Hansa-Park: Fliegender Hai steht zum Verkauf

Ob Achterbahn, Kinderkarussell, Auto-Scooter oder Wasserbahn – Martin Meijer hat sie alle im Angebot. Der Mann aus dem niederländischen Apeldoorn hat sich auf den Verkauf von ausgemusterten Fahrgeschäften spezialisiert. Nach dem Ende der Saison 2018 kam er so in den Besitz des „Fliegenden Hais“. Die Schiffschaukel mit Überschlag gehörte fast drei Jahrzehnte zu den Top-Attraktionen im Sierksdorfer Hansa-Park. Der „Fliegende Hai“ war ein Energiefresser: Parkchefin Claudia Leicht beschreibt den „Fliegenden Hai“ rückblickend als eine Attraktion, die für Nervenkitzel gesorgt hat. „Er war zu seiner Zeit sicher so etwas wie ein ,Thrill Ride’ (Fahrgeschäft mit Nervenkitzel), der aber selbstverständlich nicht mit den heutigen zu vergleichen ist.“ Dass die Gondel abgebaut wurde, hatte mehrere Gründe: Es mangelte an Ersatzteilen und zudem wurde der Strom der 1991 in Betrieb genommenen Überschlagsschiffschaukel für den 2019 eröffneten Freifallturm „Highlander“ benötigt. Claudia Leicht erläuterte im September 2018 gegenüber den LN, dass die Hydraulik des Hais enorm viel Energie verschlinge. Besucher entscheiden über Fahrgeschäfte: Dass Fahrgeschäfte nicht ewig bleiben, ist für die Parkchefin völlig normal. Der Hansa-Park werde ständig den Wünschen seiner Gäste entsprechend weiterentwickelt. „Wenn Attraktionen nicht mehr so beliebt sind, wenn grundlegende Ersatzteile nicht mehr beschafft werden können oder wenn Attraktionen nicht mehr in die thematische Weiterentwicklung des Parks passen, ist es an der Zeit, für neue Attraktionen Platz zu machen“, führt sie aus. „Kärnan“ veränderte die Windverhältnisse: Überraschend kam das Aus des erst 2005 eröffneten „Torre del Mar“ im Jahr 2016. Das rund 70 Meter hohe Flugkarussell wurde ungeplant Opfer des kurz zuvor eröffneten Besucherlieblings „Kärnan“ – einer Achterbahn. Claudia Leicht spricht von einem besonderen Fall. „Der ,Torre del Mar’ konnte wegen der Windverhältnisse, die durch Kärnan entstanden sind, nicht mehr so betrieben werden, wie wir es uns vorstellten.“ Ebenfalls aus dem Sierksdorfer Freizeitpark verschwand in den vergangenen Jahren „Die Glocke“. Sie musste für die nach wie vor noch nicht fertiggestellte „Awildas Welt“ Platz machen. Zudem wurde der „El Paso Express“, eine seit 1989 genutzte Achterbahn mit Rückwärtsfahrt, für „Barcos del Mar“ abgebaut. Letzterer ist eine Kombination aus Schiff und Motorrad. Die Nutzer sitzen in den Fahrzeugen und heben kreisförmig ab. Nicht alle Fahrgeschäfte haben eine Zukunft: Stellt sich die Frage, was mit den alten Fahrgeschäften passiert. Claudia Leicht sagt, dass dies von Fall zu Fall unterschiedlich ist. „Manchmal lässt der Rückbau keinen weiteren Verkauf zu, ist also aufwendiger und teuer als der Gebrauchtwert“, erklärt sie. Jedoch komme es auch vor, dass sich ein Käufer findet. „Da gibt es keine pauschale Antwort. Es kommt ganz darauf an, um welche Fahrattraktion es sich handelt. Für einige ist durchaus ein Markt vorhanden, für andere wiederum nicht“, sagt sie. Ein Hai auf der Autobahn: Der „Fliegende Hai“ landete letztendlich bei Martin Meijer. Er ließ ihn im Januar 2019, festgeschnallt auf einem Schwertransporter, abholen. LN-Leser Domenic Hoffmann gelang es damals, ein Foto von dem Transporter auf der Autobahn 1 in Richtung Süden zu machen. Seitdem befindet sich der Hai auf einem Lagerplatz in Holland und Meijer wartet auf einen passenden Käufer. Ein Autoscooter für den Privatgebrauch: Der in einer Schaustellerfamilie aufgewachsene Geschäftsmann erzählte den LN, dass er vor etwa sechs bis sieben Jahren begonnen habe, Achterbahnen und andere Fahrgeschäfte aus Freizeitparks aufzukaufen. „Wir sind auf der ganzen Welt aktiv. Wir bauen die Anlagen ab, transportieren sie nach Apeldoorn und lagern sie dort“, sagt er. Dabei kaufe er nicht nur heile Attraktionen, sondern durchaus auch defekte, um an Ersatzteile zu kommen. Zu seinen Kunden zählen nach eigenen Angaben sowohl Unternehmen als auch Einzelpersonen. Gerade erst habe ein Vater für seine Kinder einen kleinen Autoscooter kaufen wollen. Darüber hinaus lackieren Meijer und sein Team Fahrgeschäfte um und verleihen diese. Für den „Fliegenden Hai“ sucht er nach wie vor einen Käufer. „Es gibt einen Interessenten aus dem Irak“, sagt er. Wie teuer der jahrelang im Hansa-Park betriebene Hai sein soll, sagt er nicht. Interessenten könnten über seine Internetseite Gebote abgeben. Lesen Sie auch Hansa-Park: Halbzeit der Saison 2020 - Besucherzahlen verwirren Gäste Hansa-Park in Bildern: So war der Saisonstart Historische Bilder aus dem Hansa-Park Von Sebastian Rosenkötter