Groß Parin: Bismarcksäule bleibt weiter gesperrt

Andreas Brandt ist enttäuscht. Vor zwei Jahren war er zuletzt auf dem Pariner Berg, um die Aussicht vom Bismarckturm zu genießen. Damals war der Zugang schon gesperrt. Nun steht Brandt wieder auf dem Parkplatz und reibt sich verwundert die Augen. „Der Zugang ist ja noch immer gesperrt. Hier ist ja nichts passiert“, sagt der Elektroinstallateur aus Ratekau erstaunt. Viele Gäste sind enttäuscht: Torsten Knees von der Gaststätte Pariner Berg weiß um die Enttäuschung vieler Besucher. „Praktisch jeder, der zu uns kommt, fragt, was denn da los ist. Die Menschen sind schon enttäuscht, dass der Turm gesperrt ist“, berichtet Knees. Schließlich gehöre für viele seiner Gäste vor der Einkehr auch ein kleiner Spaziergang zur Bismarcksäule dazu. Er selbst hat die Hoffnung aber noch nicht aufgeben. „Irgendwann wird schon was passieren da“, sagt Knees gelassen. Fest steht: Die Sanierungsarbeiten sind wesentlich aufwendiger als ursprünglich geplant. Alle Fugen müssen mit einem Spezial-Mörtel erneuert, alle Steine müssen gereinigt und gestrahlt werden. Neuer Zeitplan wird erarbeitet: Das hat sich auch bei den Kosten bemerkbar gemacht. Entsprechend mussten die Vergaben mehrfach ausgeschrieben werden, um die Kosten von zwischenzeitlich 430 000 auf 255 000 Euro zu senken. Das Ergebnis: Der Zeitplan wurde schon mehrfach über den Haufen geworfen. Im Sommer war die Bauverwaltung noch zuversichtlich, dass die Fertigstellung des Bauwerks bis zum Jahreswechsel erfolgen könnte. „Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit wird ein neuer Zeitplan für die Sanierungsarbeiten erarbeitet. Zur Zeit werden die Vergabevorschläge seitens der Verwaltung geprüft“, teilte jüngst die Verwaltung der Kommunalpolitik in einem Sachstandsbericht mit. Bürgerverein: Bismarcksäule ist Kulturgut: „Das ist schon ein Trauerspiel“, sagt Klaus Nentwig vom Gemeinnützigen Bürgerverein Bad Schwartau. Der Verein könne schon verstehen, dass es mit Blick auf die Kosten zu Verzögerungen kommt. „Das ist viel Geld, das in die Hand genommen werden muss. Die Bismarcksäule ist aber auch ein besonderes Kulturgut“, sagt Nentwig, der zu einer Sanierung aber keine Alternative sieht. Er erinnert daran, dass der Bismarckturm auf dem Pariner Berg ein beliebtes Ausflugziel sei. „Touristen und Einheimische kommen gerne dorthin und genießen die Fernsicht über die Felder auf die sieben Türme Lübecks und bis zur Ostsee.“ Seit mehr als hundert Jahren genießen die Menschen den Ausblick vom Pariner Berg. 1902 wurde die 12,82 Meter hohe Bismarcksäule eingeweiht. Das Grundstück, Feldsteine und einen Betrag von 1000 Mark spendete der Wirt der Gaststätte auf dem Pariner Berg. Die restlichen Gelder (11 000 Mark) für den Turmbau wurden durch Spenden gedeckt. Vor dem Bau der Bismarcksäule befand sich an derselben Stelle ein 1889 errichteter Aussichtsturm. 1960 ging der Turm in den Besitz der Stadt Bad Schwartau über. 1980 wurde der Turm unter Denkmalschutz gestellt. Denkmal fachgerecht herrichten: Dass die Bismarcksäule ein besondere Ort ist, sieht der zuständige Architekt Mike Woehs genauso. Der Planer aus dem Büro Ewers Dörnen + Partner GmbH in Oldenburg wurde von der Stadt Bad Schwartau unlängst mit der Sanierung betraut. Er legt Wert darauf, dass das Denkmal seine Würde wiederbekommt und fachgerecht hergerichtet wird. Bei früheren Sanierungen sei das nicht immer der Fall gewesen. „Die Asphaltschicht auf dem Sockel und die Stufen aus Beton werden dem Denkmal nicht gerecht“, bemängelte Woehs bei einer Begehung. Nun sollen Basaltplatten oder Granitsteine verlegt werden. Sicherheitsrisiko: Steine bröckeln: Das Bauwerk aus Natursteinen, die aus der Umgebung stammen, ist sichtlich in die Jahre gekommen – die Fassade bröckelt. Am Fuße der 12,82 Meter hohen Säule liegen viele kleine Steine und herausgebrochenes Fugenmaterial. Entsprechend musste die Säule aus Gründen der Sicherheit gesperrt werden. Zudem sprießt das Grün aus dem Gestein – ein klares Zeichen für jede Menge Feuchtigkeit. Die Schäden am Turm sind selbst für Laien deutlich sichtbar. So gibt es Lücken zwischen einzelnen Steinen. Besonders stark betroffen ist der Kopfbereich des Turmes, der auch noch mit Farbschmierereien übersät ist. Lesen Sie auch Gans to go: Statt Jubiläumsparty gab es für Gaststätte in Curau zwei Mal Lockdown. Das war das Jahr 2020 in Ostholstein. Bußgelder: Das haben Städte und Gemeinden in Ostholstein eingenommen. Trotz der Enttäuschung will Andreas Brandt den Bismarckturm nicht abschreiben. „Ich habe noch so viele tolle Kindheitserinnerungen an den Turm. Wir haben häufig bei Fahrradausflügen hier einen Stopp eingelegt“, berichtet der 52-Jährige, der mit Sicherheit im nächsten Sommer wieder nach der Bismarcksäule schaut. „Da will ich unbedingt noch mal rauf“. Von Sebastian Prey