Grömitz: Einheimische werden bei dem Verkauf von Bauland bevorzugt

Zahlreiche Ostholsteiner suchen eine Immobilie. Dabei stehen sie in Konkurrenz zu potenziellen, gut betuchten Käufern aus anderen Bundesländern. Um die Chance auf ein eigenes Zuhause zu erhöhen, hat Grömitz jetzt ein Einheimischenmodell auf den Weg gebracht. Ziel ist es, Investoren dazu zu verpflichten, Grundstücke bevorzugt an Menschen aus dem Ort zu verkaufen. Grömitz will Hauptwohnsitze: Bürgermeister Mark Burmeister (parteilos) erläutert, dass von der Gemeinde erschlossene Flächen in der Vergangenheit – soweit dies möglich gewesen sei – für Grömitzer zur Verfügung gestellt worden seien. Auch habe man Personen bevorzugt, die bereits im Ort gewohnt hätten, oder schon länger dort arbeiteten. „Dies galt aber nicht für Flächen, die von privaten Investoren entwickelt werden. Bisher konnten wir nur festschreiben, dass wir keine Zweitwohnungen wollen und Ferienwohnungen nur untergeordnet in einem Haus erlaubt sind“, führt Burmeister aus. Ostholsteins höchste Gebäude auf einer Karte: Kinder und Ehrenämter wirken sich positiv aus: Das Einheimischenmodell, welches in den kommenden zwei Monaten fertig entwickelt werden soll, sieht ein Punktesystem vor. Faktoren wie die familiäre Situation (wie Kinder und pflegebedürftige Familienmitglieder), ehrenamtlicher Einsatz, der Arbeitsort und die Vermögens- und Einkommenssituation dürften sich dann auf die Entscheidung auswirken. Verkäufer von Bauland könnten laut Mark Burmeister mit einem städtebaulichen Vertrag dazu verpflichtet werden, die Vorgaben umzusetzen. „Mit dem Einheimischenmodell wollen wir uns rechtlich noch stärker absichern“, stellt er klar. Zugleich kündigt der Bürgermeister an, dass es bereits fünf Projekte (drei von Privaten, zwei von der Gemeinde) gibt, bei denen so verfahren werden soll. Bauland für Familien: Heiligenhafen nutzt ein Punktesystem: In anderen Orten Ostholsteins sind Verwaltung und Politik ebenfalls bemüht, Wohnraum für Einheimische zu sichern. So teilt Heiligenhafens Bürgermeister Kuno Brandt (parteilos) mit: „In Heiligenhafen gibt es ein solches Modell bereits. Die Baugrundstücke werden nach einem Punktesystem für verschiedene Kriterien vergeben.“ Notwendig geworden sei dieses Modell, um insbesondere dem Wegzug junger Familien aufgrund der hohen Grundstückskosten entgegenzuwirken. So läuft die Vergabe in Timmendorfer Strand: Auch in Timmendorfer Strand wurden Einheimische bereits bevorzugt und Bauland unter vergünstigten Auflagen vergeben. Hauptamtsleiter Martin Scheel erläutert: „Bei dem letzten Baugebiet wurden Vergabekriterien mit einem Punktesystem festgelegt in der Weise, dass Einheimische mehr Punkte erhalten haben als Auswärtige. Allerdings waren Auswärtige, die in Timmendorfer Strand arbeiten, dem Einheimischen dann wieder in der Punktezahl gleichgestellt.“ Des Weiteren habe es Extrapunkte für ehrenamtlich Tätige gegeben. Zugleich wies Scheel darauf hin, dass Auswärtige bei der Vergabe aus rechtlichen Gründen nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Ob es ein Einheimischenmodell auch für das geplante Baugebiet in Niendorf (Erschließung frühestens 2023) geben wird, ist noch offen. Jedoch gebe es junge Menschen, die in Timmendorfer Strand aufgewachsen seien und gerne mit ihren Familien im Ort bleiben würden. Ein Bedarf wäre somit vorhanden. Fehmarn benötigt mehr als 200 Häuser: Jede Menge Wohnraum wird auch auf Fehmarn benötigt. Bauamtsleiter Benjamin May sagt, dass das Einheimischenmodell bereits bei der Vergabe von fünf Baugrundstücken erprobt worden sei und kündigt an: „Die Stadt entwickelt derzeit zwei Wohngebiete in städtischem Eigentum. Über die Vergabemodalitäten wird noch beraten werden. Im Fokus steht bezahlbarer Wohnraum, aber auch die Frage der Wohnraumversorgung für die einheimische Bevölkerung wird in die Überlegungen einbezogen werden.“ Einheimischen hätten in jedem Fall einen hohen Bedarf. Aus einer Prognose gehe hervor, dass bis 2025 etwa 210 bis 290 Einfamilienhäuser fehlen würden. Lesen Sie auch Ostholstein: Hier entstehen 2021 Häuser, Wohnungen und Bauland Göhl: Gemeinde lässt Bauland für 40 Grundstücke erschließen Stockelsdorf schafft Bauplatz: 400 neue Wohneinheiten entstehen Einheimischenmodell: Neustadt ist noch nicht dabei: In Neustadt indes hat es bisher kein solches Verfahren gegeben und daran wird sich erstmal auch nichts ändern, da die Stadt in absehbarer Zukunft keine Baugrundstücke vergeben wird. Sollte sich dies jedoch ändern, wäre die Anwendung des beschriebenen Instruments vorstellbar. Zudem heißt es von der Verwaltung: „Im Rahmen der Vergabe öffentlich geförderten Wohnraums in der Oldenburger Straße 34 a und b wurden unter Berücksichtigung und Einhaltung auferlegter Vergabekriterien, die Wohnungen primär an Einheimische vergeben.“ Von Sebastian Rosenkötter