Großenbrode: Familienhotel an der Mole gestoppt?

Kürzlich erst wurden die Pläne für ein neues Familienhotel an der Großenbroder Mole vorgestellt. Eine Bürgerinitiative formierte sich gegen das Projekt, ein Bürgerbegehren wurde auf den Weg gebracht. Jetzt gibt es eine neue Wendung, die für Wirbel sorgt. Bürgermeister Jens Reise (CDG) hat für den 25. November eine Sondersitzung der Gemeindevertretung angesetzt, um über die Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses für das Hotelgrundstück zu beraten. „Nachdem viel Gegendruck aufgebaut wurde, sowohl von der Politik als auch von der Bürgerinitiative, wurde uns ein Weg aufgezeigt, wie wir das Grundstück weiter überplanen können, ohne in Zeitdruck zu geraten“, erläutert Bürgermeister Reise. Im Juni 2021 würde eine Übergangsfrist enden und danach keine Bebauung in einem Streifen 150 Meter von der Küste mehr erlaubt sein. „Es wurde uns aber in einer Videokonferenz eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung von der Landesplanung in Aussicht gestellt“, sagt Reise, der sich für das Hotel mit rund 140 Zimmern, Gastronomie und Einzelhandel ausgesprochen hat. „Die 900 gesammelten Unterschriften der Bürgerinitiative sprechen für mich als Bürgermeister eine eindeutige Sprache, dass das Hotel zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewollt ist. Das respektiere ich“, betont Jens Reise weiter. Doch er müsse auch millionenschweren Schaden von der Gemeinde abzuwenden. Die vier Millionen Euro aus dem Verkauf der Fläche brauche die Gemeinde. Wenn schlussendlich ein Bürgerentscheid durchkommen würde, wäre die Chance verloren, das Grundstück zu entwickeln und den Wert zu erhalten. Daher könne die Gemeinde dem Bürgerbegehren auch nicht beitreten. „Sind Sie dafür, dass in der Straße Am Kai kein Hotel gebaut wird, die Planungen eingestellt und der gefasste Aufstellungsbeschluss der Gemeinde Großenbrode vom 11. Dezember 2019 aufgehoben wird?“ – mit dieser Fragestellung konnte die Bürgerinitiative Meer Transparenz nach nicht einmal 14 Tagen hunderte Unterschriften bei der zuständigen Amtsverwaltung einreichen. „Das Interesse der Bevölkerung war groß. Uns wurden regelrecht die Klemmbretter aus den Händen gerissen“, sagt Markus Jordan von der BI. Die Vertreter von Meer Transparenz fragen sich jetzt: Ist das Vorgehen des Bürgermeisters ein Versuch, das Bürgerbegehren für unzulässig zu erklären? Die Kommunalaufsicht würde dies mit dem Innenministerium prüfen, so Jordan, schließlich sei die Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses eine ihrer drei Säulen. Mitstreiterin Marion Brandt verdeutlicht: „Uns war im Vorfeld klar, dass dieses Bürgerbegehren seitens der Kommunalpolitik nicht bei allen mit offenen Armen empfangen wird.“ Sie würden aber weiter fordern, den Bürger entscheiden zu lassen, und hielten an dem Begehren fest. CDU steht hinter der Bürgerinitiative: Auch die CDU Großenbrode hält die geplante Sondersitzung für politisch brisant. „Es ist, sagen wir mal vorsichtig, ein bemerkenswerter Vorgang“, stellt der Fraktionsvorsitzende Hans Sehmel heraus. Für ihn und seine Christdemokraten sei klar, dass das Begehren torpediert werden solle: „Die Bürger wollen kein Hotel in der Größenordnung – nicht jetzt und nicht in fünf Jahren.“ Die CDU steht hinter der Bürgerinitiative und sieht in der Aufhebung des Beschlusses den Zweck, den Handlungsspielraum aufrechtzuerhalten, um die Planungen für den mehrgeschossigen Hotelkomplex später zu aktivieren. Nach Aussage der CDU würde bei einem erfolgreichen Bürgerentscheid ein vorhandener B-Plan zum Tragen kommen, der Bebauung weiterhin möglich mache. Allerdings nicht in der Form des Familienhotels. „Ich versuche nur, für alle Beteiligten vernünftig aus der Situation herauszukommen, vor allem für Großenbrode. Wenn ein Bürgerentscheid kommt, will und kann ich das nicht verhindern“, sagt Bürgermeister Reise abschließend. Die Sondersitzung findet am Mittwoch, 25. November, um 19 Uhr im Meerhus statt. Lesen Sie auch: Großenbrode bekommt ein Hotel mit Schwimmbad und Spa Großenbrode: So soll das neue Familienhotel aussehen Tourismus in Großenbrode: Bürgerinitiative sagt „Es reicht!“ Von Markus Billhardt