Hauptstraße in Ratekau: Radfahrer sollen künftig auf die Straße

Ein Transporter parkt am Fahrbahnrand, dahinter befindet sich eine Verkehrsinsel. Der entgegenkommende Verkehr muss warten. „Und schon hat man eine unübersichtliche Situation“, sagt Corina Harnack (BFG) und deutet auf die Ratekauer Hauptstraße, in der genau in dem Moment auch noch zwei Radfahrer in Richtung Kirche fahren. Bisher befindet sich entlang der Straße ein kombinierter Geh- und Radweg. Doch der soll nun zwischen der Kirche und dem Dorfmuseum abgeschafft werden – das ist das Ergebnis einer Radwegeverkehrsschau. Die Radfahrer sollen laut dem Kreis stattdessen auf der Straße fahren. Grund für die Entscheidung sind unter anderem die vielen Einmündungen und Ausfahrten, die die Situation unübersichtlich und damit gefährlich machen. BFG wehrt sich gegen die Entscheidung des Kreises: Aus Sicht von Corina Harnack eine fatale Entscheidung. „Nach Meinung der BFG führt das einerseits zwar zu einer Entlastung der Fußgänger, andererseits aber zu einer deutlichen Gefährdung der Fahrradfahrer. Als Verbindungsstraße nach Techau und zum Gewerbegebiet Zeissstraße wird die Hauptstraße auch von vielen Lkw und Bussen genutzt“, sagt sie. Zustimmung bekommt sie von Gabriele Priedemann, Behindertenbeauftragte der Gemeinde Ratekau, die direkt an der Hauptstraße lebt. „Das ist ja nicht irgendeine Nebenstraße, sondern eine sehr befahrene Straße“, sagt sie. „Hier herrscht reger Verkehr. Gerade für Kinder ist es sehr gefährlich auf der Straße zu fahren.“ Benutzt wird die Straße von Jung und Alt. Kinder, die zur Schule oder zum Sport fahren, radeln hier ebenso wie Gemeindemitglieder, die nach Techau wollen oder Urlauber, die Ostholstein per Rad erkunden. Vorschläge wurden abgelehnt: Hinsichtlich der durchgeführten Radverkehrsschau gibt es im Nachhinein unterschiedliche Ansichten. Die BFG hatte dieser zugestimmt, weil sie von einer Zustandsüberprüfung der Wege ausgegangen war. Doch darum ging es vor Ort gar nicht. Begutachtet wurden die Radwege lediglich unter anderen Aspekten. In der letzten Sitzung des Sozialausschusses wurde die Schau deshalb noch einmal Thema. Doch der Antrag der BFG, den kombinierten Geh- und Radweg beizubehalten, wurde abgelehnt – ebenso wie der Vorschlag, den vorhandenen Weg zu verbreitern. Regelung gilt erst nach Ende der Baumaßnahme: Stattdessen soll die beschlossene Regelung nun umgesetzt werden. „Das wird allerdings erst passieren, wenn die Baumaßnahme beendet ist“, sagt Bürgermeister Thomas Keller. Denn derzeit wird die Hauptstraße zwischen der Eutiner Straße und dem Ortseingang Ratekau ausgebaut. Keller macht auch deutlich, dass an der Entscheidung nicht mehr zu rütteln ist. „Das Ganze ist eine verkehrsrechtliche Anordnung des Kreises, die wir lediglich umsetzen“, sagt er. Aber er verspricht: „Wir werden an den Stellen, an denen der Radverkehr auf den normalen Radweg zurückgeführt wird, eine vernünftige Wegeführung einrichten.“ ADFC befürwortet die Entscheidung: Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) war bei der Verkehrsschau mit an Bord. Einwände gegen die Änderung gab es dabei nicht. „Statistisch gesehen ist das Risiko auf der Straße zu fahren nicht höher als auf dem Radweg“, sagt Jan Karthäuser vom ADFC. In diesem Fall komme dazu, dass der Radweg an vielen Stellen zu schmal sei. „Zudem gibt es viele Einmündungen und Zufahrten, die schlecht einsehbar sind. Wir befürworten daher, dass die Radfahrer auf der Straße fahren“, sagt er. Lesen Sie auch Ärger um Straßenneubau: Weg für Schulkinder verschwunden ADFC: Mehr Platz für Räder in Bussen und Bahnen Staus befürchtet: Eutin verzichtet auf Radschutzstreifen Von Maike Wegner

Hauptstraße in Ratekau: Radweg weg - Radfahrer sollen auf die Straße