Grömitz: Gedenkstein für Auto Manager mit NS-Vergangenheit soll weg

Der Gedenkstein zu Ehren von Audi-Gründer Dr. Richard Bruhn neben dem Klosterkrug in Cismar sorgt weiterhin für jede Menge Unruhe. Bis vor wenigen Monaten stand der Stein dort völlig unkommentiert. Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass der gebürtige Cismarer während seiner Arbeit bei der Auto-Union (Vorgänger von Audi) von 1930 bis 1956 maßgeblich an dem Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen beteiligt war. Der Versuch dies mit einer erklärenden Infotafel zu ändern, ist misslungen. Audi hat Unternehmensgeschichte aufgearbeitet: Auf dieser steht zwar, dass während des Zweiten Weltkriegs „Zigtausende Fremd- und Zwangsarbeiter sowie Konzentrationslagerhäftlinge“, beschäftigt wurden „von denen Tausende ums Leben kamen“, jedoch wurde die Rolle von Bruhn nicht näher beschrieben. Stattdessen heißt es: „Dr. Bruhns Rolle während dieser Zeit zu beurteilen, legen wir in die Hände eines Jeden, der diese Zeilen liest.“ Dieses klingt verwunderlich, da Audi die Unternehmensgeschichte bereits vor Jahren erforschen ließ und infolgedessen den Namen der Richard-Bruhn-Pensionskasse in Audi-Pensionskasse umbenannte. Cismar: Noch eine Tafel: In der Grömitzer Gemeindevertretung waren Tafel und Stein nun Thema. Dabei sprachen sich zehn von 19 Politiker dafür aus beide Darstellungen zu entfernen und eine neue Hinweistafel anzubringen. Auf dieser sollen die Zusammenhänge zwischen Gedenkstein und dessen Geschichte/Bedeutung sowie der im Sommer aufgestellten Hinweistafel hingewiesen werden. In der letzten Sitzung des Jahres der Grömitzer Gemeindevertreter ging es auch um den Haushalt 2021. Eben dieser ist ausgeglichen. Darüber hinaus ging es um die Kurabgabe. Die Hauptsaison wurde etwas verlängert und läuft nun vom 1. April bis 31. Oktober. Zugleich werden in Zukunft in Grömitz und Lensterstrand in der Nebensaison statt wie bisher 1,70 nun zwei Euro fällig. In den anderen Orten steigt der Satz von 1,10 auf 1,40 Euro. In der Hauptsaison sind es drei und 2,20 Euro. Darüber hinaus teilte Bürgermeister Mark Burmeister (parteilos) mit, dass im Herbst 2021 die B 501 von Grömitz nach Cismar durch den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr saniert werden soll. Gedenkstein entfernen: Unterschiedliche Meinungen: Zuvor hatte Alexander Krupp (FDP) sich dafür ausgesprochen, beides ersatzlos verschwinden zu lassen. „Wir haben dem Thema zu viel Zeit gewidmet und sollten damit abschließen“, führte er aus. Henning Faasel (CDU) sprach Stein und Tafel einen historischen Wert ab. Damit spielte er darauf an, dass der Stein erst vor gut 20 Jahren im Rahmen der Dr.-Richard-Bruhn-Wochen, einer Veranstaltung mit Oldtimer-Rallye, aufgestellt wurde. Gänzlich anders äußerte sich Sebastian Rieke (FWV): „Wir sollten das Ding nicht sang- und klanglos verschwinden lassen, sondern klar sagen, was der Mann gemacht hat und uns distanzieren.“ Mechtild Piechulla (SPD) ergänzte, dass bei einer Komplett-Entfernung ein Stück der Geschichte zugedeckt würde. Deshalb solle ein Ersatzschild aufgehangen werden. „Wir haben heute wieder Rechtsradikale und sollten unsere Erinnerungskultur durchaus pflegen“, betonte sie. Von Sebastian Rosenkötter