Lisa bekommt ihren Rollstuhl

Dem jüngsten Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) „folgen wir selbstverständlich gern und freuen uns sehr, dass wir für Lisa Sophie einen individuell angepassten Ultraleichtgewichtsrollstuhl übernehmen können“, heißt es jetzt von der AOK Nordwest. Bisher hatte sich die Versicherung geweigert, die Kosten zu tragen. Berufen hatte sich die Krankenkasse auch dabei stets auf die Einschätzung des MDK. Letzterer hatte bisher geurteilt, Lisa sei nicht in der Lage, einen Rollstuhl zu nutzen – trotz gegenteiliger Videos, die die Eltern eingeschickt hatten. „Der neuen Empfehlung der Fachleute folgen wir gern." Jens Kuschel, AOK Nordwest Zurzeit fährt Lisa zu Hause mit einem geliehenen Rollstuhl. Im behindertengerechten Bungalow der Familie kann sie sich mit dem Hilfsmittel alleine von Raum zu Raum bewegen. Und nur damit: Das Mädchen hat eine Muskelschwäche, kann weder laufen noch krabbeln. „Der Rollstuhl ist für sie die einzige Möglichkeit, sich selbstständig fortzubewegen“, hatten die Eltern immer wieder an die AOK Nordwest appelliert, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Jasmin und Nils Robien sind froh, dass es „nun endlich ein Ergebnis gibt“. Wenngleich sie weniger emotional auf die gute Nachricht reagiert habe als gedacht, wie Lisas Mutter sagt: „Ich dachte, mir fällt ein Stein vom Herzen – aber ich hatte schlicht keine Kraft mehr, mich ausgiebig zu freuen.“ Sie sei einfach nur erleichtert, dass es vorbei sei. „Wir haben so lange gekämpft und wurden gefühlt bis zuletzt immer wieder hingehalten“, schildert sie ihren Eindruck. Dass sie nach dem Hausbesuch noch einmal vier Wochen auf ein Ergebnis hätten warten müssen, habe die Nerven der Eltern noch einmal zusätzlich strapaziert. 25. Januar: Krankenkasse verweigert der kleinen Lisa den Rollstuhl 30. Januar: Fall Lisa: AOK in der Kritik 27. Februar: Fall wird neu geprüft: Bekommt Lisa den Rollstuhl? Letztendlich besagt das Gutachten nun das, was Jasmin und Nils Robien seit Monaten predigen: Ihre Tochter kann den Rollstuhl „eigenhändig drehen und zielgerichtet durch die Wohnung steuern“. Der MDK empfiehlt deshalb „eine Kostenübernahme eines speziell auf Lisa Sophie zugeschnittenen manuellen Aktivrollstuhls“. Ein entsprechendes Gefährt sei nun sofort in Auftrag gegeben worden, heißt es von der AOK Nordwest. Angefertigt werden soll der spezielle Rollstuhl vom Kinder-Sanitätshaus „4ma 3ma“ mit Hauptsitz in Dortmund – der Firma, die der Familie auch den jetzigen Leih-Rollstuhl kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Auch David Lebuser von der Hamburger Zweigstelle von „4ma 3ma“ hatte betont, wie wichtig ein eigener Rollstuhl für Lisas Entwicklung sei: „Das ist ein Stück Selbstbestimmung.“ Etwa 8000 Euro soll das individuelle Gefährt kosten. Für April ist ein Termin angesetzt, bei dem Lisas Maße genommen werden. Dann wird der Rollstuhl endlich gebaut, auf den sie schon so lange wartet. Jennifer Binder

Quals - Lisa bekommt ihren Rollstuhl