Heiligenhafen: Das ist das 28-Millionen-Euro-Konzept für die Zukunft

Das frisch geschnürte Gesamtpaket für Heiligenhafen umfasst wahrscheinlich ein Investitionsvolumen von gut 28 Millionen Euro, enthält mehr als 60 Einzelmaßnahmen innerhalb eines einvernehmlich definierten Sanierungsgebietes und soll die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Warderstadt bis etwa 2036 nachhaltig verbessern können: Der Entwurf für das integrierte Entwicklungskonzept (IEK), das „städtebauliche Missstände“ in Heiligenhafen beheben soll, wird ab Montag, 1. März, der Öffentlichkeit zur Begutachtung vorgestellt – digital und auf Wunsch auch analog bis zum 21. März. Im Pressegespräch merkt Bürgermeister Kuno Brandt dazu vorab an: „Wir sind froh darüber, dass nach der einstimmigen Beschlussempfehlung des Stadtentwicklungsausschusses jetzt mit der Öffentlichkeitsbeteiligung der letzte Schritt gemacht wird, ehe die Stadtvertretung dann in einer Sondersitzung im April oder Mai final darüber entscheidet.“ Das parteilose Stadtoberhaupt erläutert: „Zum Wochenende sind auch die gut 1000 direkt betroffenen Grundstückseigner angeschrieben worden, um sie darüber zu informieren, dass sie mit ihrer Immobilie innerhalb des künftigen Sanierungsgebietes liegen.“ Auf 15 Jahre ausgelegtes Konzept „nicht in Stein gemeißelt“: Auch Roland Pfündl (Fachbereichsleiter Bauen) ist erleichtert, „jetzt endlich auf die Zielgerade einbiegen zu können“, bekennt angesichts der aktuellen Corona-Beschränkungen aber: „Wir hätten der Allgemeinheit den in rund zwei Jahren erarbeiteten Maßnahmenkatalog natürlich auch lieber im Rahmen einer größeren öffentlichen Veranstaltung präsentiert. Aber das ist aufgrund der Pandemie ja leider nicht darstellbar.“ Zudem sagt er: „In diesem umfangreichen Konzept gibt es ausdrücklich keine Prioritätenliste, denn über Reihenfolge und Dringlichkeit der vielfältigen Projekte entscheidet schließlich die Kommunalpolitik – wir arbeiten ihr als Stadtverwaltung gern zu.“ Das auf 15 Jahre angelegte Konzept sei „auch nicht in Stein gemeißelt, sondern kann sich durchaus den temporären Gegebenheiten anpassen“. Auch wenn es keine Prioritätenliste gibt, nennt der Bauamtsleiter doch etliche „IEK-Eckpunkte“ wie etwa die Umgestaltung des Marktplatzes (mit 1,1 Millionen Euro veranschlagt), die Neuordnung der Verkehrsknotenpunkte Am Strande/Am Yachthafen/Kiekut/Brückstraße (1,8 Millionen Euro), Schmiedestraße/Bergstraße und Wilhelmsplatz, Straßensanierungsmaßnahmen und infrastrukturelle Veränderungen im Verlauf von Suhrenpohl, Thulboden und Bergstraße, generelle Barrierefreiheit, punktuelle Einbahnstraßenöffnungen für Radfahrer sowie die „Optimierung und städtebauliche Neupositionierung“ speziell des Hafenbereichs mit all seinen Gewerbeflächen und derzeitigen Leerständen. Pfündl betont: „Die sogenannte ,Hafenkante’ ist als altstadtnahe Potenzialfläche ausgewiesen, die natürlich in Abstimmung mit dortigen Grundstückseignern und Unternehmen zu entwickeln ist – gegebenenfalls auch ohne externe Investoren.“ 2017 wurde Heiligenhafen ins Bund-Länder-Förderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ aufgenommen und hat danach Vorbereitende Untersuchungen (VU) sowie ein auf 15 Jahre ausgelegtes integriertes städtisches Entwicklungskonzept (IEK) für das Innenstadt-Gebiet bei der BIG Städtebau GmbH in Auftrag gegeben. Zur Behebung der ermittelten „funktionalen und städtebaulichen Missstände“ und zur Umsetzung des IEK ist die Anwendung des besonderen Städtebaurechts (§§ 136 bis 164 BauGB) in einem Teil des Untersuchungsgebiets (voraussichtliches Sanierungebiet) notwendig. Die Vorstellung und Erörterung der Untersuchungsergebnisse und des Entwicklungskonzepts findet im Rahmen der obligatorischen Öffentlichkeitsbeteiligung coronabedingt weitgehend digital statt. Vom 1. bis 21. März stehen auf der städtischen Homepage unter www.heiligenhafen.de im Bereich Städtebauförderung alle VU- und IEK-Unterlagen, ein Info-Video und eine Auflistung häufig gestellter Fragen (FAQ) mit Antworten parat. Wer keinen Internetzugang hat, kann in diesem Zeitraum unter der Telefonnummer 043 62/90 68 06 einen Termin zur Vorort-Präsentation und -Einsichtnahme im Rathaus vereinbaren. Dienstags und mittwochs von 12 bis 14 Uhr ist die BIG Städtebau GmbH unter 040/341 06 78 45 für telefonische Anfragen erreichbar. Schriftliche Anmerkungen und Nachfragen nimmt Bianca Rietzler, Stadt Heiligenhafen, Markt 4-5, 23774 Heiligenhafen entgegen. Fördermittel: 15 Millionen Euro von Bund und Land: Zum finanziellen IEK-Aspekt erläutert Bianca Rietzler, die sich im Bauamt vor allem um die Themen Stadtentwicklung, Klimaschutz und Inklusion kümmert: „Wir rechnen bei der Gesamtsumme von gut 28 Millionen Euro nach dem groben Entwurf mit einem städtischen Finanzierungsanteil von bis zu 13 Millionen Euro – der Rest von 15 Millionen dürfte sich laut unserer Kalkulation zu gleichen Teilen aus Fördermitteln von Bund und Land rekrutieren.“ Dabei gibt sie zu bedenken, dass nicht alle IEK-Projekte mit der gleichen Quote und einige Maßnahmen eventuell gar nicht förderfähig seien. Lesen Sie auch Ferienzentrum in Heiligenhafen: Widerstand gegen weiteres Großprojekt AKW-Bauschutt nach Johannistal: Betroffene Nachbarn fordern Zuweisungs-Stopp Heiligenhafen: Bürger verhindern touristisches Millionen-Projekt Dessen ungeachtet findet Bereichsleiter Pfündl: „Dieser Geldsegen sollte dabei helfen können, unsere Innenstadt qualitativ verändern und nachhaltig verbessern zu können." Bürgermeister Brandt pflichtet ihm nicht zuletzt auch als dessen Vorgänger bei und sagt: „Das Konzept eröffnet Heiligenhafen erhebliche zusätzliche Chancen, Maßnahmen zu entwickeln, die wir ansonsten kaum realisieren könnten.“ Von Andreas Oelker