Grömitzer Fußgängerzone: Unternehmer stinksauer

Vergangenen Donnerstagabend: Die Zuschauerplätze im Sitzungssaal des Rathauses sind allesamt besetzt. Mit der aktuellen Tagesordnung des Ausschusses für Verkehr, Bauwesen und Umwelt hat das wenig zu tun. Vielmehr ist es die erste Sitzung nach Einrichtung der Fußgängerzone. Geschäftsleute nutzen die Einwohnerfragestunde, machen ihrem Ärger Luft. Christoph Schöning, Inhaber von Elektro Muhl, ist entsetzt, fragt nach Sondergenehmigungen für seine fünf Fahrzeuge. Bürgermeister Mark Burmeister (parteilos) erteilt eine Absage. Schöning lässt nicht locker: „Wir müssen Waschmaschinen ausliefern. Das geht so nicht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich verlege das Lager oder verlasse die Gemeinde.“ Eine ebenfalls anwesende Friseurin ergänzt, dass sie gerade erst ihren Mietvertrag verlängert habe. Sie fürchtet, dass vor allem ältere Kunden ihren Betrieb meiden. Ähnlich geht es einer Physiotherapeutin, deren Patienten oftmals nur schlecht gehen können. Bereits 2016 wurde im Ausschuss über die Kirchenstraße diskutiert. Zu viel Verkehr. Autos, die zu schnell fahren. Fußgänger, die gefährdet werden. Das sollte sich ändern. Kurioserweise war die Straße zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahrzehnten als Fußgängerzone ausgeschildert. Jedoch gab es auch Schilder, auf denen „Anlieger frei“ stand – was schwer zu kontrollieren war – und Radfahrer zugelassen wurden. Dies kommentiert Karsten Sachau (SPD) am Donnerstag wie folgt: „Alles was wir in den letzten Jahren gemacht haben, hat gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen.“ Etwas anders drückt sich Burmeister aus: Der Zustand habe dazu geführt, dass Verstöße nicht geahndet werden konnten. Deshalb hätte die Verwaltung die Einrichtung einer Spielstraße vorgeschlagen. Diese hatte der Ausschuss abgelehnt und vergangenen August geschlossen für eine „richtige“ Fußgängerzone gestimmt. Also eine Straße, in der Lieferverkehr nur zu bestimmten Zeiten erlaubt ist, Fahrräder geschoben werden und ansonsten fast nur Anwohner hinein dürfen. Anschließend genehmigte die Kreisverkehrsbehörde den Beschluss. Die Gewerbetreibenden ärgern sich, dass sie vorab nicht befragt wurden. Ausschussvorsitzender Heinz Bäker (FDP) hingegen betont, dass die Tagesordnungen öffentlich einsehbar gewesen seien, man habe sich informieren können. Einen Hauch Hoffnung verbreitet Mark Burmeister. Den LN sagt er gestern, dass das Thema bereits im April auf der Tagesordnung des Ausschusses stehen könnte. Dann wäre es möglich, dass die Mitglieder für eine Spielstraße stimmen. Kreissprecherin Carina Leonhardt teilt indes mit, dass die Gemeinde einen Antrag auf Aufhebung der Fußgängerzone stelle könne. Dann würden Verkehrsbehörde und Polizei entscheiden. Wie lange dies dauert, wisse sie nicht. Bis dahin könnten bei der Verkehrsbehörde Sondergenehmigungen beantragt werden. Jeder Fall werde geprüft. Von Sebastian Rosenkötter

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