Lockdown in Timmendorf: Das machen die Promi-Cafés

Die Zwangspause sinnvoll nutzen – das versuchen zahlreiche Betriebe. Auch die Chefs der bekannten Treffs am Timmendorfer Platz, „Café Wichtig“ und „Central Café Fitz“, stemmen sich gegen den coronabedingten Winterschlaf. Mit einem umfangreichen Außer-Haus-Verkauf und einer radikalen Total-Renovierung. „Café Fitz“: Im Dezember legten die Handwerker los: Wann, wenn nicht jetzt? Diese rhetorische Frage habe er sich im Dezember 2020 gestellt, sagt Christian Fitz, Chef des Timmendorfer „Central Café Fitz“ (CCF). Und zwar mit Blick auf die eigentlich erst für einen späteren Zeitpunkt geplante Komplett-Renovierung des Lokals am Timmendorfer Platz. Das Café hatte seit November zwangsweise geschlossen, ein Ende des Lockdowns war nicht in Sicht – also los. „Ich habe den Architekten auf den Plan gerufen, und die Handwerker waren glücklicherweise flexibel“, sagt Christian Fitz. Die Küche vom Café Fitz wird verborgen: Umstandslos wurde alles herausgerissen, berichtet er, die CCF-Räume sind quasi entkernt. Eine Erneuerung bei Bewahrung des alten Charmes sei das Ziel. „Die Gäste werden das ,Café Fitz’ wiedererkennen“, kündigt Christian Fitz an. Tische und Tresen erhalten ihre vorherigen Plätze, einige Ecken werden abgerundet, Stein- gegen Holzplatten getauscht, Haustechnik und Lüftungsanlage erneuert und die Küche vergrößert. „Die Gäste können künftig auch nicht mehr in den Küchenbereich schauen“, erklärt der CCF-Chef. Das solle mehr Ruhe bringen. Die Renovierung war schon lange geplant: Christian Fitz investiert nach eigenen Angaben eine sechsstellige Summe ins Café – ein mutiger Schritt während eines Lockdowns mit ungewissem Ende, oder? „Ich plane das ja seit Jahren, habe entsprechend Geld dafür zurückgelegt“, sagt er. Die Renovierung sei somit lediglich vorgezogen. Seine Mitarbeiter – 40 aus dem Café und 20 aus dem benachbarten Fisch-Restaurant – seien in Kurzarbeit. Von den von der Bundesregierung zugesagten Hilfen seien bisher nur Abschläge eingegangen, „aber bei Weitem noch nicht alles“. Dann soll das „Café Fitz“ fertig sein: Dennoch seien die Gastronomen an der Küste in einer vergleichsweise günstigen Lage, findet Christian Fitz. „Wir hatten wenigstens eine gute Sommersaison, wenn auch mit reduzierter Anzahl an Plätzen. Da ging es vielen Kollegen in den Städten schlechter.“ Er befasse sich derzeit eher mit der Bauplanung als mit dem Lockdown. Sein Ziel: Fertigstellung bis Mitte Februar. An eine Einweihungsfeier sei dann natürlich nicht zu denken. „Aber ich hoffe, dass wir mit einem Außer-Haus-Verkauf beginnen können. Man verliert ja sonst auch den Kontakt zu den eigenen Leuten.“ Lesen Sie auch Jobs im Lockdown: Diese vier Menschen aus Lübeck sind neu durchgestartet Corona-Lockdown: Verschärfte Maskenpflicht gilt in SH ab 25. Januar „Café Wichtig“: Fischbrötchen und Burger zum Mitnehmen: Außer Haus verkaufen die Mitarbeiter des Nachbarn, des „Cafe Wichtig“, das schon im Frühjahr 2019 aufwendig renoviert und umgebaut wurde. Derzeit gibt es von Donnerstag bis Sonntag, zwischen 11.30 und etwa 18 Uhr, ein breites Angebot zum Mitnehmen – Bratwurst, Erbsensuppe, Pizza, Fischbrötchen, Pommes, Burger, Hühnerfrikassee, Salat, Waffeln und Berliner. „Damit versorgen wir vor allem die Einheimischen“, sagt der Chef Jan Schumann. „Viele Gäste kommen regelmäßig, deswegen wechseln wir das Programm auch.“ Die Café-Azubis arbeiten weiter: Auf diese Weise seien etwa zehn Mitarbeiter im Einsatz, „unter anderem unsere Azubis aus der Konditorei, deren Ausbildung ohnehin weitergeht“, erklärt Jan Schumann. „Es kann ja nicht sein, dass die monatelang gar nichts lernen.“ Zudem freuten sich diejenigen, die arbeiten könnten: „Gute Leute wollen etwas machen, und es bringt Struktur in den Tag.“ Etwa 25 Mitarbeiter seien jedoch in Kurzarbeit, „und das ist nicht einfach. Man muss auch daran denken, dass das eine krasse Rentenlücke nach sich ziehen kann“. Wann macht das „Café Wichtig“ wieder auf? Aus dem „Café-Wichtig“-Team sei noch niemand in andere Branchen abgewandert, berichtet Jan Schumann. Grundsätzlich werde dieses Problem aber auf die Gastronomie zukommen, fürchtet er, „zumal an der Küste bereits vor der Corona-Krise Personalmangel herrschte“. Schumann kritisiert die schleppende Auszahlung der angekündigten Hilfen. Die Zusagen aus der Bundespolitik hätten mit der Wirklichkeit nichts zu tun. „Das sorgt bei vielen für Existenzsorgen.“ Pessimistisch geschätzt, könnte sein Café vielleicht im Mai oder Juni wieder öffnen, meint Schumann. Bis dahin gibt es die Speisen weiterhin nur außer Haus – und keinen Alkohol wie beispielsweise Glühwein, auch wenn einige Gäste immer noch hartnäckig danach fragten. Von Sabine Latzel