Landesbibliothek Eutin findet und restauriert unbekannte Kunstschätze

In den Regalen der Eutiner Landesbibliothek stehen nicht nur historische Bücher und Handschriften. In den Schubladen und Schränken des Magazins lagern auch Karten, Bilder und Zeichnungen. Beim Sichten dieser Sammlungen tauchen immer wieder unbekannte Blätter auf, die sich beim näheren Betrachten als wahre Kunstschätze erweisen. Ein Dutzend dieser wertvollen Bögen wurde nun aufwendig restauriert und öffentlich präsentiert. Zustand der Blätter ist nicht gut: Das Problem: Allein schon aufgrund des Alters befänden sich die Blätter aus Papier oder Karton oft in einem restaurierungsbedürftigen Zustand, erklärte der Landesbibliotheksleiter Dr. Frank Baudach. Hinzu komme, dass viele der Skizzen und Kupferstiche in der Vergangenheit von den Vorbesitzern als Gebrauchsgegenstände genutzt wurden. „Manche dieser Bilder wurden vermutlich bei abendlichen Vergnügen in der höfischen Gesellschaft und des reichen Bürgertums gezeigt und herumgereicht“, vermutet Bibliothekar Thomas Trüter angesichts eines Kupferstichs, der eine Szene aus der griechischen Mythologie darstellt. Ein anderer Bogen bildet ein Deckengemälde aus Versailles ab. Der zeitgenössische Druck aus der Barockzeit sei vermutlich innerhalb des Adels verschenkt worden und diente in manchen Schlössern wohl auch als gestalterisches Vorbild. Beim Auffinden habe das ovale Kunstwerk, das künftig sorgfältig gerahmt in der Bibliothek aufgehängt werden soll, noch aus mehreren Teilen bestanden, erinnert sich Trüter. Restaurierung kostet pro Blatt zwischen 200 und 800 Euro: Hier habe der Restaurator beispielsweise eine abgelöste Widmungskartusche fachkundig wieder angefügt, erklärte der Kunsthistoriker der Fielmann AG, Dr. Jürgen Ostwald, das Sicherungsverfahren. Zudem seien, wie bei den meisten anderen Werken auch, die Oberflächen gründlich gereinigt und die Risse sachgerecht geschlossen worden. „Zur Stabilisierung wurden diese Bögen dabei mit einer hauchdünnen Schicht Mehlkleister auf ein spezielles Japanpapier aufgezogen“, sagt Ostwald. Die Fielmann AG zählt seit vielen Jahren zu den Förderern der Landesbibliothek und trägt in diesem Fall die Restaurierungskosten für die historischen Pläne, Landkarten und Kupferstiche. Je nach Zustand koste eine derartige Behandlung zwischen 200 Euro und 800 Euro, manchmal auch etwas mehr, umschreibt Ostwald das finanzielle Engagement. Besonderer Fund zeigt das Schloss Traventhal: Ein ganz besonderer Fund sei eine bislang völlig unbekannte Zeichnung des barocken Gartens von Schloss Traventhal bei Segeberg aus der Zeit um 1750. Die Skizze wurde vom Hofgärtner der Plöner Herzöge Georg Tschierske angefertigt. Ob dieses Bild nur der Planung der neuen Gartenanlage oder vielleicht sogar als Vorzeichnung für einen späteren Kupferstich dienen sollte, soll nun die Forschung ergeben. „Auf jeden Fall sind neben dem Gartengrundriss auch sämtliche Gartenbauten und -perspektiven detailgenau und in hoher Qualität abgebildet“, staunt Ostwald. Dabei sieht er durchaus Parallelen zu aktuellen Zeitschriften und Bildbänden. „Gartenwerke waren schon damals sehr beliebt.“ Lesen Sie auch Fielmann schenkt Malente Gemälde für Thomsen-Kate Eutiner Landesbibliothek bekommt ersten Band des Theatrum Europaeum Fehmarn - Öl-Gemälde der 20er Jahre kehren nach Fehmarn zurück – LN - Lübecker Nachrichten Eutin: Woher kommen die Löcher in den Büchern der Landesbibliothek? Ebenfalls restauriert wurden die Kupferstichfolgen des Lübecker Totentanzes von Carl Julius Milde (1866) und des Berliner Schlosses von Paul Decker (1703), die damit künftig für Ausstellungen zur Verfügungen stehen. Von Dirk Schneider