Großenbrode: Gemeinde legt Plan für neues Hotel auf Eis

Der Aufstellungsbeschluss für ein Grundstück an der Mole in Großenbrode ist aufgehoben. Die Fraktionsmitglieder von CDG, FDP und SPD stoppten damit das Planverfahren für ein neues Familienhotel. Allerdings soll das Projekt so nur auf Eis gelegt werden. CDU und BfG sehen darin den Bürgerwillen ausgehebelt und boykottierten die Abstimmung, in dem sie geschlossen die Sitzung der Gemeindevertretung im Meerhuus verließen. Bebauung soll zum späteren Zeitpunkt erfolgen: Erst vor einem Monat hatte der Investor seine Hotelpläne präsentiert. Zwischenzeitlich zeigte sich aber deutlich, dass die Projektentwicklung nicht im Sinne der Großenbroder ist. Im Gegenteil: Es wurde ein Bürgerbegehren gegen das Hotel in die Wege geleitet. Das Ziel der Gemeinde bestehe jetzt darin, die Entwicklungsfähigkeit dieses Grundstückes nicht zu gefährden. So sei eine Prüfung erfolgt, welche rechtlichen Möglichkeiten es gebe, erklärte Bürgermeister Jens Reise (CDG). Umgangen werden sollen die Bauverbote nach dem Landeswasser- und Landesnaturschutzgesetz innerhalb von 150 Metern zur Küste, die im Sommer 2021 in Kraft treten. Dies könne der Fall sein, so Reise, wenn der Küsten- und Hochwasserschutz von dem Projekt nicht betroffen sei. Zudem sei das Hotel bereits Inhalt eines Masterplanes. Daher habe die Untere Naturschutzbehörde (UNB) signalisiert, dass sie grundsätzlich dazu bereit sei, eine Ausnahme in Aussicht zu stellen. Eine Prüfung werde allerdings ergebnisoffen geführt. „Auf Grund der geänderten rechtlichen Situation ist es uns möglich, eine Bauleitplanung auch zu einem späteren Zeitpunkt zu betreiben und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen. Konsequenterweise ist der Aufstellungsbeschluss vom 11. Dezember 2019 daher aufzuheben“, erläuterte der Bürgermeister weiter. Es sei ein Anker, um das Grundstück für ein Hotel zu sichern. „Ich habe kein Vertrauen in dieses Vorgehen“, sagte Peer Knöfler (CDU). Ende 2019 habe man einstimmig den Aufstellungsbeschluss abgesegnet, um das Gelände für eine spätere Bebauung abzusichern. Von konkreten Plänen sei nicht die Rede gewesen. Mit der forschen Herangehensweise, schon Investoren ins Boot zu holen, sei der Bürgermeister „falsch abgebogen“, ergänzte Hans Sehmel (CDU). Auch die Bürgerinitiative und der Protest der Bürger gegen ein Hotel seien unterschätzt worden. Es bleiben weiter alle Optionen offen: Wenn die Ausnahmegenehmigung nicht komme, passiere auf dem Grundstück nichts mehr. Das sei wirtschaftlich ein großer Verlust, hob Hans-Heinrich Schröder (CDG) hervor. Im anderen Falle sei die Gemeinde aber auch nicht gezwungen, alles bis Juni 2021 zu entscheiden, fügte Stefan Kraus (FDP) dazu an und betonte: „Ich glaube, wir machen es richtig.“ Es blieben alle Optionen offen. Er sei sogar froh darüber, dass der Bürger die Entscheidung über einen Hotelneubau bei einem möglichen Bürgerentscheid treffen könne – mit allen daraus resultierenden Konsequenzen. „Auch für uns ist das Projekt nicht gestorben“, betonte Hotelinvestor Rolf Seelige-Steinhoff in einer Reaktion auf die Vorgänge in Großenbrode. Wenn der Ort grundsätzlich Interesse habe, das Hotel zu realisieren, stünden sie „Gewähr bei Fuß“, so Seelige-Steinhoff. Unabhängig vom einem Bürgerentscheid fügte er aber an: „Wenn es die Ausnahmegenehmigung nicht gibt, müsste Bauplanrecht bis zum Juni geschaffen werden. Das hängt dann wie ein Damoklesschwert über das Hotelprojekt. Wenn unsere bisherige Arbeit umsonst war, wäre das sehr ärgerlich.“ Bürgerbegehren wird bald wieder Thema: „Wir müssen es jetzt auf uns zukommen lassen. Alles andere, was passieren könnte, sind reine Mutmaßungen“, sagte Jens Reise abschließend. Am 9. Dezember wird das Thema auf der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung Großenbrode sicher weiter gehen. Denn dann soll das Prüfungsergebnis der Kommunalaufsicht über das Bürgerbegehren vorliegen. Lesen Sie auch: Großenbrode: So soll das neue Familienhotel aussehen Tourismus in Großenbrode: Bürgerinitiative sagt „Es reicht!“ Großenbrode: Familienhotel an der Mole gestoppt? Von Markus Billhardt