Wohnraum, Beltquerung, Klimawandel: Das will Fehmarns Bürgermeister in Angriff nehmen

Viel Zeit zum Verschnaufen hatte Fehmarns alter und neuer Bürgermeister wahrlich nicht. Am Morgen nach seiner Wiederwahl „durfte“ sich Jörg Weber (SPD) im Burger Rathaus gleich wieder in die Amtsgeschäfte stürzen. Auch wenn sein neuer Arbeitsvertrag erst am 1. Mai in Kraft tritt, blickt der 53-jährige Sozialdemokrat und bekennende HSV-Fan im LN-Interview nach einer kurzen Stichwahl-Replik schon einmal auf erste Projekte und Knackpunkte seiner zweiten sechsjährigen Amtszeit. Herzlichen Glückwunsch zur Bestätigung im Amt bis 2027! Aber: Trübt es Ihre Siegerlaune, dass nicht einmal jeder zweite abstimmungsberechtigte Fehmaraner an der Stichwahl teilgenommen hat und Sie knapp neun Prozent weniger Stimmen als bei Ihrem ersten Wahlerfolg 2015 auf sich vereinen konnten? Nein, weil mit einer schlechteren Wahlbeteiligung zu rechnen war. Dadurch, dass mein Ergebnis im ersten Wahlgang bei fünf Kandidaten mit fast 45 Prozent schon sehr deutlich war und mir viele da schon gratulieren wollten, war zu befürchten, dass viele Wählerinnen und Wähler an der Stichwahl nicht mehr teilnehmen würden. Was ist in diesem Jahr für Sie als neuer, alter Verwaltungschef auf der Insel zu allererst abzuarbeiten – und was muss als nächstes in Angriff genommen werden? Zuerst einmal wird uns wohl auch 2021 die Pandemie weiter sehr viel beschäftigen. Insofern ist schwer abzusehen, was da noch alles auf uns zukommt. Aber wir müssen uns auch um dringliche Themen wie die weitere Digitalisierung der Schulen oder die Vorbereitung auf die Saison kümmern – wie immer sie aussehen mag. Zudem muss der Breitbandausbau vorangetrieben, zusätzlicher Parkraum geschaffen und die barrierefreie Umgestaltung des Marktplatzes vorbereitet werden. Mit welchen Themen werden Sie sich in Ihrer zweiten Amtszeit auf Fehmarn voraussichtlich am meisten beschäftigen? Hoffentlich nicht mit der Pandemie, sondern mit der Schaffung von Wohnraum und der erfolgreichen Investoren-Vermittlung für das Hotel-Großprojekt auf der Spielwiese am Südstrand. Dann natürlich mit der festen Fehmarnbelt- und Fehmarnsundquerung inklusive Brandschutz- und Sicherheitskonzept, der Städtebauförderung für Burgtiefe inklusive Sanierung des Haus des Gastes, dem Bau einer Umgehungsstraße für Burg und Burgstaaken, dem Radwegeausbau und nicht zuletzt mit der Reaktion auf den Klimawandel hinsichtlich der für 2030 angestrebten Klimaneutralität. Mit einem Extra-Blick auf die künftige Fehmarnbelt- und Fehmarnsundquerung: Welche noch nicht ausverhandelten oder ungelösten Knackpunkte gibt es bei den bis 2029 terminierten Bauarbeiten aus Ihrer Sicht? Vordringlich geht’s für uns um den Brandschutz und die dafür zugesagte Kostenübernahme durchs Land sowie um schlüssige Sicherheitskonzepte und ein funktionierendes Krisenmanagement auch seitens der Vorhabenträger. Immerhin handelt es sich ja um vier parallel laufende Großbaustellen. Nicht nur verkehrstechnisch gibt es auch bei der Anlieferung beziehungsweise Lagerung von Baumaterialien noch viele offene Fragen. Auf welche mittelfristigen Projekte Ihrer zweiten Amtszeit dürfen sich Einheimische wie Inselbesucher gleichermaßen freuen? Neben der Schaffung von genügend Wohnraum auf der gesamten Insel, der auch bezahlbar ist, und der Annäherung ans Ziel „Klimaneutralität 2030“ sowie der barrierefreien Umgestaltung von Marktplatz und Altstadt in Burg liegen mir besonders die Entwicklung am Südstrand und die Fortschreibung unseres Tourismusentwicklungskonzepts am Herzen. Der zügige Breitbandausbau schließlich ist auch und vor allem für die hiesige Wirtschaft essenziell, und – auch wenn’s kein reines städtisches Projekt ist – wird das neue Reitsportzentrum ein großes Thema sein. Und wie schaffen Sie es, den per Wohnraumanalyse für die Stadt Fehmarn ermittelten Fehlbedarf von 600 Wohneinheiten bis 2025 zu decken? Dazu ist ja schon einiges auf den Weg gebracht, siehe zum Beispiel die Beschlüsse im letzten Bauausschuss zu den Burger Neubaugebieten an der Gorch-Fock-Straße und westlich der Strandalllee, die zusammen rund 200 zusätzliche Wohneinheiten bringen. Genau so muss jetzt kontinuierlich weitergearbeitet werden. Lesen Sie auch Park & Ride: Mit neuem Stellplatz gegen neues Verkehrschaos auf Fehmarn Sundtunnel-Bau: Zwischen Großenbrode und Fehmarn wird bald gebohrt Virtueller Ausblick: So geht’s weiter mit dem Bau des Belttunnels Zu guter Letzt: Ihr Fußballherz schlägt bekanntlich für den Hamburger Klub mit der Raute. Wird der HSV 2021/22 endlich wieder erstklassig kicken? Klares Ja! Schade ist nur, dass ich wohl kein Spiel in dieser von Geisterspielen geprägten Aufstiegssaison im Volksparkstadion verfolgen können werde. Von Andreas Oelker

Fehmarn: Wohnraum, Belttunnel, Klima – was Bürgermeister Weber vorhat