Gericht verhängt Haft: Mann aus Ahrensbök beschimpft Polizei und provoziert Diensthund

Der Nachbarschaftsstreit schwelte seit Monaten und eskalierte im Hochsommer 2020. Betrunken und unter Drogen-Einfluss zerstörte ein 21-jähriger Ahrensböker die Haustür seines Nachbarn, beschimpfte diesen, stieß dessen Motorroller um. Den alarmierten Polizeibeamten drohte er Gewalt an und leistete Widerstand. Während der Tathergang vor dem Amtsgericht Eutin schnell geklärt war, beschäftigte Richterin Anke Erlenstädt am Ende der Beweisaufnahme die Frage: „Ist jemand, der so bescheuert ist, auf einen Diensthund loszugehen, noch zurechnungsfähig?“ Je nach Antwort müsse Elias D. (Name geändert) nämlich entweder wegen Sachbeschädigung, Verstoß gegen das Waffengesetz sowie Widerstand und tätlicher Angriff gegen Polizeibeamte oder wegen eines Vollrausches, in dem diese Taten verübt wurden, verurteilt werden, erläuterte Erlenstädt. Der Hintergrund dieser Taten ist die Menge an Alkohol und Drogen, die Elias D. nach eigenen Angaben an dem Abend konsumiert hatte. „Zwei Flaschen Wodka plus Cannabis und Kokain. Das ist eine Mischung, die einen nicht daran gewöhnten Menschen am Krankenhaus vorbei direkt in den Sarg befördert“, sagte Staatsanwalts-Referendar Krüger. Was ist genau am Tag der Tat passiert? Elias D. erinnerte sich nur noch lückenhaft. „Ich habe um fünf Uhr abends angefangen zu trinken.“ Dazu habe er gekifft und gekokst. Irgendwann habe er wohl eine Tür eingetreten und Polizisten seien auch da gewesen, murmelte der Angeklagte. Auf Diensthund losgegangen: Deutlich präziser waren hingegen die Angaben der Polizeihauptkommissarin, die den Einsatz nach dem Notruf geleitet hatte. Sie schilderte den ersten Eindruck vor Ort: „Die Tür lag in der Wohnung.“ Zwei aufgeregte Personen hätten berichtet, dass ihr Nachbar eingedrungen sei, sich aus dem Kühlschrank eine Tüte Milch genommen und auf dem Rückweg zu seiner Wohnung noch den Roller umgetreten habe. Die Polizistin klingelten bei Elias D.. „Beim Türöffnen stand er in Kampfstellung vor uns“, sagte die Beamtin. Sicherheitshalber forderte sie Verstärkung an. Glücklicherweise sei eine Streife mit Diensthund in der Nähe gewesen. Angesichts dieses Aufgebots habe Elias D. die Tür beim erneuten Kontakt zuknallen wollen, was ein Kollege jedoch verhinderte. Es folgte eine lautstarke Auseinandersetzung, in der Elias D. immer wieder verkündet habe, dass er sich von den Nachbarn nicht mehr provozieren lasse und sich erneut Zutritt zu dessen Wohnung verschaffen wolle. Aufgrund dieser Äußerungen, des aggressiven Verhaltens und eines Schlagringes, der sichtbar herum gelegen habe, entschieden sich die Beamten, Elias D. ins Gewahrsam zu nehmen. Der Angeklagte beleidigte und bedrohte die Polizisten und versuchte sogar, den Diensthund zu provozieren. Spätestens hier sei allen klar gewesen, dass der Mann unter starkem Einfluss von Betäubungsmitteln gestanden habe, bewertete die Kommissarin die Situation. „Auf einen Diensthund loszugehen, geht schon weit über das normale Verhalten hinaus.“ Spuckattacke im Polizeibus: Auf dem Weg nach draußen habe Elias D. dann noch einmal eine Kampfstellung eingenommen, wurde aber schnell zu Boden gebracht, gefesselt und schließlich zum Transport auf den Rücksitz im Polizeibus fixiert. Dort begann er dann, um sich zu spucken und nach der Beamtin zu treten. Aufgrund dieses eindeutigen Verhaltens habe man auf die Entnahme einer Blutprobe verzichtet. „Das hätte ein großes Verletzungsrisiko für alle Beteiligten bedeutet“, erklärte die Kommissarin vor Gericht. Nach ihrer Einschätzung sei Elias D. durchaus schuldfähig. „Er wusste, wer wir waren und warum wir dort waren“, sagte die Beamtin. Lesen Sie auch Amtsgericht Eutin: Mann aus Ahrensbök wegen Betruges verurteilt Gewalt, Erpressung, Waffen: Drogendealer aus Eutin muss ins Gefängnis Amtsgericht Eutin: Bewährungsstrafe für Messerstich nach Bruderstreit Dieser Meinung schloss sich die Richterin an, zumal der Angeklagte bei den Widerstandsleistungen erstaunlich zielgerichtet agiert habe. Weil der drogensüchtige Mann, der vor zwei Wochen wegen einschlägiger Drogendelikte bereits zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, demnächst eine Therapie beginnen kann, verhängte Anke Erlenstädt eine Haftstrafe von fünf Monaten und setzte diese unter strikten Auflagen zur Bewährung aus. So muss Elias D. monatliche Nachweise seiner Therapieerfolge erbringen und die Betreuung eines Bewährungshelfers annehmen. Von Dirk Schneider