Hafenmeister für Neustadt gesucht: Das muss ein Bewerber können

Wo zahlreiche Segelboote dicht an dicht liegen und Frachtschiffe entladen werden, da muss der Hafenmeister den Überblick behalten. In Neustadt übernimmt Sven Oldhof diesen Job, aber nur noch bis zum 1. August. Dann geht er in den Ruhestand. Bis dahin müssen die Stadtwerke einen Nachfolger ausgewählt haben. Zahlreiche Bewerbungen liegen bereits vor. Die Anforderungen sind enorm, der Erlebnisfaktor ist es ebenfalls. Neustadt: Hier liegen Segelboote und stoppen Frachtschiffe: Der Neustädter Hafen ist im Vergleich mit anderen entlang der Küste eher klein, zählt aber dennoch rund 300 Liegeplätze im Sportboothafen und verzeichnete zuletzt eine steigende Zahl von Frachtschiffen. „2020 haben 14 Schiffe mit unter anderem Dünger, Split und Schotter festgemacht“, sagt Oldhof und ergänzt, dass diese nicht mehr als 120 Meter lang und 3500 Tonnen schwer sein dürfen. Nach den Hafenausbaggerungen in den Jahren 2014 und 2015 liegt der maximale Tiefgang bei 5,50 Meter. Hafenmeister machen im Sommer Überstunden: Der Job eines Hafenmeisters ist äußerst abwechslungsreich. Im Frühjahr und Herbst müssen zahlreiche Segel- und Motorboote per Kran ins Hafenbecken gesetzt werden. In den Wintermonaten gilt es, stets den Wasserpegel im Blick zu haben und Reparaturarbeiten zu begleiten. „Du musst Idealist sein. Gerade in der Sommersaison sollte man nicht auf die Stunden gucken. Wenn der Kranplan nicht richtig durchgetaktet, oder die Strömung sehr stark ist, kann das Kranen schon mal länger dauern“, erläutert Oldhof. Den Wasserstand im Hafen stets im Blick: Äußerst wichtig sei zudem, mit Menschen umgehen zu wollen. „Wichtig sind bei dem Beruf, der eher eine Berufung ist, Flexibilität und Spontanität. Es kommen sehr verschiedene Charaktere mit ihren Booten. Sie alle müssen unterschiedlich behandelt werden. Zudem gibt es auch mal technische Probleme, die beseitigt werden müssen und wenn der Wasserstand erhöht ist, muss der Hafenmeister auch mal raus und gucken, wie die Boote vertäut sind“, erklärt Harald Wiese, Leiter Hafen der Stadtwerke Neustadt. Darüber hinaus sollten Bewerber eine abgeschlossene Ausbildung im nautischen, technischen oder handwerklichen Bereich mitbringen und mindestens den Sportküstenschifferschein haben sowie fit im Umgang mit Computern sein. Lesen Sie auch Neustadt: Auf der Hafenwestseite läuft Abriss der ersten Gebäude Stadtwerke Neustadt wollen Hafenwestseite mit Wärme aus Ostsee heizen Scharbeutz: Seehundjäger erlöst kranke und abgemagerte Kegelrobbe Dann muss der neue Hafenmeister anfangen: „Wir glauben nicht, einen fertigen Hafenmeister zu finden“, sagt Wiese. Dafür sei der Beruf zu selten. Um dennoch einen reibungslosen Übergang hinzubekommen, soll der Nachfolger von Oldhof möglichst zeitnah anfangen. Bewerbungsschluss für die Stelle ist der 15. Februar. „Es wäre mir eine große Ehre, jemanden einzuarbeiten“, sagt Hafenmeister Oldhof. Bislang liegen 25 Bewerbungen vor, darunter eine aus Österreich. Als die „Dagny“ sank und der WDR Neustadt besuchte: Neben der Betreuung von Seglern, Motorbootsbesitzern und Frachtschiff-Kapitänen gibt es für den Hafenmeister immer wieder überraschende Herausforderungen. Richtig rund ging es im Herbst 2014, als der Traditionssegler „Dagny“ im Hafen volllief und versank. Die Bergung zwölf Tage später zog viele Schaulustige an. Viel Trubel gab es auch im Juli 2019. Damals stellte die Bundespolizei See das erste von drei neuen Schiffen in Neustadt in Dienst. Der Festakt an Bord des 86,20 Meter langen Küstenwachen-Schiffes lockte zahlreiche Besucher nach Neustadt. Zudem war Oldhof 2014 mit WDR-Moderatorin Andrea Grießmann für die Sendung „Wunderschön“ im Kommunalhafen unterwegs. Hafenmeister als Aushängeschild: Dabei ist sich Sven Oldhof bewusst, welchen Stellenwert die Arbeit als Hafenmeister mit sich bringen kann. Bei Großereignissen wie den Tag der Küstenwache sei er eine Art Aushängeschild und müsse dafür sorgen, dass alles reibungslos laufe. „Alle schauen hin, ob alles glattgeht“, sagt er und ergänzt, dass der Neustädter Hafenmeister stets von drei weiteren Mitarbeitern unterstützt wird. Von Sebastian Rosenkötter