Fehmarn: Viele Tonnen Materialien und Beton für den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels

Die feste Fehmarnbeltquerung soll der weltweit längste Absenktunnel für Autos, Lkw und Züge werden. Der Baustart rückt immer näher. Unternehmen aus Ostholstein haben sich in Position gebracht, erste Aufträge erhalten und hoffen auf weitere – auch in Bezug auf die Anlieferung von Materialien. Welche Mengen benötigt werden und woher diese kommen sollen: 49 Mal so viel Stahl wie für den Eiffelturm: Verantwortlich für die Planung und den Bau des etwa 18 Kilometer langen Tunnels ist Femern A/S. Pressesprecherin Denise Juchem sagt, dass rund 2,5 Millionen Tonnen Beton benötigt werden. Um diesen herzustellen, müssen riesige Mengen an Sand, Kies, Zement und Wasser herangeschafft werden. Ebenso sollen etwa 360 000 Tonnen Stahl – 49 Mal so viel wie für den Eiffelturm – verbaut werden. Granit aus Norwegen für den Arbeitshafen: Stellt sich die Frage, woher diese Massen angeliefert werden und wie sie nach Puttgarden und Rødby, also da hin, wo sich die Arbeiten abspielen werden, kommen. Denise Juchem erläutert, dass der Granit für den im Bau befindlichen Arbeitshafen auf dänischer Seite seit Juni 2020 aus Norwegen per Schiff gebracht wird. Insgesamt würden circa zwei Millionen Tonnen Granit benötigt, um Molen und Deiche zu bauen. Belttunel: Der Sand kommt aus der Ostsee: Der Sand für den Arbeitshafen wird vor Kühlungsborn gewonnen und der Sand für die Wiederverfüllung des Tunnelgrabens soll überwiegend von „Kriegers Flak“, der Sand für den Betonzuschlag aus „Rønne Banke“ bezogen werden. Diese beiden Flächen befinden sich in der dänischen Ostsee. Lkw-Verkehr auf Fehmarn: Neben dem dänischen Arbeitshafen soll eine deutlich kleinere Anlage auf deutscher Seite entstehen – der geplante Baustart ist für dieses Jahr vorgesehen. „Der überwiegende Teil des benötigten Materials für die Bauarbeiten auf deutscher Seite wird über den Seeweg geliefert. Dies betrifft unter anderem die Anlieferung von Materialien für die Betonproduktion. Per Schiff werden aber auch schwere Lasten wie die Schotts der Tunnelelemente wieder in die Tunnelelementfabrik nach Lolland verschifft“, führt Denise Juchem aus. Sie betont, dass der Lkw-Verkehr auf Fehmarn dadurch begrenzt werde, „um das örtliche Straßennetz nicht mehr als nötig zu belasten“. Kommen Güterzüge zum Einsatz? Etwas anders schätzt Mirko Schönfeldt die Lage ein. Der Geschäftsführer von Baltic FS, unter dessen Dach 22 mittelständische Unternehmen aus der Region kooperieren, sagt: „Der Bauherr will, dass möglichst alle Güter über den Bauhafen in Rødbyhavn gehen. Dies wird nicht geschehen. Es wird viele Lastwagen geben.“ Denkbar sei auch der Einsatz von Güterzügen. Diese Rolle spielt der Neustädter Hafen: Auch ist es möglich, dass im Neustädter Hafen Materialien ankommen und dann per Lkw weiter gen Norden transportiert werden. Die bis vor wenigen Tagen im Amt befindliche Stadtwerkeleiterin Vera Litzka hat bereits von entsprechenden Anfragen berichtet. „Alles, was über den Neustädter Hafen geht, ist gut, da es vorher nicht auf der Straße war“, betont Schönfeldt und ergänzt: „Die Straßen in Ostholstein sind leistungsfähig genug, aber natürlich würde der Verkehr zunehmen und die Fahrbahnen würden mehr belastet.“ Ostholsteiner Firmen können Baustoffe liefern: Der Baltic-FS-Geschäftsführer sieht das Milliarden-Projekt als große Chance für regionale Unternehmen. So sei es denkbar, dass Sand, Zement, Diesel und Öle aus Heiligenhafen und Recyclingmaterialien aus Beusloe herbeigeschafft würden. Jedoch spekulieren die Firmen nicht nur auf die Anlieferung von Baustoffen, sondern auch auf die technische Ausstattung des Tunnels. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass welche zum Einsatz kommen“, sagt Schönfeldt. Lesen Sie auch Jahresvorschau 2021 Ostholstein: Ausblick auf Belttunnel und Seebrücken Fehmarnbelttunnel: Warum Minister Buchholz an Eröffnung 2029 glaubt Der Belttunnel kommt: Jetzt muss die Bahn an die Hinterlandanbindung ran Bau des Belttunnels ist ein Megaprojekt: Denise Juchem äußert sich ähnlich: „Die Erfahrungen mit den Querungen über den Öresund und den Großen Belt zeigen, dass besonders lokale Lieferanten und Dienstleister gute Chancen haben, an einem Großprojekt wie dem Fehmarnbelt-Tunnel mitzuwirken.“ Schließlich spiele die Logistik bei dem Projekt der Superlative eine entscheidende Rolle, da viele Prozesse ineinander greifen und zeitlich koordiniert werden müssten. „Um nur einige Beispiele zu nennen: Derzeit sind mehr als 30 Arbeitsschiffe aus der ganzen Welt vor der Küste Lollands gleichzeitig im Einsatz, um Europas größten Arbeitshafen zu bauen. Auch das Absenken der Tunnelelemente erfordert höchste Präzision. Dafür wurde ein eigenes GPS-System errichtet, um die Elemente unter Wasser exakt positionieren zu können“, stellt die Sprecherin von Femern A/S klar. Von Sebastian Rosenkötter