Küstenorte in Ostholstein wollen Feienwohnungen begrenzen

Steigende Nachfrage nach Ferienwohnungen, aber auch Einheimische, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum sind: Nicht nur Scharbeutz versucht, eine Balance zu finden. Mit der Situation, Feriengästen und Einwohnern gerecht zu werden, sehen sich auch andere Orte an Ostholsteins Küste konfrontiert. Über Bebauungspläne und Veränderungssperren versuchen Städte und Gemeinden den Bedarf zu regulieren. Fehmarn: Die Mischung muss stimmen: „Wir haben das Thema als Problem auf Fehmarn identifiziert und für den Ortsteil Burg bereits eine Erhaltungssatzung in Aufstellung. Damit können wir kurzfristig reagieren“, sagt Benjamin May, Bauamtsleiter der Stadt Fehmarn. „Langfristig wollen wir das in unseren über 40 Ortslagen über die Bauleitplanung steuern.“ Laut Melderegisterdaten von 2019 gebe es auf ganz Fehmarn knapp 55 Prozent Dauerwohner, rund 37 Prozent Ferien- und acht Prozent Zweitwohnungen. Ein „gesundes Verhältnis zwischen Dauerwohnen und Ferienwohnungen“ sei für Fehmarn das Ziel, erklärt May. In bestimmten Ortslagen müsse genau betrachtet werden, wie der Bestand an Wohnraum sei und wie viele Ferienunterkünfte noch zugelassen werden könnten. Aktuelle Zahlen dazu würden in der kommenden Woche in einer internen Arbeitsgruppe und am 17. September im Bauausschuss vorgestellt, sagt May. Mit Schrecken blickt der Bauamtsleiter an die Nordseeküste, wo nicht nur Sylt befürchtet, zu einem reinen Urlaubsresort mit unzähligen Job-Pendlern zu werden. „Wir wollen vermeiden, dass man unsere Zukunft auf Sylt angucken kann und werden deshalb handeln“, erklärt er. Heiligenhafen: Stopp für Ferienwohnungen in der Innenstadt: Heiligenhafen habe im Innenstadtbereich bereits über Bebauungspläne und Veränderungssperren reagiert, schildert Bürgermeister Kuno Brandt (parteilos): „Hier wird es keine weiteren Ferienwohnungen geben, außer denen, die schon genehmigt sind. Auch an der Peripherie sind für Gebäude, die nicht dem Tourismus dienen, Ferienwohnungen schon teilweise unterbunden worden.“ In anderen Gebäuden würden Ausnahmen geduldet – „dort sind fünf Prozent der Wohneinheiten als Ferienwohnungen erlaubt“. Brandt ist klar, dass es für viele Investoren interessant sei, Wohnungen als Feriendomizile zu nutzen. „Aber wir wollen eine Durchmischung im Innenstadtbereich“, sagt der Bürgermeister. Der Innenstadtbereich – das Gebiet des B-Plans 92 – umfasst rund 27,1 Hektar. Mehr als ein Fünftel aller Wohnungen in diesem Areal seien Ferienwohnungen und stünden somit für die ortsansässige Bevölkerung bereits nicht mehr zur Verfügung, ergänzt Norbert Schütt aus dem Fachbereich Bauen. Bei der Auswertung nach Untergebieten reiche die Spanne des Anteils, den Ferienwohnungen an den Wohneinheiten einnehmen, von 13 bis 45,3 Prozent. Lesen Sie auch: Ostholstein: Corona-Sommer brachte neue Urlauber an die Küste Ostsee: Strandkörbe sollen bis in den Herbst stehen bleiben Grömitz: Urlauben und Wohnen in drei Zonen: Mittels zwölf Bebauungsplänen, von der Politik einmütig beschlossen und fast alle bereits rechtskräftig, wolle Grömitz das Verhältnis zwischen Dauerwohnen und Ferienwohnungen regulieren, sagt Bürgermeister Mark Burmeister (parteilos). „Damit haben wir bereits vor zwei Jahren begonnen.“ Grömitz sei in drei Zonen eingeteilt: den strandnahen, touristischen Bereich mit Ferien- und Zweitwohnungen, einen, in dem diese mit Hauptwohnungen durchmischt seien und einen dritten, in dem Zweitwohnungen laut neuer B-Pläne gar nicht mehr und Ferienwohnungen höchstens untergeordnet (beispielsweise ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung) zugelassen werden. „Bei neuen Bauvorhaben ist zudem die Geschossigkeit eingeschränkt, auch die Gebäudegröße wird teilweise begrenzt“, sagt der Bürgermeister. Dahme will dörflichen Charakter behalten: Ein Zuviel an Ferienwohnungen sei für Grube kein Thema, sagt Bürgermeisterin Kirsten Sköries (CDU). „Wir müssen erstmal Bauland schaffen, dann können wir regeln, dass die Menschen hier auch wohnen sollen.“ Wenig Probleme sieht auch der Dahmer Bürgermeister Dieter Knoll (CDU). „Das haben wir noch im Griff.“ Dass der Ort seinen dörflichen Charakter behalte, sei aber ein Anliegen aller, für das ein Dorfentwicklungskonzept angestrebt werde. Getrennte Bereiche in Neustadt: Dass sich touristische Nutzung und Dauerwohnen aneinander rieben, sei weniger in Neustadt und Rettin ein Problem, eher dagegen in Pelzerhaken, sagt die Neustädter Bauamtsleiterin Antje Weise. „Wir haben das aber frühzeitig erkannt und beispielsweise im Entwicklungsgebiet Pelzerhaken am Wassersportzentrum mehrere kleine B-Pläne aufgestellt, die in bestimmten Bereichen nur Dauerwohnen zulassen, in anderen nur Ferienwohnungen.“ Konflikte gebe es in gewachsenen Wohngebieten, wenn Generationswechsel anstünden, schildert sie. „Da haben dann die Eltern ein Eigenheim mit Einliegerwohnung besessen, die sie an Feriengäste vermietet haben. Die Erben, die ganz woanders wohnen, möchten das ganze Haus zu Ferienwohnungen umbauen –und das geht dann nicht.“ Lesen Sie auch Heiligenhafen: So sollen Touristen in die Innenstadt gelockt werden Scharbeutz: Keine neuen Ferienwohnungen mehr Scharbeutz: Einwohner wollen auch keine weiteren Ferienwohnungen Ostholstein: Corona-Sommer brachte neue Urlauber an die Küste Ostsee: Strandkörbe sollen bis in den Herbst stehen bleiben Von Ulrike Benthien und Susanne Peyronnet