk Voß-Hagen ist Landwirt auf Fehmarn. Sein Geld verdient er mit der Zucht von Schweinen. Seine Anlagen befinden sich in Kopendorf und Schlagsdorf im Inselwesten. Der 46-jährige Agrarbetriebswirt will seinen Betrieb ausbauen. 2000 Plätze für Ferkel und 210 für tragende Sauen sollen entstehen. Ein entsprechender Antrag liegt dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vor. Jedoch gibt es Gegenwind. So soll ein Ausbau der Schweinezucht verhindert werden: Die Interessengemeinschaft (IG) Lebenswertes Fehmarn und das überregionale Bündnis Tierfabriken-Widerstand machen mobil. Dienstagabend (8. Dezember) fand online ein erstes Vernetzungstreffen statt. Ziel ist es, die Umsetzung der Pläne zu verhindern. Tim Michel vom Bündnis sagte: „Wir versuchen, Protest anzuregen, und unterstützen die Akteure vor Ort.“ Aktuell gehe es darum, dass möglichst viele Personen Einwendungen gegen das Vorhaben einreichen – dies ist noch bis zum 22. Dezember möglich. Friederike Schmitz von Tierfabriken-Widerstand regte an, Organisationen wie den BUND, den Nabu und Pro Vieh einzuschalten, da diese als Verbände klageberechtigt seien. Gegner warnen vor Wasserknappheit und Nitratbelastung: Andre Brockstedt von der IG geht davon aus, dass in Zukunft mehr Gülle anfallen und mehr Frischwasser benötigt werde. „Hier auf Fehmarn wird schon jetzt das Wasser knapp. In den Sommermonaten kommt es zu Engpässen und bedingt durch den Klimawandel dürfte sich das Problem verschärfen.“ Ebenso fürchtet er die „stetig steigende Nitratbelastung im Grundwasser“ und sprach sich generell gegen Massentierhaltung aus. Dass die Sachlage von beiden Seiten unterschiedlich bewertet wird, verwundert kaum. Während die Gegner des Projektes davor warnen, dass mehr Tausende zusätzliche Mast- und Zuchtschweine gehalten werden sollen und dies der natürlichen Lebensweise der Tiere widerspreche, betont Falk Voß-Hagen im Gespräch mit den LN, dass er gesetzliche Vorgaben teilweise übererfülle und der Ausstoß von Schadstoffen in Zukunft sogar reduziert werde. Laut LLUR gibt es in Ostholstein 14 Schweinemastanlagen, wobei die Hälfte dieser auf Fehmarn liegt. In den sieben Betrieben dürfen 20 585 Tiere gehalten werden. Hinzu kommen weitere kleine Betriebe, die jedoch nicht vom Land, sondern vom Kreis erfasst werden. Schweine züchten, mästen, schlachten: Der Fehmaraner, der den landwirtschaftlichen Betrieb 2006 mit seiner Frau von seinen Eltern übernommen hat, konzentriert sich seit Jahren auf die Schweinezucht. „2003 haben wir den damaligen Bestand komplett verkauft und mit gesunden, neuen Tieren angefangen. Wir wollten nicht mehr zukaufen, sondern Zuchtsauen selbst produzieren“, führt er aus. Der Fokus liege auf der Zucht: Leistungsfähige Jungsauen würden sowohl vor Ort Nachwuchs bekommen, als auch weiter verkauft. Die anderen Schweine, weibliche wie männliche, gingen in die eigene Mastanlage und später zu einem großen Schlachtunternehmen. Voß-Hagen betont, dass sein Geschäft nur dann wirtschaftlich sei, wenn er auf Masse setze. Aktuell hat er nach eigenen Angaben 6700 Schweinemast-, 3840 Jungsauen-, 1200 Sauen- und etwa 5000 Ferkelplätze. „Ich bekomme heute pro Kilogramm Schweinefleisch 1,19 Euro. Meist werden noch zwei bis vier Cent abgezogen“, sagt er und ergänzt, dass er und sein Team den größten Teil des Futters selbst produzieren und in der Mast seit Jahren kein Antibiotikum eingesetzt hätten. Ställe für Schweine sollen zusammengelegt werden: Die Zahlen der Ausbau-Gegner bestätigt er in Teilen. „Wir haben einen Bauantrag bei LLUR eingereicht.“ Unter anderem wolle er mehrere bereits bestehende Anlagen zusammenlegen. Dabei handle es sich um bereits bestehende Ställe mit Schweinen, die vom Kreis genehmigt worden seien, sowie um welche, die das Land aufgrund der Größe nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigt habe. Im Kern gehe es darum, in Zukunft eine Gesamtgenehmigung für die Produktion zu haben. Darüber hinaus sind Erweiterungen geplant: „Eine Sau bekommt im Schnitt 31 Ferkel pro Jahr, vor zwei Jahren waren es noch 29“, sagt Voß-Hagen. Auf diese Leistungssteigerung will er mit baulichen Veränderungen reagieren. Der Stall für die tragenden Tiere in Kopendorf soll verlängert werden. Dann könne er tragende Jung- und Altsauen an einem Standort unterbringen. 2000 neue Ferkelplätze und 210 Plätze für tragende Tiere würden dort entstehen. Zudem soll die Abluftreinigung weiter modernisiert werden. „Wir können mit unseren Anlagen 94 Prozent der Schadstoffe rausfiltern“, sagt er. Im Mai 2019 gab es Aufregung auf Fehmarn um den geplanten Bau einer Hähnchenmastanlage für rund 260 000 Tiere. Als Investoren traten damals Landwirt Falk Voß-Hagen und sein Cousin Malte Hagen auf. Nun sagte Falk Voß-Hagen, der eine große Schweinezucht betreibt, dass sich das Thema für ihn erledigt habe. „Das ist nicht wirtschaftlich“, stellte er klar. Für das Aus spricht auch, dass beim LLUR kein Genehmigungsantrag eingereicht wurde. Mehr Mastschweine und Jungsauen: In Schlagsdorf indes strebt er die Genehmigung von rund 2500 Plätzen für die Mast- und Jungsauenaufsucht an – was eine Folge der Zunahme von Ferkeln sei. „Baulich wollen wir dort nichts verändern, es sollen nur mehr Tiere rein“, sagt Falk Voß-Hagen. Damit die Fläche ausreicht, sieht er vor, einen Teil seiner Schweine in Zukunft mit einem Gewicht von 32 Kilogramm abzugeben. „Sonst kommen sie mit 110 Kilogramm weg“, erklärt er. Ob es bald wirklich ein paar Tausend weitere Schweine auf Fehmarn geben wird, hängt nun auch vom LLUR ab. Sprecher Martin Schmidt teilt mit: „Da die Prüfung der Genehmigungsvoraussetzungen derzeitig noch andauert, kann zum Entscheidungszeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden. Für den Regelfall ist nach Maßgabe des Bundesimissionsschutzgesetzes über den Genehmigungsantrag innerhalb von einer Frist von sieben Monaten zu entscheiden.“ Schweine auf Fehmarn: Der Kreis bezieht Stellung: Momentan werde ein Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung und Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt. Dabei geht es um Naturschutz und Tierhaltung. Das Veterinäramt des Kreises Ostholstein hat bereits eine Stellungnahme abgegeben. Von Sebastian Rosenkötter