Heiligenhafen: Bürgerentscheid über Hotel und Schwimmbad am Steinwarder

Es war in den vergangenen Monaten eines der beherrschenden Themen in Heiligenhafen. Sollen auf dem Steinwarder ein Schwimmbad, ein Hotel und ein Großparkplatz gebaut werden? Eine Initiative spricht sich für, ein Bündnis derweil gegen das Projekt aus und hatte erreicht, dass es zu einem Bürgerentscheid kommt. Jetzt ist es so weit. Am Sonntag, 14. Februar, können die Bürger der Stadt abstimmen. 1700 Bürger haben schon per Brief abgestimmt: „Sind Sie dafür, dass auf dem Steinwarder keine weitere Bebauung vorgenommen wird, die Planungen für ein Hotel, Erlebnisbad und Parkpalette eingestellt und die hierfür beschlossenen Aufstellungsbeschlüsse aufgehoben werden?“ Diese Frage gilt es zu beantworten und viele haben dies bereits schriftlich getan. Rund 1700 „Briefabstimmer“ würden sie vor dem Wochenende mittlerweile im Rathaus zählen, erläutert Bürgermeister und Wahlleiter Kuno Brandt. Er betont: „Dies ist schon deutlich mehr als bei anderen Wahlen in Heiligenhafen.“ Sicher sei dies auch der aktuellen Corona-Lage geschuldet. In der Regel seien es sonst immer um die 1300 bis 1400 Briefe. Auf der „Potenzialfläche“ von 18 000 Quadratmetern auf dem Steinwarder laufen unter dem Titel „Badedeck Heiligenhafen“ die Planungen für ein neues Schwimmbad. Das 15-Millionen-Euro-Projekt sieht ein Becken mit sechs 25-Meter-Bahnen vor. Darüber hinaus soll es eine Sprunganlage sowie Erlebnisbereiche für Kinder geben, ein Dachgeschoss mit Sauna, Terrasse, Gastro- und Wellnessbereich könnte das Freizeitangebot zudem ergänzen. In direkter Anbindung an das Bad soll ein Familotel mit etwa 400 Betten errichtet werden. Der Privatinvestor soll sich zu einem Drittel an den Hallen-Betriebskosten von jährlich 1,5 Millionen Euro beteiligen, den Rest sollen Eintrittsgelder und ein städtischer Zuschuss von maximal 500 000 Euro abdecken. Der Bau des Schwimmbads hängt aber auch von Fördermitteln ab, mindestens 70 Prozent der Kosten sollen so abgedeckt werden. Mit rund 100 000 Gästen wird im Erlebnisbad pro Jahr gerechnet, für die Besucher soll eine Parkpalette zur Verfügung gestellt werden. Bis Sonntag, 15 Uhr, werden noch Briefwahlunterlagen angenommen. „Danach werden sie nach Abstimmungsbezirk sortiert und dem zuständigen Wahllokal übergeben, damit diese Stimmen dort ab 18 Uhr mitgezählt werden können“, erläutert der Bürgermeister. Wie viele Bürger sich noch am eigentlichen Wahltag zu Fuß auf den Weg machen, um ihr Kreuzchen zu setzen, könne er indes ganz schwierig einschätzen. Die Auszählungen blieben öffentlich, wie Brandt hervorhebt: „Nichts passiert im Geheimen, aber der Zugang ist aufgrund der Corona-Verordnungen begrenzt.“ Die Ergebnisse werden im Internet präsentiert: Eine öffentliche Präsentation der Abstimmung im Rathaussaal – wie noch vor knapp einem Jahr bei der Bürgermeisterwahl – soll es allerdings nicht geben. „Auf der Internetseite der Stadt Heiligenhafen ( www.heiligenhafen.de ) wird ein Link bereitgestellt, wo Interessierte die eingehenden Ergebnisse aus den vier Wahllokalen fortlaufend einsehen können“, so Kuno Brandt. Lesen Sie auch Heiligenhafen: So läuft der Bürgerentscheid zum Steinwarder Bürgerbegehren und Bürgerentscheid: Dagegen wird in Ostholstein gekämpft Heiligenhafen: Bürger entscheiden am 14. Februar über Schwimmbad-Neubau Am Montagnachmittag werde der Abstimmungsausschuss tagen und das endgültige Ergebnis feststellen. Sollte es im Sinne des Bündnisses ausgehen, müsste die Verwaltung für die darauffolgenden Sitzungen der Politik die Aufhebung des Aufstellungsbeschlusses und Einstellung der Planungen vorbereiten. Sollte sich eine Mehrheit für das Projekt aussprechen, würde das Verfahren ganz normal weiterlaufen. Bündnis blickt gespannt auf die Entscheidung: „Ich habe keine Ahnung, wie es ausgeht“, sagt Jörn Brauer vom Bündnis Steinwarder und Vorstandssprecher der Grünen Heiligenhafen. Er hatte mit Hans Jürgen Detlef zusammen zunächst ein Bürgerbegehren gegen den geplanten Neubau angeschoben und mit 1561 Unterschriften schließlich den Bürgerentscheid herbeigeführt. „Das Gute ist, die Bürger haben es selbst in der Hand. Ich hoffe, dass die Beteiligung recht ordentlich sein wird“, sagt Brauer. „Egal wie sich die Menschen entscheiden, in welche Richtung es auch immer geht – ich wünsche mir ein deutliches Ergebnis, damit dann Ruhe einkehrt.“ Im Namen des Bündnisses macht Brauer aber noch mal klar: Heiligenhafen entscheide nicht allein über ein Projekt in exponierter Lage. Es gehe um den Weg, den die Stadt gehen wolle. „Tourismus ja, aber mit Sinn und Verstand.“ Für ihn und seine Mitstreiter gehöre die Zukunft nicht dem Massen-, sondern dem Qualitätstourismus mit Erweiterung sicherer Fahrradwege, Naturlehrpfade und einem intakten, zeitgemäßen Zusammenspiel von Strand, Hafen und Stadt. Pro-Schwimmbad-Initiative bleibt optimistisch: Michael Jesse von der „Initiative Pro Schwimmbad“ hingegen sieht in einer neuen Schwimmhalle und einem benachbarten Familienhotel keinen Massentourismus, sondern eine notwendige Ergänzung der Infrastruktur. Ihm liege sehr am Herzen, dass es in Heiligenhafen wieder vernünftigen Schwimmunterricht gebe, so Jesse. Außerdem würde das Erlebnisbad Einheimischen und Gästen zugutekommen. „Ich blicke grundsätzlich immer optimistisch nach vorne“, sagt der Betreiber des Wassersportcenters am Binnensee. Es werde sich zeigen, ob die Kampagne für ein Schwimmbad überzeugt habe. Wie schon zuletzt wolle die Initiative auch diesen Sonnabend noch mal für ihr Anliegen auf dem Markt werben. „Wir hoffen, dass das Projekt weitergeht“, sagt Jesse. Gemeinsam mit Freunden werde er in einem Zoom-Meeting am Sonntagabend den Ausgang der Abstimmung verfolgen. Von Markus Billhardt