Kurparkhäuser in Scharbeutz: Die Kosten explodieren

Die Kosten für die Sanierung beziehungsweise für den Neubau dreier Kurparkhäuser in der Gemeinde Scharbeutz sind um mehr als zwei Millionen Euro gestiegen. Heftige Kritik gab es dafür von den Mitgliedern des Tourismusausschusses – die ihre Zustimmung zum entsprechenden Nachtrag zum Wirtschaftsplan erst einmal verweigert haben. Kommunalpolitiker sind sauer: „Ich bin sehr sauer, dass wir das einfach im Haushalt wiederfinden“, ärgert sich Jürgen Brede (SPD). „Normalerweise wird so etwas vorher besprochen, das ist doch kein Pappenstiel.“ Thomas Witting von den Grünen monierte ebenfalls „Kosten, die aus dem Ruder gelaufen sind“, und auch Gabriela Owerien (CDU) erklärte: „Wir hätten viel früher informiert werden müssen.“ Der parteiübergreifende Zorn im Scharbeutzer Tourismusausschuss entzündete sich an mehreren Punkten im „Nachtrag zum Wirtschaftsplan des Tourismus-Service Scharbeutz“, genauer: an den Punkten, die die Kurparkhäuser in Scharbeutz, Haffkrug und Klingberg betreffen. Zusammengerechnet sind die Kosten im Vergleich zur Ursprungsplanung um knapp 2,6 Millionen Euro gestiegen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Umbau und Sanierung des Kurparksaals im Kurparkhaus Scharbeutz sollen nach aktuellem Stand 1,736 Millionen Euro kosten anstatt 1,461 Millionen Euro – macht 275 000 Euro mehr. Nach Angaben von Bauamtsleiterin Dorit Klees mussten zwei Gutachten zu Asbestfunden in den alten Fensterdichtungen erstellt werden. Wegen eines Rechenfehlers in der Ursprungsstatik sei eine Veränderung der Stützen in dem Raum mit seinen unterschiedlichen Höhen nötig, und die Tribüne im Saal sei umgeplant worden. Keine Kinder-Erlebniswelt – keine Fördermittel: Zudem fallen 870 000 Euro Fördermittel für die Sanierung des Saals weg. Dort sollte eigentlich eine maritime Kinder-Erlebniswelt entstehen, für die dieses Geld geflossen wäre. Doch die Gemeinde verzichtete darauf, weil die Fördermittel für 15 Jahre zweckgebunden gewesen wäre – das allerdings wussten die Kommunalpolitiker bereits. Der Saal soll künftig für Vorträge, Konzerte, Sitzungen und Empfänge zu Verfügung stehen. Von 412 000 auf 770 000 Euro, also um 358 000 Euro, steigen die Kosten für die Umgestaltung der Tourist-Info im Erdgeschoss des Scharbeutzer Kurparkhauses. Dort sollen Besucher künftig eine Video-Wand, Bildschirme und Ruhezonen finden. Die Gesamtsumme für die Tourist-Info kann sich für die Gemeinde allerdings um 284 000 Euro Fördermittel reduzieren. Alles in allem liegen die Kosten für die Sanierung des Scharbeutzer Kurparkhauses nach der aktuellen Vorlage um 1,5 Millionen Euro höher als gedacht. Über eine Million Euro mehr fürs „Haffhuus“: Starke Nerven benötigen die Verantwortlichen auch für die Kostensteigerung beim Kulturhaus Haffkrug, dem „Haffhuus“, das derzeit im Haffwiesen-Park gebaut wird. Gesamtkosten von 3,3 Millionen Euro waren genannt, inklusive 750 000 Euro Fördermittel. Laut Nachtrag können es 1,025 Milllionen Euro mehr werden – für die aufwändigen, komplizierten Erdarbeiten (800 000 Euro), die Carport-Anlage (125 000 Euro) und Baunebenkosten (100 000 Euro). Die Politik hatte die Kosten für Haffkrugs neues Kulturzentrum nach langem Ringen um den Neubau zwar gedeckelt – doch das hilft nichts bei allgemein explodierenden Baukosten. Ebenfalls noch nicht im „Haffhuus“-Budget vorgesehen ist außerdem das Geld für eine Küche, Bestuhlung und Medientechnik, erklärte die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos). „Es ist aber schwer, einen Pächter zu finden, der die Kosten für dieses Equipment selbst übernimmt“, gab sie zu bedenken. „Haus des Gastes“ in Klingberg: Mehr Geld für Außenanlagen: Vergleichsweise günstig erscheint in der Debatte die geplante Sanierung vom „Haus des Gastes“ in Klingberg, lässt man das Verhältnis zur Gesamtsumme außer Acht. Zu den vorgesehenen 255 000 Euro müssen weitere 100 000 Euro hinzugerechnet werden. Damit schlagen laut Vorlage die Außenanlagen sowie die Vergabe an den Architekten zu Buche. Dafür soll das Klingberger Haus am Ende aber auch komplett barrierefrei sein. „Ich möchte wissen, was uns da noch blüht“, sagte Imke Meyer (CDU), und mit diesem Wunsch ist sie im Scharbeutzer Tourismusausschuss nicht allein. Er denke darüber nach, „eine Haushaltssperre zu verhängen“, kündigte Joerg Schimeck-Brede (SPD) an. Jürgen Brede (SPD) forderte „detaillierte Aufklärung, sonst können wir nicht zustimmen“. Eine Entscheidung soll erst nach einer Sondersitzung inklusive genauer Vorstellung der einzelnen Posten fallen, voraussichtlich im November. Lesen Sie auch Richtfest am „Haffhuus“: Haffkruger freuen sich auf ihr Kulturhaus Scharbeutz kippt Pläne für die maritimen Erlebniswelt im Kurparksaal Maritime Kinderwelt: Das sind die Umbaupläne für das Kurparkhaus in Scharbeutz 25 Tonnen im Einsatz: Die Bauarbeiten fürs „Haffhus“ beginnen Von Sabine Latzel